Hummelsaison 2024
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23. Oktober 2024 um 21:06 Uhr #87535Markus HibbelerForenmitgliedBeitragsersteller
- 26180
- 17 m
Hallo Leute,
es wurde hier ja die letzten Tage, teils hitzig, über die Beheizung diskutiert. Diskussionen finde ich wichtig, solange sie sachlich bleiben – auch weil sie dazu dienen, den eigenen Standpunkt zu schärfen und zu hinterfragen.
Ich habe diese Saison zwei Ackerhummelnester: das Nest ohne Beheizung ist zugrunde gegangen. Im beheizten Nest befinden sich dagegen insgesamt vier Eigelege, zwei Larvenknäule und ein Knäuel mit Puppen (siehe Foto). Auch wenn dieser „Versuch“ natürlich nicht wirklich repräsentativ ist, zeigt er doch, dass es dem beheizten Nest gut geht: volle Nektar und Pollentöpfe und noch einiges an Brut. Täglich fliegen Drohnen ab – allein gestern waren es sechs Drohnen. Diese Drohnen haben noch die Chance, Jungköniginnen später Nester zu begatten und damit einen Beitrag zum Fortbestand der Art zu leisten.
Ich freue mich jedenfalls sehr darüber und werde weiter berichten. Die Hummelsaison geht damit bei mir in die Verlängerung.
Lieben Gruß
Markus
24. Oktober 2024 um 09:54 Uhr #87537Hummelfreund FranzForenmitglied- DE 46487
- 22 m
Hallo Leute,
gebe dir Markus völlig recht, was für die Hummeln gut ist, kann nicht verkehrt sein. Ich kann ein Buch darüber schreiben wie es mir gegangen ist, damals wenn ich erstmal meine Hummelnistkasten mit Heizung, Kühlung, Lüfter Steuerung oder aktiven Wachsmotten Abwehr präsentiert habe. Ich wurde von allen Seiten angegriffen, belächelt, mal lustig, mal weniger lustig, eine von der Lustigeren hat geschrieben dass die Hummel nur mit eine Retina Scan in meine Hummelnistkasten reinkommen können. Ok, Technik ist nicht jedermanns Sache, auf Kunden Wunsch baue ich jetzt Nistkasten mit weniger Technik, oder sogar welche wo gar kein Technik drin ist.
Wie Stefan schon damals geschrieben hat, es gibt auf dem Markt Hummelnistkasten wie Sand am Meer, in verschiedene Ausführungen und Preisklassen, und jeder kann selber entscheiden wie Sie/Er ( ich fange auch an zu Gendern :hammer:). die Hummel helfen möchte, mit Heizung oder ohne, mit füttern oder nicht, Hauptsache wird geholfen, und immer mehr Menschen werden in diese Richtung sensibilisiert.
liebe Grüße Hummelfreund Franz
24. Oktober 2024 um 10:54 Uhr #87538MarthaForenmitglied- CH
- 545 m
Die üppigen Jahre der Hummel Populationen scheinen definitiv vorbei zu sein. Das ist Realität. Aber ich bin noch immer der Meinung; Jeder menschliche Eingriff beeinträchtigt zwangsläufig die Wildheit und wirkt sich somit nachteilig auf sein Wohlergehen aus.
Natur und Hightech in Harmonie, geht das?
24. Oktober 2024 um 19:15 Uhr #87539InsektenfreundForenmitglied- DE 06869
- 77 m
Ein paar Gedanken zu dieser interessanten Diskussion.
Die Hummel lebt in ständiger Interaktion mit ihrer Umwelt, muß mit Feinden, Krankheiten sowie klimatischen Veränderungen zurechtkommen. Das schafft sie erfolgreich seit Millionen von Jahren, einzig die Zerstörung ihres Lebensraumes kann sie nicht kompensieren! Soweit die Ausgangslage.
Das die angesprochenen Unterstützungsmaßnahmen gut für das entsprechende Hummelvolk sind steht außer Frage. Das sie gut für die Hummelpopulation sind darf bezweifelt werden.
Jede Saison startet mit einer Vielzahl von Hummelköniginnen mit teils unterschiedlichen Erbanlagen. Exemplare welche in ihren Genen nicht die richtigen Antworten auf aktuelle Herausforderungen haben sterben zumeist, das tut weh. Aber am Ende der Saison besteht die Population aus den am besten vorbereiteten Tieren, was die Überlebensfähigkeit der Art sichert.
Wir wissen nicht welche Anlagen die von uns betreuten Hummeln haben und verhindern zugleich die natürliche Selektion! Zudem beeinflusst unser Streben nach möglichst vielen Geschlechtstieren die gesamte umliegende Population stärker als normal.
Um das oben gesagte richtig einzuordnen, ich bin weder ein Verfechter der „reinen Lehre“ noch schaffe ich den Schritt zum unbeteiligten Beobachter. Allerdings bemühe ich mich diese Erkenntnisse stärker zu berücksichtigen.
24. Oktober 2024 um 22:48 Uhr #87540HP 22927Forenmitglied- DE 22927
- 50 m
@Insektenfreund
sehr fundierte Argumentation, die so noch nicht zur Sprache kam. Vielen Dank dafür.
Ich werde weiterhin nur geschützte Nistmöglichkeiten den Königinnen anbieten, die den Hummeln leider sehr wenig im umliegenden Gebiet zur Verfügung stehen. Es werden immer mehr Gärten in pflegeleichte Steinwüsten verwandelt.
Z.B. Ackerhummeln können m.E. eine Wärmeunterstützung bei einem Kälteeinbruch im Frühjahr vertragen, ohne zu „Weicheiern“ zu mutieren. Sollten sie abbrechen, haben sie sicher noch mehr Probleme einen geeigneten Nistplatz zu finden.
Erdhummelköniginnen sind widerstandsfähig und kräftig genug um auch bei geringen Minusgraden das Nest warmzuhalten. Sie fliegen auch bei Schneefall.
Über das Zufüttern kann man sicherlich diskutieren. Eine kurzfristige Unterstützung bei wetterbedingten Sammelproblemen halte ich für akzeptabel.
Jegliche Unterstützung zu verteufeln können wir uns sicherlich nicht leisten. Sie würde die Verkleinerung der Populationen nur vorantreiben.
25. Oktober 2024 um 13:05 Uhr #87541Markus HibbelerForenmitgliedBeitragsersteller- 26180
- 17 m
@Insektenfreund Ich kann deine Argumentation/ Bedenken durchaus nachvollziehen, möchte aber trotzdem meine Gedanken bzw. mein Widerspruch dazugeben bzw. deine Widersprüche aus meiner Sicht aufzeigen.
Wäre die Umwelt intakt, würde ich dir Recht geben. Dann bräuchte es sämtliche Unterstützungsmaßnahmen gar nicht. Die Probleme sind aber so stark, divers (Pestizide, Lebensraum-Zerstörung, Straßenverkehr, Extremwetter-Ereignisse usw.) und setzen den Populationen so stark zu, dass ich glaube: je mehr Geschlechtstiere, desto besser für die gesamte Art. Es ist ja nicht so, dass ich kranke Hummeln/ Völker durchschleppe oder zur Fortpflanzung bewege. Ich sorge mit meinen kleinen Maßnahmen dafür, dass ohnehin schon starke Völker mit Geschlechtstieren noch stärker werden, indem noch mehr Geschlechtstiere produziert werden.
Die natürliche Selektion findet trotzdem noch statt: kranke oder schwache Tiere werden die Diapause nicht überstehen oder von Vögeln gefressen oder schaffen es nicht, ein Volk zu gründen. Das schaffen ohnehin nur die starken Königinnen im Frühjahr.
Ich kann die – ich nenne sie mal die naturalistische Sichtweise – durchaus nachvollziehen. Dann müsste man aber so konsequent sein und sämtliche Unterstützungsmaßnahmen einstellen und einzig auf naturnahe Gärten setzen: keine Hummelhäuser, keine Wachsmottenklappe, kein aktives oder passives Ansiedeln, kein Zufüttern usw. In all diesen Punkten greifen wir doch auch schon ein und beeinflussen die Population bzw. die Entwicklung der jeweiligen Art positiv. Wo zieht man die Grenze? Welche Schutzmaßnahmen sind legitim? Ich finde diese Grenzziehung äußerst schwierig und habe ja schon in einem anderen Kommentar geschrieben, wie ich es sehe und wo die Grenze bei mir verläuft.
Lieben Gruß
Markus
25. Oktober 2024 um 15:09 Uhr #87545Hummelfreund FranzForenmitglied- DE 46487
- 22 m
@Insektenfreund
Deine Argumentation „Die Hummel lebt in ständiger Interaktion mit ihrer Umwelt, muß mit Feinden..“ Das schafft sie erfolgreich seit Millionen von Jahren“ kann ich überhaupt nicht zustimmen. Vor Millionen von Jahren, gab es keinen Zuchthummel die millionenfach in Gemüse/Obstplantagen oder Gewächshäuser eingesetzt werden und nach getaner Arbeit nicht sachgemäß entsorgt werden und so wird unbewusst (oder was juckt mich das) zum explosionsartigen Vermehrung der Wachsmotte beigetragen. Bei euch in Pommern ist womöglich diese tödliche Parasit unbekannt, aber hier bei uns am Niederrhein ist die traurige Realität.
Nächstes Jahr starte ich in meinem Garten ein Experiment, vorausgesetzt das in meinem Hummelnistkasten starke Erdhummel und Steinhummelvölker entwickeln, und die Wachsmotten die von der Nestgeruch angelockt werden, können nicht mehr entkommen und so kann ich mit Bilder dokumentieren und euch allen zeigen.Lieben Gruß Franz
25. Oktober 2024 um 19:40 Uhr #87547InsektenfreundForenmitglied- DE 06869
- 77 m
Ich schreibe hier nicht um jemanden vorzuschreiben wie seine Beschäftigung mit Hummeln aussehen sollte oder über richtig oder falsch zu befinden. Ich freue mich wenn meine Ausführungen Interesse finden, mit eigenen Beobachtungen verglichen und kritisch hinterfragt werden. Auslöser war das diesjährige Ausbleiben der Hornissen bei uns und die anschließende Suche nach einer Nutzungsmöglichkeit für meinen neugebauten Hornissenkasten. Ich hab mich dann für die dunkle Biene entschieden. Bei der Beschäftigung mit der Problematik wildlebender Honigbienen gab es eine Reihe von Erkenntnissen die mich heute anders auf die vergangenen Hummeljahre zurückblicken lassen und verschiedene Fragen aufwerfen.
@Markus, einerseits sind unsere Möglichkeiten bezüglich Umweltzerstörung begrenzt, andererseits haben viele hier bei der Schaffung neuer Biotope ein bemerkenswertes Niveau erreicht. Anders als bei Säugetieren und Vögeln kann hier auch bei kleinen Flächen viel erreicht werden. Die Auswahl des zukünftigen Neststandortes durch die Hummelkönigin entscheidet in hohem Maße über die Entwicklung des Volkes und ist bisher erst teilweise erforscht. Ich sehe nicht, das dass aktive ansiedeln dem Rechnung trägt.
@Franz, wir wohnen in Sachsen-Anhalt, nicht in Pommern und auch hier gibt Wachsmotten. Ich bin immer noch frustriert ein Volk an die Motten zu verlieren und beim ausräumen der befallenen Kästen achte ich sorgfältig darauf jede Mottenlarve zu erwischen um sie an Zierfische und Hühner zu verfüttern. In den letzten Jahrzehnten gab es bei uns immer mehr wildlebende Hummel als in meinen zahlreichen Kästen, daher frage ich mich ob die Hummel nicht doch eine erfolgreich Strategie hat. Vielleicht verschaffen unsere Kästen den Motten einen Vorteil den sie bei Wildnestern nicht haben?
25. Oktober 2024 um 20:29 Uhr #87548HP 22927Forenmitglied- DE 22927
- 50 m
Wir sind uns einig, wir wollen den Hummeln helfen.
Nisthilfen: gut.
Belüftung der Kästen: wichtig.
Wachsmottenabwehr: unverzichtbar.
Zufütterung: hier sollten alle mal über folgendes nachdenken:
Wir können die Qualität eines natürlichen Blütennektars nicht ansatzweise anbieten. Wenn fortwährend zugefüttert wird, gewöhnen sich die Arbeiterinnen sehr schnell an die am oder im Haus angebotene Ersatznahrung und fliegen hierfür nicht mehr oder deutlich weniger aus. Das Zugefütterte wird von allen aufgenommen, auch von der Altkönigin!!!! Diese legt laufend Eier. Und hier bin ich beim Insektenfreund: die Zufütterung kann sich nur negativ auf die Nachkommenschaft auswirken. Was nützen viele Geschlechtstiere von minderer Qualität. Hier ist weniger mehr!!!
VG
HP
25. Oktober 2024 um 21:21 Uhr #87549HP 22927Forenmitglied- DE 22927
- 50 m
Was ich vergaß: @Martha, schön mal wieder von dir zu hören
L G
HP
26. Oktober 2024 um 08:15 Uhr #87551ChristianForenmitglied- A-4800, 4851
- 420, 510 m
@ Hummelfreunde – finde diese Diskussion – besser Meinungsaustausch – über so grundlegende Fragen unseres Engagements für eine der besten und sinnvollsten in den letzten Monaten. Ja, viele Wege führen zum Ziel, dass wir auf unserem Gebiet für den Artenschutz bei Hummeln beitragen – natürlich profitieren aber auch andere Insekten davon, wenn wir für reichlich blühende Gärten/Balkone sorgen.
Meine Philosophie ist vielen bekannt, bin ich ja schon seit 7 1/2 Jahren hier Forenmitglied. Mein Zugang zum Hummel- als auch Vogel-, Hornissen-, Siebenschläfer-, Fledermausschutz, etc. ist, dass ich in meinen beiden Gärten für alle diese Tierarten Nistkästen anbiete und darauf bedacht bin, dass möglichst ein Gleichgewicht an Nützlingen und Schädlingen herrscht. Vielleicht – nicht nur deswegen – habe ich kein Problem mit Hummelmotten, daher gibt es bei meinen 30 Hummelkästen keine Klappen. Weder Kühlung (stehen versteckt im Gebüsch, nahe meinen Teichen) noch Heizung ist mir wichtig, denn es soll alles möglichst „natürlich“ sein. Wegen der großen Anzahl der HK könnte/möchte ich mir das nicht leisten. Wenn man die Statistiken in Fachbüchern liest, haben Hummeln in den Nistkästen bessere Chancen zu überleben und Geschlechtstiere hervorzubringen, wie in „freier Natur“.
Am wichtigsten ist (uns wohl allen), dass wir Bewusstseinsbildung betreiben und nicht nur bei Gleichgesinnten einen „Aha-Effekt“ und Begeisterung auslösen, (nicht nur) Hummeln zu schützen. Hummelkästen sind dafür sehr gut geeignet. Im Übrigen hatte ich zuletzt mit Markus Burkhard („Nordischer Garten“) Kontakt, auch er freute sich erstmals über ein Hummelvolk in einem HK, und so manche seiner Kunden, die solche in seinem Shop gekauft hatten, ebenso.
Beste Grüße aus dem seit Tagen nebeligen Seengebiet in Oö.! Christian
26. Oktober 2024 um 10:00 Uhr #87552MarthaForenmitglied- CH
- 545 m
@HP 22927 Dieses Thema war ein Anreiz, mich auch wieder einmal zu melden….. LG
26. Oktober 2024 um 10:44 Uhr #87553PapsForenmitglied- DE 91126
26. Oktober 2024 um 22:43 Uhr #87556HP 22927Forenmitglied- DE 22927
- 50 m
Zum Thema Hummelkasten:
Es gibt keine Zahlen darüber, wie viele Hummelvölker in selbst gewählten Wildnestern erfolgreich sind. Genauso wenig weiß man, in welchem Maße diese Nester von Wachsmotten attackiert werden. In gut positionierten Kästen (regengeschützt, keine Sonneneinstrahlung, Wachsmottenklappe) sind die Hummelvölker gut aufgehoben. Wenn wir uns vor Augen führen, wo Hummelköniginnen ihre Nester gründen, weil sie keine Mäusenester oder vergleichbare Hohlräume finden, sind Kästen unverzichtbar. Ich habe Nester unter Gehwegplatten und in Mauerritzen gesehen. Keine wirklich erfolgversprechenden Nistorte. Ich bin sicher, daß prozentual gesehen die Völker in Nistkästen erfolgreicher sind als die in Wildnestern, wo verschiedenste Gefahren drohen .
Auch wenn unser Tun nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist – jedes erfolgreiche Hummelvolk ist wichtig.
27. Oktober 2024 um 14:57 Uhr #87558MarthaForenmitglied- CH
- 545 m
Daten und Fakten sprechen oft nicht für sich selbst. Notwendig wäre die Analyse.
Hummelkästen sind gut, wenn sie denn wirklich nur als Ersatz für fehlende andere Nistmöglichkeiten dienen.
Leider wird die Sensiblität von Hummeln, die die Menschen nicht erklären können, viel zu wenig berücksichtigt. Die ständige Störung von einigen Hummelhalter /innen aus lauter Neugierde erklärt die vielen Abbrüche, da bin ich überzeugt. Ein Insekt birgt immer noch viele Rätsel, auch wenn wir meinen, alles im Griff zu haben.Auch in diese Richtung sollte mehr Bewusstseinsbildung betrieben werden.
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