Veränderliche Hummel

Veränderliche Hummel – Bombus humilis – Megabombus humilis (Illiger 1806)

Veränderliche Hummel – Lebensraum und Vorkommen

Vorwiegend in offenen Landschaften meist außerhalb der Siedlungsbereiche. Im Flachland und im Mittelgebirge bis etwa 1200 m. Weitere Lebensräume der Veränderlichen Hummel sind: Offenes Gelände, Waldränder und angrenzende (Streuobst-) Wiesen, Böschungen, Wegränder, selten in Gärten und Parkanlagen. Heutzutage kommt sie nur noch an ungemähten Wegböschungen, ungestörten Säumen an verwilderten Gehölzen oder Ruderalflächen vor. In den letzten Jahren besonders in Nord- und Westdeutschland stark zurückgegangen. Heute nur noch in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz in wenig industrialisierten Gebieten anzutreffen. Fast ausschließlich in Naturlandschaften, selten in Siedlungsnähe. In Norddeutschland so gut wie verschwunden.

Verbreitung/Vorkommen

In Mitteleuropa weit verbreitet, aber nicht häufig. Im Gebiet keine Verbreitungsgrenze.

Neststandort und Nistweise der veränderlichen Hummel

An Böschungen, Straßen- und Wegrändern besonders auf nicht gemähten Wiesen, unter Grasbüscheln, eine dicht verfilzte Krautschicht und unter Moospolstern. Bevorzugt oberirdische Nistweise in meist selbstgebauten Nestern aus Gras, Moos und dürrem Laub, also grundsätzlich Nestbauer. Nur selten findet man die Veränderliche Hummel in Baumhöhlen und in unterirdischen Mäusenestern, dort ist sie Nestbezieher. Die Veränderliche Hummel reagiert besonders empfindlich auf übermäßige Pflege ihrer Lebensräume, findet daher in einer aufgeräumten Landschaft ohne Altgrasbestände oder Gestrüppe keine Existenzmöglichkeit mehr.

Aussehen und Merkmale: Königin und Arbeiterin

veränderliche hummelDer Name „Veränderliche Hummel“ deutet bereits darauf hin, dass es sich bei dieser Hummel um eine sehr variationsreiche Art handelt. Es gibt sowohl Tiere mit schwarzen sowie gelben-, dunkel- und hellbraunem Thorax (Brustkorb). Das Abdomen (Hinterleib) kann auf dem 1. und 3. Tergiten schwarz mit wenigen gräulichgelblichen Haaren, aber auch – wie die letzten 3. Tergiten komplett hellgelb sein, die letzten Tergiten 4 – 5 – 6 können bräunlich oder hellgelb sein. Ihre Körbchenhaare an den Hinterbeinen sind schmutziggelb. Die veränderliche Hummel ist ein Pocketmaker.

Besondere Kennzeichen der Männchen: Bei den Drohnen kann ein Farbgemisch aller Varianten sein und meist ein auffallender gelber Haarbüschel im Clypeus.

Körpermaße in mm Königin Arbeiterin Drohn
Körperlänge 16 – 18 09 – 15 12 – 14
Flügelspannweite 30 – 32 20 – 28 23 – 27
Rüssellänge lang 12 – 14 unbekannt unbekannt
Kopf lang lang lang

Besonderheiten und Wissenswertes zur veränderlichen Hummel

Da Bombus humilis nach Färbungsmerkmalen kaum zu charakterisieren ist, läßt sie sich nur durch mikroskopische Untersuchung präparierter Tiere von anderen Arten sicher unterscheiden. An Trachtpflanzen gegenüber anderen Hummeln unduldsam. Auffällig ist ihr spezifischer, rosenähnlicher nestgeruch. Im Anfangsstadium der Nestgründung ziehen die Königinnen häufig noch in andere Nester um.

Flugzeit April bis Oktober. Überwinterte Nestsuchende Königin ab Anfang April bis Juni. Arbeiterinnen von Mitte Mai bis Mitte Oktober. Erscheinen von Jungköniginnen und Drohnen (Männchen) ab Anfang Juli bis in August hinein.
Fluggeräusche der Königin Erzeugt einen hohen Summton
Volksstärke 50 bis 120 Tiere
Ähnliche Arten Die Veränderliche Hummel – Bombus humils kann mit folgenden Hummelarten leicht verwechselt werden: Ackerhummel (Bombus pascuorum) und Mooshummel (Bombus muscorum).
Rote Liste Kategorie 3

Kuckuck bzw. Schmarotzerhummeln

Kuckuckshummelart: Feldkuckuckshummel (Psithyrus campestris)

veränderlicheDie Weibchen der Feld-Schmarotzerhummeln kann man ab Mai/Juni auf Blüten entdecken. Die ersten Tage, manchmal Wochen, nach dem Verlassen des Winterquartiers stärken sie sich mit Nektar und Pollen, ehe sie nach einem geeigneten Hummelnest zu suchen beginnen. Bevorzugt Nester der Ackerhummel (Bombus pascuorum), aber auch der Veränderlichen Hummel (Bombus humilis), der Obsthummel (Bombus pomorum), der Wiesenhummel (Bombus pratorum) und der Grashummel (Bombus ruderarius).

Sie dringt in das Nest ein und wird überraschender Weise meist von den Nestbesitzern toleriert. Sie legt ihre Eier in vorhandene Zellen und die Larven werden von den Arbeiterinnen der Wirtshummeln mit aufgezogen. Etwa ab Juli / August schlüpfen Drohnen (Männchen) und Jungköniginnen. Nach der Paarung sterben die Drohnen, während die Jungköniginnen sich in den Boden vergraben und dort überwintern.

Gefährdung

Muß aufgrund regional starker Rückgangstendenzen als gefährdet eingestuft werden. Auf den bundesweiten Roten Liste gefährdeter Tierarten wird Bombus humilis auf der Vorwarnliste geführt. So das die Veränderliche Hummel regional als weitaus gefährdetere Art angesehen werden muss. Lediglich an wärmebegünstigten Stellen findet man noch stabilere Populationen.

Die hohen Bestandeinbußen von Bombus humilis sind auch durch die Art ihrer Nestanlage bedingt. Die Veränderliche Hummel nistet oberirdisch unter Moospolstern und Grasbüscheln an Rainen, Weg- und Straßenrändern sowie auf Ruderalflächen. Frühes Mähen oder Schlegeln dieser Flächen und Säume („Pflegemaßnahmen“) vernichten häufig die Nester von Bombus humilis.

Warum geht es den Hummeln immer schlechter?

Dramatische Landschaftseingriffe während der letzten Jahrzehnte haben den Wildbienen das Überleben schwer gemacht. Intensivierungen in der Landwirtschaft, großflächige Monokulturen, reduzierter Fruchtwechsel, Flurbereinigungen mit dem Ziel die Schlaggrößen zu maximieren daneben Rodungen von angeblich nutzlosen Hecken, haben zu einer ausgeräumten Landschaft geführt in der die Überlebenschancen für Wildtiere und Insekten minimiert sind. Hinzu kommen die Auswüchse pervertierter „Ordnungsliebe“: Kleine Böschungen werden eingeebnet, „Löcher“ zugeschüttet, Wiesen regelmäßig „kurz gehalten“; Hummelnester werden so zerstört oder zugemäht oder können in der „aufgeräumten“ Landschaft gar nicht erst entstehen.

Trachtpflanzen: Nektar – Pollenquelle

Beim Besuch von Trachtpflanzen dulden sie keine anderen Hummelarten in ihre Nähe, deshalb unduldsam. Sie sammelt an vielen verschiedenen Pflanzenfamilien (polylektisch).

An folgenden Blütenpflanzen konnte die Veränderlichen Hummel beobachtet werden: Günsel, Taubnesseln, Schwarznesseln, Flockenblume, Herzgespann, Rot- u. Weißklee, Hornklee, Wicken, Zaun-Wicke, Disteln, Beinwell, Goldregen, Springkraut, Wildrosen, Kastanien, Obstbäume u. Beerensträucher, Luzerne, Fetthenne, Wiesensalbei, Wiesen-Knautie, Breitblättrige Platterbse, Wegwarte.

Quellenangaben

Hummeln bestimmen – ansiedeln – vermehren – schützen
Eberhard von Hagen – Ambros Aichhorn
Fauna Verlag
ISBN: 3-935980-28-0

Bienen, Wespen, Ameisen Hautflügler Mitteleuropas
Heiko Bellmann
Kosmos Naturführer
ISBN: 3-440-06932-X

LEBBIMUK – Steinhummel, Insekt des Jahres 2005
Hans-Joachim [glossary_exclude]Flügel[/glossary_exclude]
Druck: DIP Digital Print Witten
ISSN: 1613-8457

Danke an Karsten Grotstück

Links

Naurspaziergang.de
wildbienen.de

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  • Dieses Thema hat 9 Antworten sowie 6 Teilnehmer und wurde zuletzt vor vor 1 Jahr, 5 Monaten von ChristianChristian aktualisiert.
Ansicht von 9 Beiträgen – 1 bis 9 (von insgesamt 9)
  • Autor
    Beiträge
  • #80035
    Christian
    Forenmitglied
      • A-4800, 4851
      • 420, 510 m

      Heute hat mich eine Hummelfreundin angerufen, es sei eine Wiese gemäht und ein Hummelnest unter dem Heu vom Vorjahr gefunden worden. Sie fuhr hin und übermittelte mir die Fotos vom Nest, das nicht beschädigt ist. Wir freuten uns über die Veränderlichen, das Volk bleibt am Fundort, wird aber speziell abgesichert. Dort am Wallersee (Salzburger Flachgau) ist übrigens ein Hotspot für seltene Hummelarten, vor Jahren wurde dort eine Deichhummel entdeckt!

      Foto/Video:
      #80041
      Dr. Bumblebee
      Forenmitglied

        Lieber Christian,

        wie cool sind die denn? Ich freue mich, dass die abgesichert werden konnten.

        Tolle Bilder.

        Mfg,

        Dr. Bumblebee :)

        #80042
        janfo
        Moderator
          • DE 34233
          • 246 m

          Toll, dass es Menschen gibt die extra hinfahren und schauen dass es den Hummeln gut geht!
          Was mich immer besonders interessiert ist, wo die Hummeln natürlicherweise Nisten.

          Die Veränderliche -und sicher auch andere Arten- nutzen also auch alte Heuhaufen.
          Zeigt wieder einmal wie wichtig es ist nicht alles „klinisch rein“ zu halten.

          Danke fürs teilen @Christian

          #80606
          Katrin
          Forenmitglied
            • DE 18311
            • 13 m

            @Christian, eine tolle Geschichte mit super „Erste-Hilfe-Einsatz“ :bravo: Ich entdeckte bisher nur sehr selten mal ein Erdhummelnest. Die Hummelnester sind sehr versteckt und das ist auch gut so!

            Liebe Grüße, Katrin

            #80647
            Ina F.
            Forenmitglied
              • DE 09427
              • 527

              Ich habe auch noch alte Heuhaufen auf meiner Wiese, teils unter Bäumen liegen, Heu, wo es mal reingeregnet hatte und nicht mehr zu gebrauchen war. Da werde ich diese Häufen jetzt auch mindestens bis Ende Herbst liegen lassen und dann mal vorsichtig umpacken, wer weiß, was jetzt alles drin nistet. Leider ist meine Wiese jetzt komplett bis auf kleinste Ecken gemäht worden, aber ich muss froh sein, Helfer zu haben, die mir Gras bzw. Heu abnehmen, ich würde es nicht bewältigen können.

              Gestern habe ich die Hummeln aus dem geretteten Nest wieder beobachtet, interessant ist, dass sie oft gleich sehr hoch aufsteigen und weiter weg fliegen, soweit ich sie noch sehen konnte. Mein Garten liegt gleich neben der Wiese und bietet vielen Insekten, insbesondere auch vielen Hummeln Nahrung. Möglicherweise holen die Hummeln ja auch Nahrung aus Bäumen, obwohl die Lindenblüte fast vorbei ist.

              #80648
              Christian
              Forenmitglied
                • A-4800, 4851
                • 420, 510 m

                @ Ina F. – verdanke ich also Dir diese positive Geschichte mit den Veränderlichen Hummeln? Vorbildhafte Einstellung zu Natur und Hummeln! :bravo: Die Veränderliche sammelt gerne an Klee oder Flockenblumen, habe eine vor Jahren fotografiert. Ist schon faszinierend, wie viele Varianten es gibt. Lb.Gr.! Christian

                Foto/Video:
                #80650
                Katrin
                Forenmitglied
                  • DE 18311
                  • 13 m

                  @Christian, jetzt bin ich mal „neidisch“. Eine super schicke Hummel hast du da abgelichtet :bravo: Veränderliche Hummeln sind bei uns eine Seltenheit. Na ja, wir können ja auch nicht „alles“ haben :roll:

                  Liebe Grüße, Katrin

                  #80653
                  Ina F.
                  Forenmitglied
                    • DE 09427
                    • 527

                    @Christian,  ich bezog mich auf das Erdhummelnest auf meiner Wiese,  bei dem bei  Mäharbeiten der Eingang verschüttet wurde und ich einen neuen Eingang herstellen konnte. Dadurch kamen nach einem dreiviertel Tag die rastlos suchenden Hummeln endlich wieder in ihr Nest.

                    Mein Garten ist recht naturnah angelegt,  die Insekten und andere Tiere freut es.

                    Liebe Grüße

                    Ina

                    #80689
                    Christian
                    Forenmitglied
                      • A-4800, 4851
                      • 420, 510 m

                      @ Ina F. – hätte mich eh sehr gewundert, wenn Du das gerettete Nest der „Veränderlichen“ meintest, weil Deine PLZ mit dem Fundort in Salzburg gar nicht zusammenpasst. Dass auch das Erdhummelnest in Deiner Nachbarschaft sicher ist, freut mich natürlich auch sehr! :D Liebe Grüße aus Oö.! Christian

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