Christian F.: Sphaerularia bombi
Hallo,
nachdem wir vor kurzem über Milben
http://www.bombus.de/hummelforum/HummelForumMessage.aspx?MessageID=7292
diskutiert haben, wollte ich jetzt einmal Sphaerularia bombi (Sphb)
vorstellen. Dabei handelt es sich um sogenannte Nematoden, das sind Fadenwürmer, die prinzipiell sehr häufig in allen möglichen Medien vorkommen. Sphb befällt überwinternde Hummelköniginnen in ihren Verstecken. In den Königinnen entwickeln sich die 1mm großen Fadenwürmer (d.h. man kann sie sehen!) zu 2,5cm langen Schläuchen.
In diesen Schläuchen werden bis zu 40.00 Eier produziert. Diese gelangen noch im Embryonalstadium in die Leibeshöhle der Hummel, wo sie sich zu Larven weiterentwickeln. Irgendwann bohren sie sich durch Darmwand und Darmlumen der Hummel. Es gibt dann zwei Möglichkeiten wie sie diese verlassen. Entweder über den Kot, oder selbständig über den After.
STEIN erwähnt, dass der Aktionsradius dieser Nematoden sehr eingeschränkt ist. SCHMID-HEMPEL errechnet eine durchschnittliche Ausbreitungsgeschwindkigkeit von 1km pro Jahr.
[Man kann sich damit leicht vorstellen, dass man durch Versetzen von Königinnen die man von weit her holt, wie der „ein oder andere“ es schon beschrieben hat, seinen eigenen Garten und die unmittelbare Umgebung verseucht.]
STEIN zählte bei Infektionen gleich 4-6 Parasiten, aber auch 20-30 Schläuche/Parasiten in einer Königin.
Er meint, wenn in den infizierten Hummeln bereits Larven vorhanden sind
kann man so ein Tiere in ein Glas setzen. „Alsbald“ sollen dann die Larven die Glaswand hochkriechen.
(im Embryonalstadium kann man dies auf diese Weise natürlich noch nicht feststellen)
Das Verhalten der Hummelköniginnen:
Befallene Königinnen fliegen bis in den Juni „unstet umher“. Dabei fliegen sie nah am Boden und suchen nach Erdlöchern, Spalten und Laubhaufen. Sie gründen aber nie ein Nest, da ihre Ovarien beschädigt wurden. Dabei suchen sie offenbar nach Winterquartieren. An den jeweiligen Plätzen verlassen dann die Larven die Königin. Diese stirbt irgendwann und die Larven entwickeln sich in der Erde weiter. Da es sich bei diesen Orten um potentielle Winterquartiere der Hummeln handelt, haben die Nematoden eine gute Chance auf eine neue Hummelkönigin zu treffen.
STEIN bemerkte, dass man auch nach 2 Jahren im Trockenstadium die Nematoden durch Flüssigkeitszugabe wieder beleben kann. (Die Infektionsfähigkeit der Wiederbelebten lässt er aber offen)
SCHMID-HEMPEL erwähnt, dass nach seinen Untersuchungen 12% der überwinterten Hummelköniginnen infiziert sind. Dabei sind frühere Hummelköniginnen häufiger infiziert als spätere.
Er stellte auch fest, dass nach milden Wintern die Infektionsrate höher ist. [Womöglich sterben infizierte Königinnen in harten Wintern eher. So könnten harsche Minustemperaturen zu einer Reduzierung der Infektionsrate führen.]
Quellen:
Stein, G.: Beiträge zur Biologie der Hummel unter besonderer Berücksichtigung der Sphaerularia-Infektion, 1955.
Schmid-Hempel, P.: Parasites in Social Insects, Princeton, 1998.
Grüße,
Christian
Themenübersicht öffnen: Sphaerularia bombi