Umsetzen eines bedrohten Hummelnestes
Die Umquartierung von Hummelnestern aus der Natur in einen Nistkasten ist dann angebracht, wenn die Jahreszeit schon zu weit fortgeschritten ist, um Hummelköniginnen zur Nestgründung in den Nistkästen zu veranlassen oder wenn ein durch Baumaßnahmen o. ä. gefährdetes Hummelnest in Sicherheit gebracht werden soll. Auch vom Dachs usw. ausgegrabene und ihrer Waben beraubte Völkchen lassen sich in Nistkästen umquartieren. Bei regelmäßiger Fütterung ziehen sie zuweilen noch ziemlich viele Arbeiterinnen und Geschlechtstiere auf.
Ist das Hummelhaus vorbereitet, stellt sich noch die Frage nach dem besten Zeitpunkt für die Umquartierung. Grundsätzlich sollte eine Umquartierung bei warmer Witterung vorgenommen werden, damit evtl. während des Umquartiervorgangs abfliegende Junghummeln nicht abseits vom Nest erstarren und umkommen. Sollte ein Hummelvolk jedoch bei extrem schlechter Witterung zu verhungern drohen, wird man auch bei kühlerer Witterung eingreifen müssen, zumal, wenn sich das Volk bereits in Hunger- und Kältestarre befindet und keine Aussicht auf Besserung besteht.
Nester mit der noch einzelnen Königin oder kleine Völkchen mit ca. 10 – 20 Arbeiterinnen können am späten Nachmittag oder am nicht zu späten Abend (Vorsicht vor der oft rasch einsetzenden Abkühlung am Abend!) umquartiert werden. Man muss dann nicht so lange auf die vom Trachtflug zurückkehrenden Sammlerinnen warten, um sie einzufangen und dem umzuquartierenden Nest zuzusetzen. Auch können sich die Tiere während der Nacht noch besser an den Nistkasten gewöhnen.
Nur, wenn das Nest leicht zugänglich ist und nicht die Gefahr besteht, dass die Hummeln während der Umquartierung aufgestört werden und abfliegen, können in Einzelfällen Völker auch während der Dunkelheit (dann am besten mit Rotlicht-Leuchte) umquartiert werden. Wenn das betreffende Volk dabei aufgestört wird, besteht immer die Gefahr, dass auch noch nicht eingeflogene Jungtiere in die Dunkelheit entkommen; ohne vorangegangenen Orientierungsflug finden diese Tiere jedoch nicht wieder zurück, sind für das Volk daher verloren. Auch die Sichtverhältnisse sind während der Dunkelheit recht ungünstig. Zu berücksichtigen ist auch, dass ein Teil der Arbeiterinnen außerhalb des Nestes übernachtet. Zumindest der Anfänger sollte daher grundsätzlich bei Tageslicht umquartieren. Volkreiche Staaten wird man am besten in den Vormittagsstunden umquartieren, damit die zahlreichen abgeflogenen Arbeiterinnen bzw. die Sammlerinnen dem Nistkasten zufliegen bzw. zugesetzt werden können.
Ist alles sorgfältig geplant, geht man mit dem für die Umquartierung vorbereiteten Nistkasten zum Nistplatz. Sollte das Hummelnest in der Erde sein, gräbt man mit dem Spaten vorsichtig dem Gang nach, wobei man immer wieder mit dem Finger vorfühlt, in welche Richtung der Gang weiterläuft. Vorher kann man vorsichtig in den Gang pusten, um sich zu vergewissern, dass sich keine Hummeln im Gang befinden oder sich gar das Nest schon in nächster Nähe befindet. Auf das Pusten hin melden sich die Hummeln mit einem scharfen Verteidigungssirren, so dass man über die Lage des Nestes informiert ist. Mit dem Spaten gräbt man vorsichtig bis kurz vor die Nesthöhle. Danach wird das Nest nicht etwa von oben freigelegt, weil dadurch zuviel Erde auf das Nest fallen würde, sondern man untergräbt das Nest mit Hilfe eines Messers, bis man schließlich mit einer Hand unter das gesamte Nestmaterial fassen und das Nest vorsichtig herausheben kann. Sollte das Nestmaterial von Wurzeln durchwachsen sein, schneidet man diese vor dem Herausheben des Nestes mit einer Schere ab.
Nach dem Herausheben entfernt man am besten einen Teil des oft verschmutzten Nestmaterials, besonders unterhalb der von den Hummeln angelegten kleinen Nestkugel aus Heu, die heil bleiben sollte, und bettet das Nest dann im Nistkasten in das dortige Nestmaterial ein. Dabei ist darauf zu achten, dass das Nest auch aufrecht steht, so dass kein Nektar aus den Zellen laufen kann. Die von den Hummeln angelegte Nestkugel platziert man im Nistraum in die mit Nestmaterial ausgestattete Mulde so, dass ihr Eingang zum Eingang des Nistraumes gerichtet ist. Dann deckt man die Nestkugel noch mit etwas feinem Nestmaterial ab, lässt aber den vorderen Teil der Nestkugel mit ihrem Eingang frei, damit die Hummeln in dem ihnen zunächst fremden Nistkasten ihr Nest mit seinem Eingang wieder finden können (sie zerren später selbst Nestmaterial über den freigebliebenen Teil ihrer Nestkugel).
Falls man während der Umquartierung zahlreiche Parasiten (z.B. Milben oder den kleinen braunen Käfer Antherophagus nigricornis, dessen Larven Hummelnester im Anfangsstadium schwer schädigen oder vernichten können) entdeckt, sollte man sich nicht scheuen, die Waben aus der Nestkugel zu entnehmen und frei vom alten Nestmaterial in das dortige Material zu platzieren, in dem man dort die Mulde der Größe der Waben anpasst, die evtl. zuvor abgefangene (n) Hummel (n) auf die Waben laufen lässt und dann über den Waben Nestmaterial so anbringt, dass sich die Waben wie in der ursprünglich von den Hummeln angelegten Nestkugel in einem kleinen Hohlraum befinden.
Auch hier lässt man einen Eingang gegenüber dem Nistkasteneingang frei und hütet sich, das neue Nest nach vorne zum Nistkasteneingang zu mit zu viel Nestmaterial zu überdecken, damit die Tiere sich nicht in der fremden Umgebung verirren.
Sollte sich das umzuquartierende Hummelnest in einem Grasbüschel, Heuhaufen o.ä. befinden, kann man es von dort am besten mit Hilfe einer Schere herausschneiden und dann in den Nistkasten einlogieren.
Wichtig ist stets, dass man während der Umquartierungsmaßnahmen nicht die Sonne auf die Waben scheinen lässt, weil sonst die Brut Schaden leiden kann.
Etwa abgeflogene Arbeiterinnen, heimkehrende Sammlerinnen oder gar die Königin müssen nach der Umlogierung des Nestes bzw. der Waben unverzüglich gefangen und so freigelassen werden, dass sie direkt von der Hand oder dem Aufbewahrungsbehälter (am besten eignen sich kleinere Pappschachteln, die mit einer Ansatzröhre zum Hinein- und Herauslassen der Hummeln versehen sind) in den Nesteingang oder auf die Waben laufen können. In dem ihnen fremden Nistraum würden sie andernfalls ihr Nest nicht finden und sofort wieder abfliegen.
Sollte das Hummelnest sehr volkreich sein, stellt man den Nistkasten nach der Einlogierung der Waben mit der Königin und möglichst vielen Arbeiterinnen in den Nistraum genau an der Stelle auf, wo sich der ursprüngliche Nistplatz der Hummeln befand, öffnet die Klappe im Vorbau des Nistkastens weit und legt von dem alten, den Hummeln vertrauten Nestmaterial etwas in den geöffneten Vorbau, achtet jedoch darauf, dass der Nistkasteneingang nicht versperrt ist. Die abgeflogenen und nun ihr Nest suchenden Arbeiterinnen riechen das Material vor dem Nistkasteneingang und fliegen somit ihrer neuen Behausung sicherer zu.
Wenn gewährleistet ist, dass die Sonne nicht auf die Waben scheinen kann, hat es sich bei sehr volkreichen Hummelnestern bewährt, zunächst etwa die erste Stunde nach der Umquartierung den Deckel des Nistkastens offen zu lassen. Die Masse der abgeflogenen Hummeln fliegt auf diese Weise dem Wabenbau, dessen vertrauten Geruch die Tiere jetzt besonders gut wahrnehmen, noch rascher zu, als wenn lediglich das Flugloch offen wäre. Dabei kann es nützlich sein, den Nistkasten etwas tiefer in die Erde zu versenken, damit die Tiere leichter über den oberen Kastenrand finden.
In der Regel wird man den Nistkasten bis zum Abend am alten Nistplatz belassen, um ihn dann – nach Einstellung des Fluges – mit jetzt zunächst geschlossenem Flugloch zum vorgesehenen Aufstellungsort zu bringen (sofern eine Umsiedlung in einen anderen geeigneten Lebensraum sich als notwendig erwies). Dort können sich die Hummeln am nächsten Morgen durch eines der seitlichen Fluglöcher am Vorbau neu einfliegen.
Während der Umquartierung stellt sich häufig heraus, dass vor allem kleinere Hummelvölker oder auch einzelne Königinnen in ihren Tönnchen keinerlei Nektar haben – sie stehen also dicht vor dem Verhungern. Dann empfiehlt es sich, als Soforthilfe die Tönnchen solcher Kolonien während der Umquartierung mit Hilfe einer Spritzampulle randvoll mit Zuckerlösung zu füllen. Die Hummeln bleiben dann wesentlich ruhiger und nehmen das neue Nest besser an – das gilt vor allem für die noch einzelne Königin in der Nestgründungsphase, die andernfalls das Nest sogar aufgeben könnte.
Anschließend an eine Umsiedlung sollten die Hummelvölker zumindest die nächsten 10 Tage mit Hilfe von Futtergefäßen (z.B. Legobausteinen oder Laborgläsern mit jeweils so kleiner Öffnung, dass die Tiere nicht in den Gefäßen ertrinken können) gefüttert werden. Je nach Tracht und Wetter entscheidet man danach weiter. Bei kleineren Völkern hat sich die Fütterung mit Legobausteinen durchaus bewährt. Sie sollten aber täglich mit heißem Wasser gereinigt werden.
Die Futtergefäße müssen zunächst so in den Vorbau vor den Kasteneingang gestellt werden, dass die Hummeln die Zuckerlösung beim Herauskommen mit den Fühlern wahrnehmen können; der Eingang darf dabei jedoch nicht versperrt werden Ist das Futter angenommen, können die Gefäße vom Eingang etwas abgerückt werden. Größere Gefäße können ins Innere des Nistkastens gestellt werden.
Ist der neue Aufstellungsort näher als ca. 3 km vom alten Nistplatz entfernt, muss damit gerechnet werden, dass ein Teil der Hummeln wieder dorthin zurückfliegt. Durch mehrmaliges Fangen und Zusetzen erreicht man aber bald, dass auch diese Hummeln sich den neuen Stand merken. Man mache es sich überhaupt stets zur Pflicht, nach jeder Umquartierung mit anschließender Umsiedlung in einen neuen Lebensraum in den nächsten 2-3 Tagen nochmals den alten Nistplatz aufzusuchen, um evtl. zurückgebliebene Arbeiterinnen zu fangen und dem Nest zuzusetzen, denn bei den wenig volkreichen Hummelnestern ist jede Arbeiterin wichtig.
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- Dieses Thema hat 33 Antworten sowie 4 Teilnehmer und wurde zuletzt vor vor 7 Monaten, 3 Wochen von Stefan aktualisiert.
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