Kategorie-Archiv: Meine Hummeln 2024
Ein Hornissennest im Hummelhaus
Seit ich Hummeln in Hummelnistkästen halte, haben immer wieder andere Stechimmen, wie z. B. Wespen oder Hornissen, Interesse an so einer Holzkiste gezeigt. Ob das immer eine Wohnungssuche war? Oder Hunger? Wer weis das schon.
Auf alle Fälle wurde von den nestgründenden Königinnen stets versucht, am Deckel des Innenkartons ein Nest kopfüber anzulegen. So, wie man das von Schuppen und Speichern mit Hornissen- oder Wespennest kennt (siehe Bild).
Geworden ist daraus jedoch nie etwas. Angefangene Nester in etwa Walnussgröße, bis zum halben Tennisball, blieben zurück. Die Königinnen gingen verschollen, bevor sich der erste Nachwuchs einstellte.
Und so staunte ich im Juli nicht schlecht, als ich am Essplatz in unserem Garten tiefe Brummtöne vernahm, die so gar nicht zu meiner Ecke mit den Hummelhäusern passen wollten. Tatsächlich hatte es eine Hornissenkönigin geschafft, Nachwuchs im Hummelhaus groß zu ziehen. Und das sah dann so aus:
Völlig friedliche Tiere, die ihre Einflugschneise scheinbar genau in den schmalen Gang am Haus entlang verlegt hatten, der einzige Zugang zu meiner Werkstatt, zur Waschküche, zum Gießwasser holen. Und auf der anderen Seite, etwa 1 Meter entfernt vom Hornissennest, der große Tisch, der bei Geburtstagen die Verwandtschaft mit Kaffee und Kuchen mästet. Natürlich sind auch ab und zu mal kleinere und halbgroße Kinder hier zu Besuch. Meine Freude wurde in der Familie – sagen wir mal so: Die große Begeisterung hatte ich ziemlich exklusiv.
An einem normalen Tag musste also mehrmals direkt vor dem Hornissennest hin und her gegangen werden. Mit Wäschekorb, Gießkanne oder Fahrrad. Der Weg ist nur etwa 50 cm vom Hornissennest entfernt, der Eingang zum Hornissennest ist in Kniehöhe.
Ich beschreibe das so genau, weil viele Menschen Angst vor Horrnissen haben, das ist aber völlig unbegründet, wenn man die Tiere in Ruhe lässt. Jedem Besuch, der hier war, haben ich erst beim Abschied das Hornissennest gezeigt. Obwohl sie keinen Meter davon entfernt saßen, hatten sie es nicht bemerkt.
In Ruhe lassen sollte man die beeindruckend großen Brummer jedoch schon, ich hatte Ende August übermütig das Smartphone mit eingeschalteter Kamera an das Hummelhaus gelehnt, um den Eingang etwas zu filmen. Das sahen die Hornissen als Bedrohung an (relativ großer schwarzer Gegenstand am Nesteingang), die erste Zeit war da schon ziemlich was los:
Aber auch diese Aufregung direkt am Eingang zum Hornissennest war bald vorbei und es ging gewohnt friedlich weiter. Ende Oktober dann war der „Spuk“ auch schon wieder komplett vorbei. Zum Ende hin gab es einige sehr große Exemplare mit auffallend noch tieferem Brummton, ich denke und hoffe auf ausgeflogene Jungköniginnen.
2 Meter links und rechts hatte ich dieses Jahr Wiesenhummeln und Gartenhummeln in anderen Hummelhäusern, das war auch kein Problem, die Gartenhummeln hatten zum Schluss sogar Wachsmottenbefall. Hornissen jagen anscheinend nicht in direkter Umgebung. Nur beim Nistmaterial war unser Zaun mit Kastanienstaketen vor Ort sehr beliebt.
Anders als bei Hummelhäusern habe ich kein einziges totes Tier im verlassenen Hornissennest gesehen.
Fotos vom verlassenen Hornissennest
Schon von außen ist zu erkennen, dass die Hornissen an der Lüftung des Hummelhauses etwas „Feintuning“ betrieben haben. Es ist auf den Fotos etwas schlecht zu erkennen, aber ähnlich wie bei alten Schaufensterbeschattungen wurde eine Art halbrunde Markise über das Lüftungsloch angebracht.
Oben auf dem Innenkarton lagen tote Fliegen, ganz unten scheint es am Nistkarton einen seitlichen Anbau zu geben.
Das Nest selber ist nicht wie vermutet am Deckel, sondern in das Nistmaterial des Hummelnestes gebaut. Es ist etwa 27 cm x 17 cm x 20 cm groß.
An einer Ecke unten gibt es, wie bei man Hummelarten, eine Kotecke. Ansonsten ist das Nest in Stockwerken gebaut. Schmalen Säulen bilden in der Mitte eine Art Halle oder Foyer.
Ehrlich gesagt hatte ich es eigentlich größer vermutet, umso beeindruckender ist diese filigrane Konstruktion. Auffällig ist, dass das Baumaterial, am heutigen feuchten Wintertag, von der Konsistenz her irgendwo zwischen Holz und Leder einzuordnen ist. Das bedeutet, dass die gesamte Konstruktion sehr gut mit Feuchtigkeit umgehen kann. Ein wahres Meisterwerk. Sehr beeindruckend.
Alles Wiesenhummeln – Hummelsaison 2024
Wie leider schon die letzten Jahre konnte ich auch dieses Jahr zeitlich nicht bei der Ansiedlung der Hummelköniginnen dabei sein. Bei 12 Hummelhäusern, die alle schon mehrfach seit Jahren in Benutzung sind, eigentlich kein Problem. So 6-8 Selbstansiedlungen gab es dabei immer, auch eine volle Belegung war schon mal dabei. Dieses Jahr sind es bedauerlicherweise nur drei Ansiedlungen geworden, alles Wiesenhummeln. Ich tippe stark auf Rückkehrerinnen vom letzten Jahr. Genau weis man das ja nie.
Die drei Wiesenhummel-Nester sind schon relativ weit fortgeschritten, zwei davon konnte ich bei einer Nestkontrolle kurz filmen und fotografieren. Das dritte scheint etwas größer zu sein, es ist aber tief eingegraben und völlig mit Wachs verklebt. Ich wollte nichts kaputt machen, nur für ein Foto.
Ich muss wohl nächstes Jahr auch wieder beginnen, die Hummelhäuser zu dekorieren, um sie für Hummelköniginnen attraktiv zu machen. Das musste ich die letzten Jahre nicht mehr, die Hummelhäuser sind teilweise 50 – 100 cm über dem Boden. Der „Duft“ reichte hier aus für zuverlässige Selbstansiedlungen.
Die Hummelhäuser haben dieses Jahr teilweise neue Dächer und Eingänge bekommen, daran liegt es nicht, denn zwei der Ansiedlungen sind in Hummelhäusern mit neuem Dach und neuem Eingang.
Die ersten Wachsmotten sind leider auch schon wieder unterwegs. Das ist schon ein merkwürdiges Hummeljahr. Eigentlich genauso merkwürdig wie jedes Jahr.
Mein kuriosestes Hummelvolk
Hier ein Update, wie es mit dem Volk aus der ersten Ansiedlung weiterging. Es ist so kompliziert wie kurios, aber der Reihe nach: ursprünglich bewohnte ja eine Erdhummel-Königin den Hummelkasten, die nach etwa zwei Wochen, wie berichtet, aber ausgefallen ist. Ich öffnete den Vorbau. Abends saß dann eine Baumhummel-Königin brummend auf den Brutwaben, da direkt daneben der Baumhummelkasten steht und viele Rückkehrerinnen in der unmittelbaren Umgebung des Mutternestes aus dem Vorjahr suchten. Sie muss den Kasten also direkt gefunden haben.
Die Baumhummel legte Eier, brütete Erdhummel-Arbeiterinnen aus und ist am Tag des Schlupfes ausgefallen. Darauf setzte ich eine nestsuchende Erdhummel-Königin ein, die nur einmal aufs Flugbrett krabbelte, wieder zurück in den Kasten lief und diesen bis heute nicht verließ. Sie biss drei Erdhummel-Arbeiterinnen tot, brütete Baumhummel-Arbeiterinnen aus und bebrütet jetzt auch eigene Brut. Sie hat das Nest übernommen!
Das Ganze ist fast drei Wochen her, und sie hat den Kasten bis heute nicht verlassen (Videoüberwachung). Es fliegen ein bis zwei Baumhummel-Arbeiterinnen für sie, drei weitere Zwerg-Arbeiterinnen von Baum- und Erdhummel sind im Nest. Ich stelle alle zwei Tage einen Achter-Legostein mit Fructose-Zuckerlösung neben das Kapok, der komplett leer getrunken wird, bis weitere Arbeiterinnen geschlüpft sind. Da die Königin im Nest bleibt, ist das Volk gerettet. Die Königin ist fit und ich freue mich sehr über mein kuriosestes Volk.
Meine erste Ansiedlung in 2024
Jetzt geht die Hummelsaison 2024 endlich auch für mich los: heute, am 25. Februar, ist mir die erste Ansiedlung einer Erdhummel-Königin gelungen.
Eigentlich habe ich mir noch gar nichts versprochen: meine Hummelhäuser stehen zwar schon seit ein paar Tagen, doch es war heute sehr kühl und auch nass.
Doch nach ein paar Beiträgen aus dem Forum, wonach von einigen hier schon Hummelsichtungen gemeldet wurden, stellte ich mich für zehn Minuten in den Garten. Plötzlich brummte eine nestsuchende Königin um meine Füße. Sie suchte danach intensiv an dem Ort, an dem letztes Jahr der unterirdische Schweglerkasten stand, welchen ich aber dieses Jahr aufgrund des Hochwassers an einem anderen Ort installieren musste. Ich vermute also eine Rückkehrerin.
Ich ließ die Königin in meine Hand krabbeln, setzte sie um 14:35 Uhr in einen Kasten ein, der nur ein paar Meter entfernt stand, und verschloss den Eingang für ein paar Minuten mit Moos. Nach 20 Minuten kam die Königin wieder heraus und machte einen erstklassigen, etwa zwei Minuten dauernden Orientierungsflug, um nach zehn weiteren Minuten wieder zurückzukehren.
Inzwischen ist sie schon mehrere Male ein- und ausgeflogen und hat das Hummelhaus voll angenommen. Es war die erste Hummel, die ich in diesem Jahr gesehen habe. Ich bin super happy, es kann losgehen!
Die Hummelsaison 2024 beginnt
Jedes Frühjahr, wenn die ersten Schneeglöckchen aus der Erde spitzen und die Tage wieder länger werden, ist die Freude groß, wenn der Frühling langsam aber sicher endlich den langen Winter vertreibt.
Ich hab hier in Südostbayern noch keine Hummel gesehen, mein Umfeld angeblich schon. Naja, es ist ja auch erst Mitte Februar, die Hummelköniginnen haben noch alle Zeit der Welt aus ihrem Winterquartier aufzuwachen. Trotzdem habe ich mich von der Vorfreude im Hummelforum anstecken lassen und die ersten drei Hummelhäuser fertig gemacht. Die Hummelsaison 2024 kann also beginnen!
Als Nistmaterial verwende ich dieses Jahr experimentell nur Abschnitte vom Lavendelrückschnitt sowie, wie immer, Kapok. Der Lavendelduft soll Wachsmotten abhalten. Da bin ich neugierig und auch etwas skeptisch, ob das wenigstens halbwegs funktioniert.
Ich könnte es auf den schneereichen Winter schieben, dass einige meiner älteren Hummelhausdächer jetzt endgültig das Zeitliche gesegnet haben, das ist aber nur die halbe Wahrheit. Die waren vorher schon morsch, die ältesten stehen seit 12 Jahren bei Wind und Wetter 365 Tage im Jahr draußen. Ich habe deshalb beschlossen den Hummelhäusern ein neues Dach zu spendieren, die ersten Bauabschnitte sind bereits getan.
Auch die Hummelhaus-Nistkasten-Kamera läuft bereits und sendet, wie gewohnt seit 8 Jahren, 24 Stunden am Tag live aus dem Hummelhaus. Mein Starenhaus sendet auch schon, das Staarenpärchen war bereits zu Besuch.
Wer noch kein Hummelhaus hat, im Hummelhaus-Vergleich werden Kaufempfehlungen gegeben. Selbstbauer finden hier auf Pollenhöschen.de detaillierte Baupläne für Hummelhäuser, auch STL-Dateien für 3D-Druck sind hier zu finden.
Ich wünsche allen Hummelfreunden eine gute und erfolgreiche Hummelsaison 2024.