Ein Hornissennest im Hummelhaus

Seit ich Hummeln in Hummelnistkästen halte, haben immer wieder andere Stechimmen, wie z. B. Wespen oder Hornissen, Interesse an so einer Holzkiste gezeigt. Ob das immer eine Wohnungssuche war? Oder Hunger? Wer weis das schon.

Hornissennest Auf alle Fälle wurde von den nestgründenden Königinnen stets versucht, am Deckel des Innenkartons ein Nest kopfüber anzulegen. So, wie man das von Schuppen und Speichern mit Hornissen- oder Wespennest kennt (siehe Bild).

Geworden ist daraus jedoch nie etwas. Angefangene Nester in etwa Walnussgröße, bis zum halben Tennisball, blieben zurück. Die Königinnen gingen verschollen, bevor sich der erste Nachwuchs einstellte.

Und so staunte ich im Juli nicht schlecht, als ich am Essplatz in unserem Garten tiefe Brummtöne vernahm, die so gar nicht zu meiner Ecke mit den Hummelhäusern passen wollten. Tatsächlich hatte es eine Hornissenkönigin geschafft, Nachwuchs im Hummelhaus groß zu ziehen. Und das sah dann so aus:

Völlig friedliche Tiere, die ihre Einflugschneise scheinbar genau in den schmalen Gang am Haus entlang verlegt hatten, der einzige Zugang zu meiner Werkstatt, zur Waschküche, zum Gießwasser holen. Und auf der anderen Seite, etwa 1 Meter entfernt vom Hornissennest, der große Tisch, der bei Geburtstagen die Verwandtschaft mit Kaffee und Kuchen mästet. Natürlich sind auch ab und zu mal kleinere und halbgroße Kinder hier zu Besuch. Meine Freude wurde in der Familie – sagen wir mal so: Die große Begeisterung hatte ich ziemlich exklusiv.

An einem normalen Tag musste also mehrmals direkt vor dem Hornissennest hin und her gegangen werden. Mit Wäschekorb, Gießkanne oder Fahrrad. Der Weg ist nur etwa 50 cm vom Hornissennest entfernt, der Eingang zum Hornissennest ist in Kniehöhe.

Ich beschreibe das so genau, weil viele Menschen Angst vor Horrnissen haben, das ist aber völlig unbegründet, wenn man die Tiere in Ruhe lässt. Jedem Besuch, der hier war, haben ich erst beim Abschied das Hornissennest gezeigt. Obwohl sie keinen Meter davon entfernt saßen, hatten sie es nicht bemerkt.

In Ruhe lassen sollte man die beeindruckend großen Brummer jedoch schon, ich hatte Ende August übermütig das Smartphone mit eingeschalteter Kamera an das Hummelhaus gelehnt, um den Eingang etwas zu filmen. Das sahen die Hornissen als Bedrohung an (relativ großer schwarzer Gegenstand am Nesteingang), die erste Zeit war da schon ziemlich was los:

Aber auch diese Aufregung direkt am Eingang zum Hornissennest war bald vorbei und es ging gewohnt friedlich weiter. Ende Oktober dann war der „Spuk“ auch schon wieder komplett vorbei. Zum Ende hin gab es einige sehr große Exemplare mit auffallend noch tieferem Brummton, ich denke und hoffe auf ausgeflogene Jungköniginnen.

2 Meter links und rechts hatte ich dieses Jahr Wiesenhummeln und Gartenhummeln in anderen Hummelhäusern, das war auch kein Problem, die Gartenhummeln hatten zum Schluss sogar Wachsmottenbefall. Hornissen jagen anscheinend nicht in direkter Umgebung. Nur beim Nistmaterial war unser Zaun mit Kastanienstaketen vor Ort sehr beliebt.

Anders als bei Hummelhäusern habe ich kein einziges totes Tier im verlassenen Hornissennest gesehen.

Fotos vom verlassenen Hornissennest

Schon von außen ist zu erkennen, dass die Hornissen an der Lüftung des Hummelhauses etwas „Feintuning“ betrieben haben. Es ist auf den Fotos etwas schlecht zu erkennen, aber ähnlich wie bei alten Schaufensterbeschattungen wurde eine Art halbrunde Markise über das Lüftungsloch angebracht.

Oben auf dem Innenkarton lagen tote Fliegen, ganz unten scheint es am Nistkarton einen seitlichen Anbau zu geben.

Hornissennest  Hornissennest  Hornissennest

Das Nest selber ist nicht wie vermutet am Deckel, sondern in das Nistmaterial des Hummelnestes gebaut. Es ist etwa 27 cm x 17 cm x 20 cm groß.

Hornissennest   

An einer Ecke unten gibt es, wie bei man Hummelarten, eine Kotecke. Ansonsten ist das Nest in Stockwerken gebaut. Schmalen Säulen bilden in der Mitte eine Art Halle oder Foyer.

   

  

Ehrlich gesagt hatte ich es eigentlich größer vermutet, umso beeindruckender ist diese filigrane Konstruktion. Auffällig ist, dass das Baumaterial, am heutigen feuchten Wintertag, von der Konsistenz her irgendwo zwischen Holz und Leder einzuordnen ist. Das bedeutet, dass die gesamte Konstruktion sehr gut mit Feuchtigkeit umgehen kann. Ein wahres Meisterwerk. Sehr beeindruckend.

Stefan

Über Stefan

Töging am Inn (Südostbayern), 398m
  • Dieses Thema hat 525 Antworten sowie 31 Teilnehmer und wurde zuletzt vor vor 1 Tag, 10 Stunden von Christian aktualisiert.
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  • Autor
    Beiträge
  • #38243
    Martha
    Forenmitglied
      • CH
      • 545 m

      Gute Aufnahme, sieht der Hornisse wirklich zum Verwechseln ähnlich. :?

      #38245
      Martha
      Forenmitglied
        • CH
        • 545 m

        Hallo zusammen   Ist das eine echte Steinhummel? Ich habe sie auf der Wiese aufgelesen, sie konnte kaum mehr fliegen. Sie hat hinten noch so schwarze Querstreifen?

        #38246
        Martha
        Forenmitglied
          • CH
          • 545 m

          Hier ein Foto

          Foto/Video:
          #39557
          Martha
          Forenmitglied
            • CH
            • 545 m

            Hallo ! Ich möchte das Thema „Hornissen“ anschneiden.

            Es existieren zwei Arten.

            Die Mitteleuropäische (Vespa crabro) und die

            Asiatische (vespa velutina nigrithorax)

            Hat jemand Erfahrung mit beiden Arten. Gibt es einen Unterschied betreffend Nistgewohnheiten?

            Wäre noch interessant, etwas darüber zu erfahren. :?

            #39566
            Christian
            Forenmitglied
              • A-4800, 4851
              • 420, 510 m

              Hallo Martha,

              ohne die „Asiatische Hornisse“ gegoogelt zu haben, meine ich, dass es diese Art ist, die wir Imker fürchten. Sie lebt in großen Nestern – oft unerreichbar und verborgen – hoch in den Bäumen und greift Bienenvölker an, nicht vereinzelt wie die Europ. Hornisse, sondern massenhaft. D.h. sie können Bienenvölker töten. Habe gelesen, dass diese Hornissenart bereits in Frankreich und auch in Deutschland(?) nachgewiesen wurde. Ob die Asiat. Hornissen auch Hummeln gefährlich werden können, weiß ich nicht.

              Lb.Gr. aus Oö.! Christian

              #39568
              Martha
              Forenmitglied
                • CH
                • 545 m

                Hallo Christian   Das ist ja hoch interessant. Es könnte sich also um jene Art handeln, die zuerst am Boden brütet um dann in hohe Bäume zu dislozieren. Also enorm gefährlich für Bienenvölker. Was schleppen wir denn noch alles ein????? Da kann man nur hoffen, dass böse Erfahrungen mit denselben ausbleiben. Gibt es auch äusserliche Merkmale? Weisst Du das? So wie z.B. bei Hummeln?

                LG

                #39570
                Frank
                Forenmitglied
                  • 199 m

                  Die sind bedeutend größer als die heimischen Hornissen und sie sind in der Farbe rötlicher.

                  #39574
                  Christian
                  Forenmitglied
                    • A-4800, 4851
                    • 420, 510 m

                    Hab dann noch ein wenig bei den Hornissen gegoogelt. Die große Asiatische Hornisse kommt in Japan vor, Vespa velutina nigrithorax ist eine Unterart, die sich auch in Europa schnell ausbreitet und auch Bienen in größerem Stil angreift. Aber auch die Hornissen in meinen Gärten verschmähen die eine oder andere Biene nicht. Hab schon viel über die invasive Hornissenart gelesen, aber vielleicht wird da übertrieben – tatsächlich fürchten wir Imker noch mehr, dass der Bienenbeutenkäfer aus Afrika eingeschleppt wird – in Süditalien gibt es ihn schon und macht enorme Probleme, natürlich vom Menschen eingeschleppt. :(

                    #39575
                    Martha
                    Forenmitglied
                      • CH
                      • 545 m

                      Danke @Frank, dann sind sie ja wohl nicht zu übersehen bzw. zu überhören……

                      #39827
                      Martha
                      Forenmitglied
                        • CH
                        • 545 m

                        Hier mal umgekehrt, die Jägerin wurde zum Opfer von den immer noch sehr aktiven Wespen…..

                        Foto/Video:
                        #39829
                        Frank
                        Forenmitglied
                          • 199 m

                          Und wo sind da die Wespen, Martha??? :lol:

                          #39830
                          Martha
                          Forenmitglied
                            • CH
                            • 545 m

                            Die Frage ist durchaus berechtigt Frank! Das trug sich folgendermassen zu, denn ich wurde zufälligerweise Zeuge. Die junge Hornisse wollte sich eine Mahlzeit holen und begab sich ins Territorium der Wespen, die unter einem Dachziegel nisten. Diese wurde angegriffen und viel zu Boden. Ende!!! ;) :cry:

                            #39831
                            Frank
                            Forenmitglied
                              • 199 m

                              Aha, dann ist die Sache wohl klar, wenn es Zeugen für die fürchterliche Tat gab! ;)

                              Allen schon einmal ein schönes Wochenende! :blume:

                              #39832
                              Martha
                              Forenmitglied
                                • CH
                                • 545 m

                                Ja, ein halber Krimi……?

                                #45272
                                Christian
                                Forenmitglied
                                  • A-4800, 4851
                                  • 420, 510 m

                                  In meinen Schwegler ist heute eine Hornisse eingezogen. :-) Freue mich darüber, auch wenn sich im Vorjahr ein erfolgreiches Nest im Spatzenreihenhaus an der Lerche entwickelte. Habe dort eigentlich einen Hornissen-Anzuchtkasten aufgehängt.

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