chris267: Nochmal die Frage von einem Nichtimker
Hallo Christian, Luc, Bulli, Dennis!
War jetzt einige Wochen nicht mehr im Forum und las heute Eure interessanten Einträge. Auch wenn ich meine Philosophie bereits am 1.11. und 9.12. zum Thema „Konkurrenz zu Wildbienen/Hummeln“ abgegeben habe, möchte ich doch als Kleinimker doch noch einmal Stellung nehmen. Unsere Zeit braucht sowohl uns Bienenhalter, als auch Idealisten, die sich für wildlebende Tiere/Insekten einsetzen und meist unbedankt sind und oft nicht einmal Verständnis ernten. Ich sehe schon mehr als 30 Jahre, dass die (Klein-)Imkerei stark zurück geht, so wie auch die Kleinlandwirtschaft der LW-Industrie weicht. Nächste Woche wird unser 98-jähriger Imkerverein z.B. beschließen, dass er sich voraussichtlich mit der Nachbarortsgruppe fusionieren wird, weil unsere die Mitglieder immer weniger werden. Es ist richtig, dass die älteren Imker manchmal „nur“ die Bienen sehen, andere Insekten nicht kennen und daher nicht schützen. Musste z.B. schon mehrmals erleben, wie agressiv manche Kollegen vorgingen, als sich eine Hornisse in der Nähe der Bienenhütte befand… Dass aber wir Kleinimker unser Hobby um des Geldes Willen betreiben, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Nur jemand der Bienen hält, weiß wie viel Zeit, Arbeit, Schweiß, viele Stiche und Wetterglück es das ganze Jahr bedeutet, einige Kilo des überaus gesunden Honigs zu ernten. Den 10-fache Wert des Honigs bildet aber die Bestäubung der Kulturpflanzen, dies würden statt den Bienen alle Wildbienen (inkl. Hummeln) und andere Insekten zusammen bestimmt nicht schaffen. Dass sich in den letzten Jahrzehnten die Landschaften und damit die Natur sehr zum negativen geändert haben und nun viel weniger Nahrung/Nektar bieten, ist sicher auch nicht uns Imker anzulasten. Ich denke, hier ist die Politik gefordert und säumig, und Lobbyisten regieren auch in der Landwirtschaft. Es gibt in der EU das sogen. Greening-Programm, indem Landwirte verpflichtet werden, 7 % ihrer Flächen nicht zu nutzen. Hier könnten sich nicht nur unsere Hummeln gut entwickeln, auch die Bienen hätten etwas davon. Aber es gibt viel Widerstand, vor allem der „Großbauern“, und unser Umweltminister in Ö. ist zugleich Landwirtschaftsminister – mehr brauche ich nicht zu sagen!
Ich halte also nichts davon, wenn Imker mit Hummelschützer etc. diskutieren, ob und wieviel Nektar die Bienen den anderen Insekten wegnehmen, nein – wir sollten Bewusstseinsbildung in Politik, Landwirtschaft, Medien, …, betreiben, dass der Wert der Natur endlich wahrgenommen wird. Wir Imker waren ja im Vorjahr wieder gefordert, darauf hinzuweisen, dass bestimmte Gifte die Bienen (sicher auch Wildbienen) töten (Maisbeize in Ö. immer noch zugelassen!).
Ich habe daher heutzutage immer mehr Respekt vor denjenigen, die sich entgegen dem Zeitgeist auf dieses Hobby einlassen. Aber auch vor Euch, den Naturschützern eher im Verborgenen, und jenen Landwirten, die bewusst Nektarpflanzen säen, Hecken zwischen den Feldern pflanzen usw. Da ich etwa 6.400 km im Jahr mit dem Rad durch die Gegend fahre, entgehen mir solche Naturjuwele nicht…
Weiter alles Gute, Grüße aus Oö! Christian
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