Antwort auf: Berliner Balkon-Hummeln Haus 2

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AvatarBulli

    Hallo, die Sache mit den Milben ist eigentlich einfach. Die Königinnen haben im Herbst weniger Milben auf dem Buckel als im Frühjahr. Das könnte darauf hinweisen, dass Milben im Winterversteck Nahrung finden. Milben fressen bestimmte Pilze und Fadenwürmer. Pilze und Nematoden/Fadenwürmer können in der Diapause die Hummel befallen. Von daher erscheint das logisch.

    Es gibt z. B. die Nematode Sphaerularia bombi und eine Plastiktüten durchdringende andere Art (weiß gerade nicht den Namen, ein Problem in der Laborzucht), welche die Hummeln gerne in der Diapause befallen.

    Auf der anderen Seite sind sehr viele Milben auf einer Hummel im Frühjahr ein Anzeichen dafür, dass die Hummel überfrachtet ist und vermutlich die Nestgründung nicht hin kriegt. Da kann man ein wenig Reduzieren, indem man die Hummel in Wasser tunkt und einen Großteil der Milben mit einem Pinsel wegwischt.

    Es gibt drei Milben die in größerer Zahl auf Hummelköniginnen angefunden werden können, Parasitus fucorum, Scutacarus acarorum und Kuzinea laevis. Die größere der Milben, die Raubmilbe Parasitus fucorum, frisst auch die Eier von anderen Milben und Fadenwürmer. Ist sie nicht vorhanden, können sich kleinere Milbenarten im Hummelnest enorm vermehren.

    Die Milben im Hummelnest sind zwar je nach Art auch in den Nektar- und Pollentöpfen zu finden, es gibt aber wohl keine, die die Brut befällt wie es die Varroa-Milbe bei den Honigbienen macht. An adulten Hummeln saugen nur die Tracheenmilben Locustacarus buchneri und Acarapis woodi. Wie gesagt, sind sie in den Tracheen zu finden und darum nicht sichtbar.

    Allgemein werden die Milben als Überträger von DWV angenommen. Sie lassen sich gerne von Arbeiterinnen zu Blüten bringen, um dann auf anderen Arbeiterinnen in andere Nester gebracht zu werden. Aber, weil sich Honigbienen und Hummeln wie auch Hummeln untereinander an Blüten häufig anstuppsen, ist das nicht der einzige mögliche Übertragungsweg.
    Es wurde schon von vielen Milben in einem Puppenkokon berichtet, allerdings besteht das Baumaterial für Kokons bei vielen Hummeln aus Nektar und Pollen, was Parasitus fucorum auch gern frisst. Ob ihre Anwesenheit, der Sauerstoffverbrauch oder ihr Kot die Verpuppung behindert, oder die Puppe aus einem anderen Grund abstarb, ist nicht bekannt.

    Die drei häufig vorkommenden Milbenarten, die man auf Hummeln leicht sieht, sind entweder nur Mitbewohner (an Pilzen saugende Arten) oder Kommensale (fressen auch am von Hummeln herangeschafftem Futter). Aber was frisst so eine Milbe schon … . Anscheinend ist nur ihr Kot bei zu hoher Population ein Hygieneproblem. Im Frühjahr kann eine Überpopulation mit ihrem Gewicht die Königin überlasten.
    Schlimmer sind vermutlich die Milben, die in den Tracheen saugen und die Tierchen, die durch die Mundwerkzeuge in die Hummel eindringen können.

    So richtig viel weiß man noch nicht über die Milben. So lange aber alles Tutti aussieht, wird in der Hinsicht kaum jemand weiter forschen. Die Forschung zur Varoa begann ja auch erst, als klar war, dass europäische Honigbienen überwiegend ein Problem mit der Identifizierung der Varoa als Feind haben.