Dieter Kosmeier: 1. Hummel 2005 ? Gestern, Nähe Darmstadt.
1. Hummel 2005 ? Gestern, Nähe Darmstadt.
Hallo Hummelfreunde,
eine sehr frühe Hummelkönigin des Jahres 2005 flog gestern gegen 12:00 bei Professor Buschinger im Garten (Nähe Darmstadt). Höchstwahrscheinlich lt. seiner Beobachtung eine Bombus terrestris.
Sein interessanter Text:
„Die erste Hummelkönigin des Jahres 2005 flog gerade gegen 12:00 bei mir im Garten. An der Hauswand (im Schatten) zeigte das Thermometer 14 Grad C, die Sonne schien strahlend, und es war sehr heftiger Wind. Mit aller Kraft kam die Hummel (eine Bombus terrestris, so weit ich sehen konnte) kaum gegen den Wind an.
So ein Tier ist mit höchster Wahrscheinlichkeit ein Opfer der Selektion: Keine einzige Blüte weit und breit, wo sie „auftanken“ könnte. Sie verbraucht nutzlos ihre Reserven; fraglich, ob sie zu ihrem Unterschlupf zurück gelangt, oder auf die Schnelle einen neuen Ort zur Fortsetzung der Winterruhe finden wird.
„Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“: Im Falle der Hummeln sind das Tiere, die so spät aus der Winterruhe kommen, dass die besten Nistplätze bereits besetzt sind. Wer sich aber zu früh von etwas Wärme hervor locken lässt, den bestraft das Leben ganz genauso: Ohne blühende Futterquellen werden solche Tiere verhungern.
Man erkennt, wie wichtig „endogene“ Faktoren in der Überwinterung sind, die angeborene Tendenz, eben die Winterruhe über einen optimalen Zeitraum hinweg einzuhalten. So etwas ist bestimmt nicht durch nur ein Gen bzw. Allelpaar bestimmt, sondern durch eine ganze Anzahl genetischer Faktoren. Jedes Tier bekommt davon eine etwas andere „Mischung“ mit. Die Selektion wird in jedem Jahr die „zu frühen“ und die „zu späten“ aus der Population herausnehmen, nur die mit „guten“, für den jeweiligen Ort geeigneten Erbanlagen überleben und können diese „guten“ Anlagen auf ihre Nachkommen vererben.
Nur so wird auch verständlich, dass dieselbe Hummelart in warmen, südlichen Teilen Europas früher, und im Norden oder hoch im Gebirge später aus der Winterruhe kommt: Ihre „Genmischung“ für die Länge der Winterruhe ist entsprechend unterschiedlich, und sie wird Jahr für Jahr von der Selektion „überprüft“ und neu eingestellt. Damit ist auch eine Veränderung des Genbestandes innerhalb einiger Jahre mit ungewöhnlich frühem (bzw. spätem) Frühjahr möglich, eine „Anpassung“ ganzer Populationen. Denn so ein Klimafaktor bewirkt Ähnliches bei den Nahrungspflanzen der Bienen. Natürlich sind da ein- oder zweijährige Pflanzen schneller in der Anpassung als Bäume, bei denen der Austausch der spät blühenden gegen früh blühende eher Jahrhunderte benötigen wird.
Bestimmt läuft das auch bei Ameisen so ähnlich (auch wieder mit langsamerer Anpassung, über Jahrzehnte, als bei einjährigen Insekten).
So etwas weist auch darauf hin, dass man Organismen nicht einfach über hunderte von Kilometern hinweg verpflanzen sollte: Entweder sind sie selbst so schlecht an die neuen Verhältnisse angepasst, dass sie schlicht sterben (der günstige Fall), oder aber sie bringen Gene in die ansässige Population, die deren lokale Anpassung schwächen können („intraspezifische Faunenverfälschung“).
Eine Frage an die Bienen-Fachleute (bes. Herrn Kosmeier): Sind Daten über so frühen Flug von Hummeln bekannt (ich bin fast sicher, weiß aber nicht so recht, wo nachsehen).
A. Buschinger“
Freundliche Grüße aus Münster
Dieter Kosmeier, www.hornissenschutz.de oder www.vespa-crabro.de
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