Hummelsterben unter den Linden
Alljährlich finden sich unter den spät blühenden Linden im Juli / August eine Vielzahl toter oder sterbender Hummeln, insbesondere Erdhummeln. Was ist der Grund für das “Hummelsterben unter den Linden”?
Bis in die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde angenommen, dass der Nektar der Silber- und Krimlinden für die Hummeln giftig sei und es wurden teilweise diese Bäume sogar abgeholzt. Mittlerweile ist nachgewiesen, dass der Nektar ungiftig für Bienen und Hummeln ist und eine wertvolle Trachtquelle darstellt.
Mittlerweile ist erwiesen, dass die Hummeln unter den Linden verhungern und zwar auch dann, wenn eine alternative Tracht zur Verfügung steht. So wurden in einem blühenden Lavendelfeld unter zwei dort stehenden Silberlinden am Ende von deren Blütezeit viele tote Erdhummeln gefunden, aber kaum die zu der Blütezeit ebenfalls häufigen Ackerhummeln. Diese sammelten am Ende der Lindenblüte vornehmlich an den Lavendelblüten, während dies nur vergleichsweise wenige Erdhummeln taten.
Es ist bekannt, dass einige Hummelarten, u.a. die Erdhummel, ihre Trachtquelle nur ungerne wechseln und dies umso weniger, je länger diese verfügbar ist. Die Linde bietet einen sehr langen Zeitraum Nahrung, von der Sommerlinde bis zur Krimlinde sind es ca. 4-6 Wochen. Zudem ist der Nahrungsbedarf der Erdhummelvölker während der Blüte der Sommerlinden am größten (Larvenstadium der Geschlechtstiere) und gleichzeitig kommen die meisten neuen Sammlerinnen hinzu. Diese neuen Arbeiterinnen kennen quasi nur Lindenblüten.
Bei den Ackerhummeln hingegen besteht der höchste Nahrungsbedarf erst später im Jahr und diese Art ist weniger blütenstet, d.h. die Arbeiterinnen wechseln bei abnehmenden Nahrungsangebot eher die Trachtpflanze.
Das aktuelle Wissen über das Hummelsterben unter den Linden lässt den Schluss zu, dass es den einen Grund hierfür nicht gibt, sondern mehrere Ursachen im Zusammenspiel hierfür verantwortlich sind. Um die Zusammenhänge vollständig zu verstehen sind weitere Forschungsarbeiten notwendig.
Für den Hummelfreund ist diese Sachlage natürlich etwas unbefriedigend. Eins vorab zur Beruhigung: Da dieses Phänomen auch schon vor dem Einzug der industriellen Landwirtschaft vorgekommen ist, stellt es keine alleine keine Bedrohung für den Bestand der Erdhummeln dar. Durch die mittlerweile aber vielfältigen Bedrohungen der Hummeln ist es schon sinnvoll nach Möglichkeiten zu suchen, dem Hummelsterben unter den Linden entgegen zu wirken.
Die Schaffung alternativer Nahrungsquellen, insbesondere von Massentrachten, kommt dabei sicherlich eine wichtige Rolle zu. Aufgrund der Dominanz der Sommerlinde kommen hierfür primär Bäume in Frage, z.B. castanea sativa (Esskastanie).
Entkräftete Hummeln unter den Linden zu füttern beruhigt zwar das Gewissen, bringt hingegen wenig Erfolg, nach der Stärkung wird die gefütterte Hummel wieder in die Linde fliegen und dort sterben.
Quellen
Vielen Dank an Manfred!