Polsterwolle und Kapok als Nistmaterial für Hummeln
Polsterwolle
Ich habe viele Jahre unbehandelte Polsterwolle für meine Hummelpensionen eingesetzt und war immer zufrieden. Doch in den letzten Jahren ist mir aufgefallen, dass es immer wieder vorkam, dass Hummeln Probleme mit dem Fliegen hatten und dass ich tote Hummeln, manchmal über 25 Stück in meinen Hummelpensionen vorgefunden habe. Einige tote Hummeln, das ist ganz normal, aber so viele; dies konnte ich mir nicht erklären!
Die Hummeln ließen sich immer schwer aus der Polsterwolle entfernen. Ich hatte 2009 einen Totalverlust eines Wiesenhummelvolkes. Die dritte Generation von Arbeiterinnen flog bereits und ein reger Flugverkehr war zu beobachten. Doch nach einigen Tagen ließ der Flugverkehr stark nach und ich konnte nur noch selten eine Hummel beobachten. Habe die Hummelpension geöffnet und die oberste Polsterwolle vom Hummelnest vorsichtig entfernt. Es bot sich mir ein schreckliches Bild, Nektartöpfe umgekippt, Hummeln zappelten in der Polsterwolle, alles verklebt mit Nektar und die Königin tot.
Ich fragte mich, was konnte passiert sein? Habe eine große Lupe genommen und mir die Sache etwas näher angesehen. Die Hummeln hatten sich mit Polsterwolle umwickelt. Flügel der Hummeln konnten sich nicht voll entfalten, da sie von Fäden der Polsterwolle festgehalten wurden. Habe die Fäden etwas näher untersucht und festgestellt, dass es sich um Kunstfasern, bzw. schwer zerreißbare Fäden handelte. Dies war mir beim Hummelnest einrichten, – verzupfen der Polsterwolle nicht aufgefallen.
Eine Hummel habe ich befreit und festgestellt, dass es sich bei dieser um einen einzigen Faden handelte. Das Befreien der Hummel war eine sehr mühselige Arbeit, da der Faden mehrmals um die Flügel und zwischen den Flügeln hindurchführte, ebenfalls um Abdom und Kopf. Habe für diese Arbeit eine Standlupe und zwei Pinzetten benötigt und viel Zeit; aber ich wollte unbedingt wissen, wie lang der Faden ist. Er war 104 mm lang!
Polsterwolle besteht aus Altkleidern, die in einem Reißwolf zerrissen werden. Leider gelangen dadurch auch Kunstfasern oder Fäden, die sehr schwer zerreißbar sind, mit in die Polsterwolle. Polsterwolle wird hergestellt zum Polstern von Polstermöbel. Da stört es nicht, wenn einige Kunstfasern sich darunter befinden. Aber wenn wir die Polsterwolle für unsere Hummeln einsetzen, kann es katastrophale Folgen haben! Bücher, die es über Hummeln gibt, sind vor vielen Jahren geschrieben worden. Zu dieser Zeit gab es noch Polsterwolle in guter Qualität ohne Kunstfasern darin. Deshalb haben die Autoren der Hummelbücher auch die Polsterwolle empfohlen.
Doch die Zeiten haben sich geändert und es gelangen immer mehr Kunstfasern in die Polsterwolle, z.B. durch Unachtsamkeit der Arbeiter am Reißwolf. Den Vertreibern von Polsterwolle möchte ich keinen Vorwurf machen, denn diese können nicht dafür, was sie für eine Qualität von den Herstellern erhalten! Das ich nicht wieder so einen Verlust eines Hummelvolkes durch Kunstfasern in der Polsterwolle erleben muss, habe ich mich dieses Jahr umgestellt und benutze ein anderes Polstermaterial, welches schon Früher zum Einsatz beim Polstern kam, bevor die Baumwolle auf dem Markt kam.
Kapok
Dieses Polstermaterial nennt sich Kapok und stammt aus den langen Fasern der Früchte eines in den Tropen wachsenden Baumes. Die Fasern sind nur 19 mm lang und nehmen keine Feuchtigkeit auf, da sie mit einer Wachsschicht überzogen sind. Kapok ist ein sehr lockeres, leichtes Polstermaterial und hat sehr gute Wärmedämmwirkung.
Ich empfehle euch Füllmaterial lose 0,5 kg oder 1 kg. Diese Mengen klingen nach nicht viel, aber ihr werdet staunen, wie groß das Paket ist, wenn ihr es erhaltet. Denn Kapok ist sehr leicht und es reicht für die Bestückung von etlichen Hummelpensionen.
Vorteil bei der Kontrolle beim Hummelnest ist, der Farbton des Kapoks ist ein sehr blasses Gelb. Damit hat man einen schnellen Überblick über das Hummelnest; findet die Hummeln und deren Parasiten sehr schnell, gegenüber der sonst verwendeten Polsterwolle, die ja sehr unterschiedliche Farbtöne aufweist und die Hummeln können sich nicht mehr selbst strangulieren und die Nektartöpfe bei ihrem Todeskampf umreisen.
Dieses Jahr habe ich bis jetzt noch keine flugunfähigen Hummeln finden können, weder im Nest, noch außerhalb der Hummelpension, dank der Umstellung auf das Polstermaterial aus Kapok!
Text: Jürgen Börner
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- Dieses Thema hat 18 Antworten sowie 5 Teilnehmer und wurde zuletzt vor vor 1 Jahr, 9 Monaten von Doris aktualisiert.
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