Bernde: Phänomen Selbstansiedlung im Geburtskasten

Hallo Hummelfreunde,
In seinem Buch schreibt Eberhard von Hagen, dass Hummelköniginnen nach der Überwinterung mit hoher Wahrscheinlichkeit die Gegend und insbesondere den Kasten aufsuchen, in dem sie im Sommer des Vorjahres geboren wurden. Ich selbst habe in diesem Jahr erlebt, dass je eine dunkle Erdhummel und eine Baumhummel ohne mein Dazutun in ihren Geburtskästen siedeln. Ich hatte die Kästen nach gründlicher Reinigung Mitte März an dieselbe Stelle wie im Vorjahr, noch mit geschlossener Mottenklappe, aufgestellt. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht mit nestsuchenden Königinnen zu rechnen. Erst Anfang April, als ich zwei Neubaukästen fertig hatte, und diese in 2 m Entfernung zu den bewährten Kästen aufstellt, begann ich gezielt nach Königinnen zu schauen. Groß war meine Verwunderung, als ich bemerkt, dass beide alte Kästen trotz geschlossener Klappen von Rückkehrerinnen schon in Beschlag genommen waren. Als frisch geschlüpfte Jungköniginnen hatten sie beim Aus- und Einfliegen im Vorjahr mit der Klappe keinerlei Probleme. Diese Erfahrung ging ihnen in der Zeit der Winterruhe allem Anschein nach nicht verloren. Seid Ostern fliegen aus beiden Kästen die ersten Arbeiterinnen. Die beiden Neubaukästen konnte ich trotz einiger Bemühungen bis dato nicht belegen. Angesichts der beiden Rückkehrerinnen beschäftigt mich die Frage, warum nestsuchende Königinnen ihr Geburtsnest gezielt aufsuchen. Ein natürlich abgestorbenes Nest ist wahrlich kein Ort der Begierte, denn es ist verschimmelt und mit hoher Wahrscheinlichkeit von Wachsmotten vernichtet, die es zusätzlich mit zähem Gespinst durchsetzen. Über den Winter wird durch Fäulnis letztendlich alles zu Nichte. Das die Zweibeiner, die während ihrer Volksentwicklung unzählige Stunden vor ihrem Wohnkasten hocken, ihn während ihrer Winterruhe wieder wohnlich herrichten, kann selbst einem so intelligenten Individuum wie einer Hummel nicht in den Sinn kommen. Was motiviert unsere Lieblinge trotzdem nach ihren alten Nestern zu suchen?
Gruß Bernde

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