Nur Wasser zufüttern => Völker vitaler und kein Larvenauswurf
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9. Juni 2025 um 01:59 Uhr #90954
BulliForenmitglied@Sam
Hallo,
Sam hat hier im Forum an zwei Stellen von einer interessanten Beobachtung berichtet.
Es wurde in trockenen/heißen Zeiträumen von anfänglicher Zufütterung mit Zuckerwasser auf reines Wasser gewechselt. Die Sammlerinnen holten das reine Wasser ins Nest. Sam schrieb von vitaleren Hummeln und keinem weiteren Larvenauswurf.
Es wurde auch erwähnt, dass die Nistkästen wenig Feuchtigkeit hatten.
Für mich ist diese Beobachtung neu und ich denke, sie wäre es wert an mehreren Standorten getestet und eventuell von einer Uni aufgegriffen zu werden.
Die Meinung in der Literatur lautet meines Wissens bislang, dass
– Hummeln ihren Wasserbedarf aus dem Nektar decken
– Hummeln zur Kühlung der Nester Nektar auf den Waben versprühen
– Hummeln sich bei einer rel. Luftfeuchte von 65 % im Nest am wohlsten fühlenMeine Vermutung zur Beobachtung wäre, dass eventuell die rel. Luftfeuchte im Nest ständig unter den von Hummeln bevorzugten 65 % lag. Weil oberirdische Nistkästen dem Außentemperatur mit einiger Verzögerung folgen, wird man die 65 % rel. Luftfeuchte nicht einhalten können. Aber sie sollte sich um die 65 % bewegen und nicht nur darunter oder nur darüber liegen. Vielleicht basiert die Vitalisierung der Völker auf der verbesserten Luftfeuchte durch den Wassereintrag.
Vielleicht ist das reine Wasser der Ausgleich für den hochkalorischen Nektar in den Blüten an heißen Sommertagen. Es könnte so sein wie beim Menschen. Erfrischend sind im Sommer Getränke ohne Kalorien. Bei Getränken mit Kalorien kommt man eher in einen Teufelskreis aus Schwitzen und noch mehr trinken.
Vielleicht ist die Beobachtung auch für das Aufpäppeln schwacher Hummeln geeignet. Manche Individuen lehnen das hochkalorische Zuckerwasser (1:1:1,5 Saccharose, Fructose, Wasser) ab, nachdem sie mit den Fühlern dran waren. Andere müssen lange überlegen, ob sie den Rüssel eintauchen. Vielleicht ist reines Wasser oder gering kalorisches Zuckerwasser die richtige Unterstützung.
Sam schrieb im Thema Fütterung, Beitrag 90898, 07.06.2025:
[ … ] (Völker haben sich gut entwickelt, aber wenn es wärmer wurde ab un zu eine tote Larve) bis ich damit aufgehört habe und Wasser hingestellt. Zu meiner Überraschung wurde das Wasser sofort angenommen, hauptsächlich von den Nesthummeln welche üblicherweise das Zuckerwasser mit hoher Frequenz eintragen. Die Hummeln wurden vitaler und der Wasserbedarf war beachtlich (trotz Teich in der Nähe). Es scheint, dass die Hummeln im Vergleich zur Honigbiene weniger Wasser eintragen und der Nistkasten im Vergleich zum natürlichen Habitat eher trockener ist. Tote Larven gibt es seither nich mehr.
Sam schrieb in: Hummelsaison 2025, Beitrag 90897, 07.06.2025:
[ … ] Habe aber dann trotzdem in der Blüte der wachsenden Völker festgestellt, dass ab und zu eine tote Larve im Vorraum lag. Habe lange recherchiert, geprüft ausprobiert, auf Frucht-Traubenzucker umgestellt etc. ohne eine Änderung festgestellt zu haben. Dann habe ich die Fütterung eingestellt und nur Wasser hingestellt. Zu meinem Erstaunen, waren die Hummeln extrem durstig und wurden viel vitaler, keine toten Larven mehr. Bei mir erhärtet sich die Erfahrung, dass in den Hummelkästen die Feuchtigkeit fehlt, welche sie im Moos oder unter der Erde haben. Es scheint, dass sie auch nicht Wasser eintragen, wie dass die Honigbienen machen (Teich ist in der Nähe), Mein Fazit: Wasser hilft mehr, wenn genügend Tracht da ist.
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VG Bulli9. Juni 2025 um 13:08 Uhr #90960
janfoModerator- DE 34233
- 246 m
Die 65% Luftfeuchtigkeit bringen mich auf die Idee es mal mit sogenannten “Boveda Packs” zu versuchen in der nächsten Saison. Vorrangig zur Aufbewahrung von Zigarren oder Kräutern genutzt, können diese Packs die Luftfeuchtigkeit regulieren sprich nehmen Feuchtigkeit auf oder geben Feuchtigkeit ab.
Ich habe selber welche zuhause und bewahre damit Tee auf.
Aber ich denke das könnte Interessant auch für Hummelnester sein. Allerdings könnten sich diese schneller “verbrauchen” dadurch das im Nest ja möglichst immer Luftaustausch herrscht. Wäre aber mal einen Versuch wert.10. Juni 2025 um 18:01 Uhr #91609
SamForenmitglied- CH 6612
Good News: Ich habe heute das Mooshummel-Nest überprüft und den Wasserstand der Vogeltränke kontrolliert. Alles prima, trotz steigenden Temperaturen vor dem Nest gibt es keine toten Larven mehr. Der Wasserstand lässt vermuten, dass die Hummeln aus der Tränke trinken, obschon sie fleißig Nektar eintragen (siehe Foto). Ich stelle eine höhere Flugaktivität, auch bei den winzig kleinen Arbeiterinnen aus der ersten Generation fest (die sind kleiner als Wiesenhummel Erstlinge).
Bei den Erdhummeln zeigt sich das gleiche Bild. Seit Wasser im Vorraum steht, sind da keine flügelschlagenden Arbeiterinnen mehr. Die gesamte Mannschaft ist draußen und trägt auch bei Höchsttemperaturen Pollen und Nektar ein (gut erkennbar am Hinterleib).
Es gilt zu prüfen, ob das so bleibt.
Den Zigarren-Humidor Ansatz finde ich interessant und muss werde mir dazu auch Gedanken machen. Habe auch Respekt bezüglich Schimmelbildung, wie bekannt bei Honigbienen-Bienenbeuten, wo die Bienen das mit Schimmelsporen kontaminierte Kondenswasser aufnehmen. Bin auf Umsetzungsvarianten gespannt.
10. Juni 2025 um 18:50 Uhr #91614
SamForenmitglied- CH 6612
Als Motivation an alle mit Mooshummel an Naternkopf in unserem kleinen Garten.
Foto/Video:
11. Juni 2025 um 12:13 Uhr #91616
BulliForenmitgliedBeitragserstellerHallo,
in gewisser Weise ist das unbehandelte Holz auf der Innenseite des Außennistkastens der Humidor. Zumindest regelt es die Luftfeuchte zusammen mit der Einstreu und evtl. Pappe.
Ein Humidor oder Boveda-Pack kann die Gleichgewichtsfeuchte nur bei konstanten Bedingungen (kein Luftaustausch, nicht schwankende Temperatur) herstellen. Im Freiland / Garten ist das schwierig zu realisieren. Neben den Tageszyklen ist es manchmal tagelang heiß und zu trocken oder kühl und zu feucht.
Ich hatte schon mal über Lehmplatten (Lehm, stabilisiert mit Armierungsgewebe) nachgedacht. Lehm hat ein noch besseres Sorptionsverhalten als Holz. Lehm ist schneller mit der Regelung der Luftfeuchte und entspricht eher den Bedingungen eines Erdnestes. Ich habe mich bislang nicht getraut einen Innenkasten aus Lehm zu bauen. Auch solle der Lehm erhitzt werden, um ihn nach der Saison zu pasteurisieren. Wie macht man das.
Eine Alternative wäre niedrig gebrannter Ton als z. B. Innennistkasten. Das ist Lehm, der durch Hitze teilweise gesintert wurde. Er braucht kein Armierungsgewebe, ist noch recht hygroskopisch und lässt Wasser durchsickern. Es gibt ihn als atmungsaktiven “nicht frostsicheren” Blumentopf, der draußen schnell Patina bzw. Moos an der Außenseite ansetzt. Bislang konnte ich nicht herausbekommen, ob niedrig gebrannter Ton besser ist als Holzbeton. Die Schwegler-Nistkästen haben andere Probleme.
Vor einigen Jahren hat man Innennistkästen aus Gasbeton bzw. Porenbeton (z. B. Markenname Ytong) gebaut. Das war das “Belgische System” oder “Brüsseler System”. Porenbeton ist stark hygroskopisch. Aber auch da ist die Reinigung und Pasteurisierung nach der Saison eine Herausforderung.
Bei dauerhaft zu niedriger rel. Luftfeuchte kommt es vermutlich eher auf die große Lüftung des Nistkastens an. Stefan schrieb, dass er bei seinen Kästen mit Internetanbindung das Nest nur durch den Einlaufschlauch belüftet. Bei Kälte wird erwärmte Luft eingeleitet und bei Wärme die Außenluft angesaugt. Also eine reduzierte Lüftung gegenüber den Lüftungslöchern beim Börner Nistkasten. Allerdings ist sie als Zwangslüftung konstant und unabhängig vom Wind um den Nistkasten herum.
Lange Rede, kurzer Sinn. Die großen Lüftungslöcher, das Wetter und die Windverhältnisse am Nistkasten haben großen Einfluss. Regeln lässt sich recht einfach die Größe der Lüftungslöcher. Allerdings ist es immer ein Abschätzen, ob man die Belüftung weit öffnen oder minimieren soll.
VG Bulli
11. Juni 2025 um 18:25 Uhr #91618
HPForenmitglied- DE 22927
- 50 m
Ich hatte bislang bei beiden Erdhummelvölkern nur sehr wenige Larven vor der Klappe gefunden. Heute saß ich rd. 20 Minuten vor den Kästen in der Kompostecke. Es wurden 3 Larven von den Arbeiterinnen herausgetragen. Eine flog mit der Larve davon, eine stürzte ab, berappelte sich und flog mit der Larve davon. Die 3. verlor die Larve, flog auf den Boden, nahm sie auf und flog auch mit ihr davon. Danach war erstmal Schluß mit Larvenaustragen.
Fazit: wenn es keine Videoüberwachung gibt, kann man nicht sicher sein, daß keine Larven ausgetragen werden, sofern keine vor der Klappe liegen. Ferner hatte ich den Legostein statt mit Zuckerlösung mit Wasser gefüllt. Kein Interesse. Keine Wasserstandsänderung. Also Vorsicht mit Theorien. I.d.R. ist der Innenraum eher zu feucht als zu trocken. Auch bei guter Lüftung.
11. Juni 2025 um 19:38 Uhr #91619
SamForenmitglied- CH 6612
@HP 22927 Ich stimme Ihnen vollkommen zu, dass ohne Messung der Feuchtigkeit inkl. Videoüberwachung keine tragfähige Aussage gemacht werden kann. Dazu kommt, dass wohl Pestizide oder andere Einflüsse auch noch in Betracht gezogen werden sollten. Konnte zum Beispiel am Dienstag gerade noch den Gärtner der benachbarten Wohnsiedlung davon abhalten (harmlose) Chemie an die angrenzende Hecke zu blasen, er hatte dazu aber selber einen Vollschutz-Anzug mit Atemmaske an.
Meine Beobachtungen/Einschätzungen der ausgetragenen Laven war, dass sie eher “ledrig” und ausgetrocknet aussahen. Mag sein, dies kam von ungenügender Fütterung durch die Stockhummeln. Nektar oder eben Zuckerlösung war mit Sicherheit genug vorhanden. Mich würde interessieren, ob Sie die gleiche Beobachtung machen und Sie Kenntnisse zum Aussehen von gesunden Larven haben.
Bitte auch beachten, dass es länger dauert als gedacht, bis eine Umstellung akzeptiert wird. Sogar die Umstellung von meiner Bio Frucht-/Trauben- und Kristallzuckerlösung zu Invertzuckersirup (analog Imker) hat einige Tage gedauert. Meine Nester sind in diesem Jahr mit Sicherheit zu trocken, weil ich aufgrund der Hitze im letzten Jahr die Lüftung verbessert habe.
Bezüglich Lehm oder Holzbeton (Schwegler) bin ich auch am Überlegen, wie ich das umsetzen könnte. Ich denke, es lohnt sich am Thema dran zu bleiben.
PS: Vor Jahren hatte ich eine Terracotta-Vogeltränke in ein Hummelhaus umgebaut und in den Boden eingelassen. Die Steinhummeln fanden es toll und Larvenauswurf konnte ich da nie beobachten.
Foto/Video:
11. Juni 2025 um 21:08 Uhr #91623
HPForenmitglied- DE 22927
- 50 m
@Sam, ich finde wir machen es wie alle hier im Forum und duzen uns.
Bislang habe ich nur Larven vor dem Haus gefunden. Diese lebten alle noch. Auch die heute ausgetragenen waren hell und sahen lebendig aus. Auch in früheren Jahren. Das Austragen habe ich in jeder Saison gesehen. Meist in geringer Zahl.
Interessant wäre es zu erfahren, wie hoch die Feuchtigkeit in einem natürlichen Nest im Boden ist. Am Anfang nur mit der Königin, mit 50 Arbeiterinen und später mit 200 Arbeiterinnen.
Bislang hat sich die Luftfeuchte m.E. noch nicht negativ auf die Entwicklung des Volkes ausgewirkt.
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