Hummelklappe nach Harry Abraham
Eberhard von Hagen hat in seinem berühmten Hummelbuch „Hummeln bestimmen, ansiedeln, vermehren und schützen“ geschrieben, dass er an seinen Hummelnistkästen abends in der Dämmerung das Einflugloch mit einem Stofffetzen oder ähnlichem zugestopft hat, damit die Wachsmotten nicht in das Nest fliegen und dort Eier ablegen konnten. Morgens in aller Frühe, hat er den Verschluss dann wieder entfernt.
Das schien mir sehr mühselig und für mich nicht praktikabel. Im Jahr 2006 gab es noch kein Facebook, sondern man unterhielt sich in Foren wie z.B. unter Bombus.de von Alexander Schlecht oder hymenoptera.de von Dr. Melanie von Orlow. Es waren die meistbesuchten Internet Plattformen der Bombologen zur damaligen Zeit. Hier tauschte man sich über Nistkastenbau aus, konstruierte Schutzklappen gegen Wachsmotten, machte Hummelbeobachtung und was es sonst noch rund um die Hummelhaltung gab aus. Der Facebookhype war noch in weiter Ferne. Der Schwegler oder Mündener Holznistkasten diente den meisten als Bauvorlage.
Es wurde wie heute noch im Jahr 2022 unter pollenhöschen.de über die beste Hummelnistkastenbehausung diskutiert. Im Jahr 2006 brachte mich Armin Krenz, der mich damals besuchte auf die Idee einen Nistkasten aus EPS Material zu bauen. Das Material hat einen guten Isolationswert, eignet sich als Nistplatz, ist passgenau, verzieht sich nicht, nur bei der Belüftung musste bei der Konstruktion geachtet werden.
Doch das Hauptaugenmerk lag damals wie heute auf der Verhinderung, dass Wachsmotten das Hummelnest überfallen. Armin Krenz bastelte mit Fliegengaze Vorhänge die einfach senkrecht nach unten hingen. Die Hummeln die rein und raus wollten behinderten sich gegenseitig. Dann schnitt er die Fliegengaze einmal in der Mitte senkrecht ein, so dass zwei Klappen entstanden. Die Idee war, dass die Hummeln so die Klappe gleichzeitig zum rein und rausgehen benutzen konnten. Das Problem war nur, sie war nicht Wachsmottendicht und die Hummeln wollten nicht wie er wollte.
Josef Beil hatte in Jahr 2000 auch an einer Mottensperre gebastelt. Die Klappe war schwer und musste abends von Hand geschlossen werden. Morgens drückte die erste Ausflugshummel die Klappe auf und sie blieb dann den ganzen Tag über offen. Eine sogenannte Halbautomatik.
Horst Jäckel konstruierte und baute ebenfalls Klappen, die jedoch spärlich publiziert wurden und auch immer wieder den Konkurrenzgedanken anstachelten „Wer entwickelt die beste Hummelklappe“.
Im Jahr 2005 habe ich dann eine durchsichtige Plastikklappe gebaut, die auf einer Schräge mit zwei Nägeln angebracht war. Die Idee war geboren und Armin Krenz publizierte auch fleißig Bilder in den Foren. Eine komplizierte Doppelklappe mit separatem Aus- und Eingang wurde konstruiert. Teilweise wurden die Eingangsklappen verdunkelt, damit die Hummeln den Ausgang, der eine durchsichtige Klappe hatte benutzen.
Aber auch da wollten die Hummeln nicht so wie wir wollten. Armin war damals sehr gut mit der Technik der Hummelbeobachtung mittels Kamera über dem Nest vertraut. Er postete immer wieder Weiterentwicklungen, indem er eine Vertiefung am unteren Ende der Klappe in den Holzblock machte und diesen mit einem schwarzen Punkt ausmalte und die Klappe teilweise zuklebte, so dass die Hummeln nur ein Sehschlitz hatten. Soweit ich mich erinnere baute er sie auch in Serie für Hummelfreunde. Es war der letzte Stand bevor er leider verstarb.
Die Vertiefung war mir zu aufwendig und so kam ich auf die Idee die Klappe am unteren Ende nach außen zu biegen, so dass die Hummeln mit dem Kopf die Klappe anheben konnten. Man musste ja immer ein Hummelvolk haben um die Klappe auszuprobieren. Eine Ansiedlung war genau so schwierig wie heute, denn erzwingen kann und konnte man nichts. Der Erfolg zog in viele Publikationen ein und als ich Eberhard von Hagen so ein Eingangsblock mit Klappe schickte, nahm er sie sofort in die Neuauflage seines Hummelbuches „Hummeln Bestimmen, ansiedeln, vermehren und schützen auf“.
Über 15 Jahre habe ich Hummelnistkästen aus EPS mit diesen Hummelklappen vertrieben und mit vielen Kunden korrespondiert und ihnen Tipps geben können. Nach dieser Zeit habe ich die Produktion der Nistkästen eingestellt. Doris Gründer hatte vor Jahren dann auch Hummelnistkästen bei mir bestellt und ich freue mich, dass sie von dem Nistkastensystem überzeugt ist und diese Nistkästen in anderer Form baut und vertreibt. Hierbei unterstütze ich sie gerne.
Der Siegeszug der Hummelklappe ist heute Standard an jedem Hummelhaus, wobei sie immer noch kein hundert prozentiger Schutz gegen Wachsmotten ist, aber den freien Einflug verhindert. Hummelnistkästen sollten ohne große Störungen für die Hummeln leicht zu kontrollieren sein.
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- Dieses Thema hat 3 Antworten sowie 2 Teilnehmer und wurde zuletzt vor vor 2 Jahren, 10 Monaten von Harry aktualisiert.
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