Königinnenkämpfe

Königinnen-Kriege! Gelten Hummeln allgemein als friedlich, ahnen viele nicht, welche Dramen und Krimis sich zuweilen in den dämmrigen Grenzen eines Nests abspielen. Gestern beobachtete ich eine Königin der Dunklen Erdhummel, die sich intensiv für einen meiner Hummelkästen interessierte, in dem bereits eine andere Königin derselben Art mit ihren Arbeiterinnen wohnte. Nach kurzem Suchen drang sie in den Kasten ein, um kurz darauf wieder abzufliegen. Vermutlich wurde sie von den Arbeiterinnen bemerkt und angegriffen.
Doch sie kam am Abend erneut, drang wieder in den Kasten ein, um schließlich die Nestmutter zu überfallen und zu töten. Die Arbeiterinnen werden in Zukunft für sie arbeiten und Pollen und Nektar heranschaffen. Sie wird mit den Arbeiterinnen der ursprünglichen Nestmutter ihr eigenes Volk gründen.
Warum das Ganze? Für eine Königin geht es darum, ihre eigenen Gene weiterzugeben. Ein eigenes Nest zu gründen, birgt ein gewisses Risiko: wochenlanges Ein- und Ausfliegen, bis die ersten Arbeiterinnen schlüpfen usw. Das Risiko, ein vorhandenes Nest zu übernehmen, ist hier mitunter nicht so hoch. Zwar gibt es auch hier das Risiko für die Okkupatin, von der Nestmutter erstochen zu werden. Doch gerade für Königinnen, die später aus der Diapause („Winterstarre“) erwachen und nicht mehr so viel Zeit für eine Nestgründung haben, erscheint die Option zuweilen besser, als ein neues Nest zu gründen. Außerdem scheinen Okkupatinnen öfter als Sieger hervorzugehen, da sie den Überraschungsangriff auf die Nestmutter nutzen.
Wir dürfen nicht den Fehler machen, unsere Moralvorstellungen auf Wildbienen und die Insektenwelt zu übertragen. Es erscheint grausam, gehört aber zum ewigen Kreislauf seit Millionen von Jahren. Meine Fotos zeigen die „neue“ Erdhummelkönigin zusammen mit den von ihr okkupierten Arbeiterinnen.

- Dieses Thema hat 5 Antworten sowie 6 Teilnehmer und wurde zuletzt vor vor 1 Tag, 10 Stunden von
Doris aktualisiert.
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