Angelika L.: Antwort von Dr. Westrich

Gerne stelle ich die Antwort ein, ich habe erst um Einverständnis gebeten.
Herr Dr. Westrich bittet allerdings zu berücksichtigen, das seine Stellungnahme nur eine zusammengefaßte Darstellung der vermutlichen Zusammenhänge ist und eine ausführliche Behandlung dieses Themas natürlich auch die Nennung der entsprechenden wissenschaftlichen Literatur beinhalten würde und dass über einige Aspekte der Bienenevolution in der Fachwelt unterschiedliche Meinungen herrschen. Die aktuelle wissenschaftliche Diskussion und unterschiedliche Theorien können im dem Werk von C.D. Michener, The Bees of the World, erschienen 2000, nachgelesen werden.
Die Frage war: Warum und wann ging die Entwicklung der Wildbienen einerseits in die Richtung solitär und andererseits in die Richtung sozial?
Antwort: Das weiß niemand. Da Insekten bis auf die Ausnahmen im Bernstein nicht als Fossilien erhalten sind, können wir nur5 aufgrund anderer Hinweise Rückschlüsse ziehen. Bereits im Bernstein finden sich Vertreter offensichtlich staatenbildender Formen (stachellose Bienen), wie es sie auch heute noch in den Tropen in morphologisch sehr ähnlicher Form gibt. Die baltischen Bernsteinfunde sind ca. 40-50 Mio Jahre alt. So lange reicht also die Existenz sozialer (eusozialer?) Formen zurück. Wann sich aber aus solitären Formen auf verschiedenen Wegen soziale Formen entwickelt haben, bleibt ein Geheimnis der Evolutionsgeschichte. Derzeit vermutet man den Beginn der Bienenevolution in der Oberkreide (ca. 80-100 Mio Jahre vor heute) und zwar in ariden Gebieten des Gondwanalandes. Es stand demnach ein enorm langer Zeitraum zur Verfügung.
Bienen haben sich ja aus Grabwesen-Vorfahren im Zusammenhang mit der Evolution der Blütenpflanzen entwickelt. Sie werden heute auch zusammen mit den mehreren Grabwesen-Familien in die Überfamilie Apoidea gestellt. Verschiedene Stufen des Soialverhalten haben sich ja auch unabhängig voneinander entwickelt, obwohl es manche Gemeinsamkeiten gibt. Die Unerfamilie Apinae mit den Stachellosen Bienen, den Hummeln und den Honigbienen hat sich wohl aus pelzbienen-ähnlichen Verwandten evolutiert, während die sozialen Formen bei Halictus und Lasioglossum von einem ganz anderen Ast des Bienenstammbaums herkommen, der nahe an der Stammbasis liegt.
Frage: Was mag sich die Natur dabei gedacht haben?
Anwort: Soziale Formen haben gegenüber solitären einige Vorteile (vor allem Aufgabenverteilung beim Nestbau, bei der Verteidigung und dem Nahrungsammeln). Dennoch sind solitäre Formen bis heute äußerst erfolgreich, vor allem durch vielfältige Anpassungen und Spezialisierungen. Wenn sie das nicht wären, wären sie schon längst ausgestorben.

Ein Stöbern auf der Website von Herrn Dr. Westrich möchte ich euch auch noch schnell empfehlen.
Grüße, Angelika

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