Wiesenhummel

Kleine Waldhummel (Pyrobombus pratorum), (Linnaeus 1761)

Lebensraum und Vorkommen der Wiesenhummel

Vom Flachland bis zum Hochgebirge ( 2300m ). Meist im offenem Gelände der freien Feldmark, auf Wiesen, Viehweiden, Böschungen. Man findet die Wiesenhummel auch an und in lichten Wäldern, gern unter Sträucher, Gebüsch und Heckenzonen. Sehr häufig auch im Bereich von Garten und Parkanlagen. Im Grunde überall, wo sie einen geeigneten Platz für ihr Nest und Trachtpflanzen vorfindet; ein Ubiquist und Kulturfolger.

Verbreitung: Fast ganz Europa.

Nistweise und Neststandort der Wiesenhummel

Nestbezieher und Nestbauer. Wiesenhummeln bauen überwiegend ihr Nest oberirdisch unter Reisig, Moos und Grasbüscheln, in hohlen Bäumen, Vogelnistkästen, alte Vogelnester (Zaunkönignest) und Eichhörnchennestern, sowie an und in Gebäuden. An fast allen von ihr irgendwie geeigneten Plätzen, selten in verlassenen Erdbauten, ( Mäusekesseln und Maulwurfsbauten ). Gerne werden von ihr auch oberirdische und unterirdische Hummelnisthilfen angenommen.

Aussehen, Merkmale und Kennzeichen

wiesenhummelBei der Wiesenhummel ist die Grundfarbe des Hummelkörpers schwarz. Am kopfnahen Thorax (Brustabschnitt) weist sie einen gelben Querstreifen auf, der jedoch bei Farbvariationen fehlen kann. Auch der 1. Drittel des Abdomens (Hinterleib) ist schwarz und kann eine gelbe Querbinde tragen, die jedoch oft fehlt. 4. bis 6. Tergit sind in der Regel orangerot bis orange gefärbt. Verwechselungen mit anderen Hummelarten wie Pyrenäen-, Trug-, Bergland- und Höhenhummel sind in den Alpen möglich. Bei den Männchen (Drohnen) verdrängt die gelbe Behaarung die schwarze mehr oder weniger.

Besondere Kennzeichen der Männchen (Drohnen): Vom kopfnahen Thorax (Brustabschnitt) bis zum 1. Drittel des Abdomens (Hinterleib) mit vielen „struppig“ wirkenden gelblichen Haarbüscheln ausgestattet; meist breite gelbe struppig wirkende Binde über der Vorderbrust, teilweise um den Thorax ganz herum; dazu ein gelber Haarbüschel im Clupeus (Gesichtsfeld); Abdomen: 1. und 2. Tergit gelblich mit durchschimmerndem Chitinpanzer; 3 /4. Tergit schwarzer Chitinpanzer mit einigen schwarzen Haaren; 5. /6. Tergit orangerot.

Brutpflege / Typ: (Pollenstorer)
Körpermaße in mm: Königin, Arbeiterin, Drohn
Körperlänge: 15 – 17, 9 – 14, 11 – 13
Flügelspannweite: 28 – 32, 18 – 26, 23 – 26
Rüssel: (mittellang) 12 – 14, 8 – 12, 8 – 10
Kopf: – Kurz bis mittellang –

Flugzeiten: März – August

  • Nestsuchende Königinnen erscheinen je nach Witterung und Höhenlage von Anfang März bis Ende April.
  • Arbeiterinnen erscheinen ca. 18. bis 20. Tage nach der Nestgründung. Die Flugzeiten der Arbeiterinnen erstrecken sich von Ende März bis in den August hinein.
  • Jungköniginnen und Drohnen von Ende Mai / Anfang Juni (frühe Nester) und Ende Juli (spätes Vorkommen).

Gründung des Nestes bis schließen der Flugsaison bei der Wiesenhummel

Dauer: 7 Wochen (50 Tage) bis 3 Monate.

Lebensweise

Die überwinterten Jungköniginnen erscheinen schon recht früh im Jahr, oft bereits Anfang März; zu diesem Zeitpunkt kann auch schon die Nestgründung erfolgen. Die Wiesenhummel gehört zu den kurzrüsseligen Hummelarten, die den Pollen in Wachstöpfen oder leeren Kokons deponieren. Zur Ernährung der heranwachsenden Larven werden die Larvenwiegen immer wieder geöffnet und mit Pollen versorgt. Das maximal 120 Tiere umfassende Volk geht spätestens im Juli zugrunde.

Größe der Königin: (klein bis mittelgroß)
Fluggeräusche der Königin: (sehr hell bis hoch)
Volksstärke: 50. bis 120. Individuen.

Individuelle Lebenserwartung der unterschiedlichen Hummelkasten

Königinnen: 12 bis 13 Monate
Arbeiterinnen: ca. 6 Wochen
Drohnen: ca. 5 Wochen

Kuckuckshummelart: Wald-Kuckuckshummel, Fernaldaepsithyrus sylvestris (Lepeletier /
1832). Nach neusten Beobachtungen parasitiert sie auch Völker der Baum-, Garten-, Dunklen und Hellen Erdhummel, auch
Hainhummel genannt.

Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Wald-Kuckuckshummel

Kuckuckshummelart: Norwegische Kuckuckshummel, Fernaldaepsithyrus norvegicus (SPARRE SCHNEIDER). Der Hauptwirt dieser Kuckuckshummelart ist die Baumhummel, nur gelegentlich werden Wiesenhummelvölker parasitiert.

Link: http://www.wildbienen.de/b-norveg.htm

Kuckuckshummelart: Feld-Kuckuckshummel, Psithyrus campestris. Hauptwirt der Feld-Schmarotzerhummel ist die Ackerhummel und als Nebenwirt wird die Wiesenhummel genannt.

Link: http://www.wildbienen.de/b-campes.htm

Besonderheiten und Wissenswertes

wiesenhummelDie Wiesenhummel ist ein Pollenstorer (Brutpflegetyp). Wiesenhummeln kann man durchaus als Kulturfolger und Ubiquist bezeichnen. Sie ist überall recht häufig und zum Zeitpunkt noch nicht gefährdet. Königin besitzt einen hohen Summton. Wiesenhummeln nehmen sehr gerne Hummelnistkästen an, da sie ja die oberirdische Nistweise vorziehen. Die Königin ist in der Lage, wenn sie schon ein Nest gegründet hat, bei sehr niedrigen Temperaturen um 0° C. auszufliegen, um zu ihren Nahrungspflanzen zu gelangen. Selbst starker Schneefall hält sie nicht davon ab. Wiesenhummelarbeiterinnen sammeln schon ab 5° C.

Sie starten schon sehr früh am Morgen, noch vor Sonnenaufgang und sie beenden ihre Sammelflüge erst, wenn schon die Abenddämmerung hereingebrochen ist. Wiesenhummeln sind sogenannte Haustürsammler auch „Kurzstreckenflieger“ genannt, die wenn eben möglich, nur 50 bis 100 Meter um ihren Neststandort sammeln. Wiesenhummelvölker entwickeln sich rascher als alle anderen Hummelarten. Bei ihrer Entwicklung, von der Nestgründung bis zu den ersten Geschlechtstieren, beträgt gerade mal 7 Wochen (50 Tage). Wiesenhummeln haben durch ihre rasche Entwicklung, weniger zu leiden durch Trachtmangel als andere Hummelarten. Starke Völker der Wiesenhummel können 25 bis 40 Jungköniginnen produzieren.

Gefährdungsgrad und Gefährdungsgründe

  • Unsachgemäßes Ausbringen von Insektiziden (Winddrift beachten!) in der Nähe
  • blühender Trachtpflanzen.
  • Beerenobststräucher werden in rauen Lagen fast nur von Hummeln bestäubt.
  • Sonst weniger gefährdet, da anspruchslos und von der Sommer-Trachtlücke nicht beeinträchtigt (keine Flugsaison mehr).
  • Durch Eingriffe in die Biotope.
  • Vernichtung von Hummelnestern, am Haus, im Haus und im Hausgarten.
  • Landwirtschaft und Forstwirtschaft.
  • Rasen mähen, gefährlichen Kreisel- und Schlägelmäher.
  • Straßenverkehr und Autobahnen.
  • Tiere (Dachs, Waschbär).
  • Wachsmotten.

Ursachen für den Rückgang: Infolge der Zunahme des Siedlungsbereichs (Verdopplung seit den Fünfzigerjahren) erfuhren die Biotope der früheren Kulturlandschaft einen starken Rückgang. Besonders betroffen sind hiervon Streuobstwiesen, Heiden, Grünland, Weinberge und die Biotope der Ackerlandschaft. Weitere Ursachen: Versiegelung durch Überbauung, übermäßige Pflege der öffentlichen Grünanlagen und Hausgärten, verstärkte Freizeitnutzung, Pflanzung florenfremder Gehölze oder Stauden mit zum Teil starkem Ausbreitungsvermögen sowie Beeinträchtigungen durch den Straßenverkehr.

wiesenhummelnestAngesichts des zunehmenden Flächenverbrauchs in der offenen Landschaft etwa durch Straßenbau, Errichtung von Einkaufszentren und Bau von Gewerbegebieten sowie der Übernutzung der Kulturlandschaft durch die intensive Agrarwirtschaft darf jedoch auch innerhalb des Siedlungsbereichs der Artenschutz einheimischer Tiere nicht vernachlässigt werden. Insbesondere im Siedlungsbereich sind von naturnäheren Flächen in der Regel nur noch kleine Reste übrig, die vor allem größeren Tieren zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse häufig nicht mehr ausreichen. Auch viele Insektengruppen weisen hier bereits deutliche Verarmungstendenzen auf oder sind bereits ganz verschwunden.

Trachtpflanzen

wiesenhummelBei den Wiesenhummeln konnte an 128 verschiedene Wildpflanzenarten und 21 Kulturpflanzen ein Blütenbesuch nachgewiesen werden. Wie bei allen anderen kurzrüssligen Hummelarten, wozu auch die Wiesenhummel zählt, kommt es häufig zu Nektarraub durch Anbeißen von Kronröhren und Blütenfortsätzen (z. B. an Lerchensporn, Beinwell, Leinkraut und manche Orchideenarten). Arbeiterinnen der Wiesenhummel sammeln gern an allen Arten der Pflanzenfamilie Rosengewächse und erweisen sich deshalb bei Süß- und Sauerkirschen, Äpfeln, Rosen, Himbeeren, Brombeeren und vielen verwandten Arten als zuverlässige Bestäuberinsekten.

Quellenangaben

Eberhard von Hagen / Ambros Aichhorn
Hummeln, bestimmen / ansiedeln / vermehren / schützen
Fauna Verlag
ISBN 3-935980-28-0

Helmut und Margrit Hintermeier
Bienen, Hummeln, Wespen im Garten und in der Landschaft
Obst- und Gartenbauverlag / München
ISBN 3-87596-098-X

Peter-Frank Röseler
Der Hummelgarten, Lebensraum und Biologie der Hummeln
TRIGA / VERLAG
ISBN 3-89774-280-2

Günter R. Witte & Juliane Seger
Hummeln brauchen blühendes Land
WESTAPP / WISSENSCHAFTEN
ISBN 3-89432-097-4

Weiterführende Links zur Wiesenhummel:

http://de.wikipedia.org/wiki/Wiesenhummel
http://www.wildbienen.de/huarten.htm

Hallo Hummelfreunde ich habe einen interessanten Beitrag von Paul Westrich gefunden, warum die Wiesenhummel eigentlich „Kleine Waldhummel“ genannt werden sollte:

Eine Anmerkung zur Verwendung der deutschen Namen für bestimmte Hummeln. Warum »Kleine Waldhummel« und nicht »Wiesenhummel« als deutscher Name für Bombus pratorum? Als Linné diese kleine Hummelart beschrieb und ihr als erster einen bis heute gültigen Namen gab, nahm er wohl an, daß die Art vor allem auf Wiesen lebt (lateinisch pratum = Wiese). Ihr Hauptlebensraum sind aber gehölzdominierte Lebensräume, während der meist unter dem deutschen Namen »Waldhummel« geführte Art Bombus sylvarum gerade nicht im Wald zu finden ist, sondern eine besonders charakteristische Offenlandsart ist. Sollen deutsche Namen sinnvoll sein, dann sollten sie eine Art, soweit als in einem Namen überhaupt möglich, auch richtig charakterisieren und nicht durch einfache Übersetzung des wissenschaftlichen Namens falsche Vorstellungen vermitteln. Deshalb bevorzuge ich also für den im Wald und sonstigen baumreichen Lebensräumen lebenden Bombus pratorum »Kleine Waldhummel« und für den auf Wiesen und Magerrasen lebenden Bombus sylvarum wegen der schönen Färbung »Bunthummel« (Der Gattungsname Bombus ist übrigens männlich, daher der männliche Artikel). Verbindlich und eindeutig ist aber ohnehin nur der wissenschaftliche Name, ohne dessen Kenntnis und korrekte Anwendung eine Verständigung über Sprachgrenzen hinweg nicht möglich ist.

Deutsche Namen sind fast immer Kunstnamen. Lediglich für die Gattungen gibt es seit über hundert Jahren deutsche Benennungen, die sich mehr oder weniger eingebürgert haben, z.B. Mauerbienen für die Gattung Osmia im weiteren Sinne, Seidenbienen für die Gattung Colletes und Sandbienen für die Gattung Andrena. Nicht immer trifft der deutsche Name aber die biologische Eigenart aller Gattungsvertreter. So verwenden keineswegs alle zur Gattung Anthidium = Wollbienen gehörenden Arten Pflanzenhaare als Baumaterial, sondern auch Harz oder Harz und Pflanzenhaare oder Harz und Erde im Kombination, weswegen ich für diese Bienengattung den Namen Woll- und Harzbienen bevorzuge. Seit längerer Zeit existieren lediglich für einige Hummeln deutsche Bezeichnungen, z.B. Ackerhummel für Bombus pascuorum oder Steinhummel für Bombus lapidarius. Für weitere Arten hat Hagen (1986) teils brauchbare, teils meines Erachtens wenig glückliche Kunstnamen geschaffen, die in solchen Fällen dann meist auf den wissenschaftlichen Artnamen zurückgehen, z.B. Fragranshummel für Bombus fragrans. Bereits in früheren Jahrhunderten hat es Versuche gegeben, Wildbienen-Arten mit deutschen Namen zu belegen. So hat bereits Christ (1791) in seiner Naturgeschichte der Insekten den Bienenbeschreibungen deutsche Namen beigefügt, z.B. nannte er Dasvpoda suripes Wadenfuß, Colletes cunicularius Gräber oder Andrena carbonaria Köhler. Doch haben sich solche Namen nie durchgesetzt.

Will man sich mit Wildbienen eingehender befassen, wird man nicht umhin können, sich auch wissenschaftliche Namen einzuprägen, wie dies ja auch für jeden gilt, der sich mit Käfern oder Pflanzen ernsthaft befassen möchte. Selbst Kinder haben keine Probleme, sich die Namen vieler Dinosaurier einzuprägen und diese auch richtig zu benützen.

Nachzulesen unter: http://www.paul-westrich.de/forschung/b … 070310.php

Danke an Karsten Grotstück

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