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Bulli: Fernsehbeitrag – Bienen in Not – im ORF – Neonikotinoidproblematik

Eine Zusammenfassung mit Kommentaren

Am Schauplatz – Beitrag: Bienen in Not – ORF2 – 16.05.2013 – ca. 21:05 Uhr – 37:22 min

Es geht um die Unverträglichkeit von Neonikotinoiden und Bestäubern.

Die Reportage arbeitet die Vergangenheit auf. Wem was passiert ist und unter welchen Umständen das passierte.

Es kommen direkt betroffene Bauern und Imker zu Wort.
Interviews mit Pressesprechern, mit Funktionären von Dachverbänden bzw mit Forschern als Repräsentanten zusammenfassender Studien in Auftrag gegeben von diversen Lobbyisten wurden weitgehend vermieden.
Die Wirkung der Giftgruppe auf Wildbienen/Hummeln wird nur, von den Erfahrungen mit Honigbienen ausgehend, approximiert.

Schnell wird klar, dass die traditionellen technischen Lösungen zur Aussaat von Maiskörnern – die Saatmaschinen – nicht für die neonikotinoid-gebeizten Körner geeignet sind. Zudem ist die Technik so kompliziert anzuwenden, dass die Aussaaten von den Bauern nicht fehlerfrei durchgeführt werden können.
Immer noch landen gebeizte Körner sichtbar auf der Bodenoberfläche.
Von der Abgabe neonikotinoidbelasteter Aerosole durch die Saatmaschinen ganz abgesehen. Zumindest für dieses Problem wurden bienenfreundliche Lösungen gefunden.

Ob wirklich alle im Boden befindlichen Körner in der Tiefe landen, in der sie landen müssten, kann heute und wird auch in Zukunft niemand garantieren.

Die Reportage zeigt außerdem, dass die heute geltende Regel “Die Menge macht das Gift” als Grundlage des standardisierten Beobachtungszeitraums von nur wenigen Stunden für die Beurteilung der Neonikotinoide nicht ausreichend ist.
Der interviewte Neonikotinoid-Hersteller lehnt Forschungsergebnisse die unter der Voraussetzung nicht standardisierter (weil verlängerter) Beobachtungszeiträume gewonnen wurden, grundsätzlich ab.
Allerdings wirbt der gleiche Herseller mit der Langzeitwirkung von diesen Neonikotinoiden, wenn es um Fliegen im Kuhstall oder um Termiten geht.
Nicht nur ein unlogischer Widerspruch, der von den österreichischen Filmemachern aufgedeckt wird.
Letztendlich ist es einer an Neonikotinoidvergiftung sterbenden Wildbienenart egal, ob sie während des gesetzlichen Beobachtungszeitraums an Neonikotinoiden stirbt.

Auf der anderen Seite ist es natürlich logisch, dass die Industrie ein Gift entwickelt, an denen ganze Bienenstöcke auch noch lange nach dem gesetzlichen Beobachtungszeitraum sterben können.
Die Ingenieure werden ja speziell dafür ausgebildet Grenzen einzuhalten, aber dennoch neue Produkte möglich zu machen. Wenn eine Beschränkung besteht, muss man nur noch Wege finden, um sie legal umgehen zu können. Die Forscher, die für Neonikotinoide verantwortlich sind, haben ihren Job wirklich gut gemacht. Da kann man nicht meckern. Neonikotinoide sind anscheinend der Königsweg um die Intention des Gesetzgebers hinter den gesetzlichen Bestimmungen für die Zulassung zu umgehen.

Ein weiterer unlogischer Widerspruch zu den Verlautbarungen seitens des Neonikotinoidherstellers ist, dass eine traditionelle Fruchtfolge nachweislich dem Maiswurzelbohrer keine Chance lässt. Der Einsatz von Neonikotinoiden auf Feldern mit Fruchtfolge erscheint dadurch nicht sinnhaft. So ein Schadinsekt überwindet noch nicht einmal einen Meter zum nächsten Maisfeld, sondern bleibt dort wo es die Pflanzen im Vorjahr befallen hat. Und wenn ein Bauer doch keine Fruchtfolge einhalten will, kann man auf den Maiswurzelbohrer spezialisierte Nematoden einsetzen. Einfach dort ausbringen, wo im Vorjahr Mais stand und gut ist. Neonikotinoide braucht es nicht.

Die Werbestrategie des Herstellers bessert inzwischen nach und stellt die Wirkung auf alle möglichen an Pflanzen saugenden und Pflanzenteile fressende Schadinsekten in den Vordergrund.

Genau genommen saugen Wildbienen & Co auch ‘nur’ Pflanzensäfte (Nektar), fressen nur Pflanzenteile (Pollen) und nutzen die Wasserausscheidungen an den grünen Pflanzenteilen zur Kühlung des Nestes.

So gesehen sind Neonikotinoide zur Bekämpfung der Wildbienen sehr gut geeignet.

Außerdem macht der Beitrag klar, dass der von der Landes- und Bundesregierung (Deutschland) geforderte Bodenerosionsschutz tödlich für Insekten ist. Die Herbstbegrünung der Brachflächen (Bodenerosionsverhinderung) nach der Maispflanzenernte mit Blütenpflanzen, führt dazu dass die Blüten die noch viereinhalb Jahre wirksamen Neonikotinoide aus dem Acker regelrecht an die Insekten verteilen.
So töten nicht nur die vergifteten Flüssigkeitsausscheidungen der Maispflanzen, sondern auch die Blüten der Blumen auf den Äckern, auf denen vorher Mais stand. Neonikotinoide wirken nach Herstellerbeteuerungen (in nicht deutschsprachigen Ländern) fünf Jahre lang. Also erst nach fünf Jahren ist ein Feld erstmalig (Neonikotinoid-)giftfrei, wenn man diesen Beteuerungen vertrauen kann.

Das müsste auch direkte Auswirkungen für die Bauern haben, die auf Bio-Landwirtschaft umstellen wollen. Sie müssten nicht nur die vorgeschriebenen zwei Jahre warten, um ihre Produkte als Bio-Produkte verkaufen zu können. Bei Neonikotinoiden ist das eigentlich zu kurz. Eine Umstellung auf Biolandwirtschaft war bisher schon ein finanzielles Wagnis.

Auch wenn Wildbienen und ganze Honigbienenvölker außerhalb des gesetztlich vorgeschriebenen Beobachtungszeitraums an Neonikotinoiden sterben, so sterben sie dennoch.

Interessant ist, dass man den Zeitpunkt des Bienensterbens planen kann. Ausgangspunkt ist dabei die Neonikotinoidkonzentration bei der die Bienen innerhalb des gesetzlichen Zeitraums sterben.
Will man die Bienen erst nach z. B. 10 Tagen sterben lassen, braucht man einfach nur die N.-Konzentration um das 5000-fache zu senken, usw.

Alleinig der Gesetzgeber reglementiert den Beobachtungszeitraum zur Beurteilung der Giftigkeit von Insektiziden.
Die Forscher haben jedenfalls einen guten Job gemacht.
Glückwunsch.
Milliarden nützliche Insekten würden bestimmt gerne gratulieren, wenn sie nicht bereits als “Kollateralschaden” im “Friendly Fire” der Neonikotinoide verstorben wären.

Mitschnitt des Beitrags ‘Bienen in Not’:
[http://tvthek.orf.at/programs/1239-Am-Schauplatz/episodes/5955411-Am-Schauplatz/5955415-Bienen-in-Not Link]

Reaktion von Bayer:
[http://www.beecare.bayer.com Link]

Kollateralschaden = (u. a.) Umweltschäden durch ausgespülte Schadstoffe
Friendly Fire = man beschießt eigene oder verbündete Streitkräfte in einer Kampfsituation

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