Zuchthummeln
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19. Februar 2021 um 10:23 Uhr #52926MarthaForenmitglied
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- 545 m
Mir tun die Hummeln auch sehr sehr leid, aber darf – soll – muss man aus Erbarmen ein so grosses Risiko in Kauf nehmen? Ist es gerechtfertigt? Ist es eine Ermessensfrage jedes Einzelnen? Oder ist es ein sehr ernsthaftes Problem, das alle Hummelfreunde angeht?
19. Februar 2021 um 10:31 Uhr #52927StefanAdmin- DE 84513
- 398 m
Ich kann Detter sehr gut verstehen, man bringt es einfach nicht übers Herz die Tiere abzutöten. Das ist aber leider für die Natur der einzig richtige Weg, denn Zuchthummeln verdrängen lokale Arten und verbreiten Krankheiten. Auch hier haben wir einen Artikel dazu (ich suche nebenbei immer wieder mal selbstgeschossene Fotos von so einem Zuchthummel-Volk, -Karton usw.):
19. Februar 2021 um 10:36 Uhr #52928janfoModerator- DE 34233
- 246 m
Ja, ich kann auch Detter und Marylou verstehen. Die Hummelkartons die vor den Müllcontainern stehen sind kein schöner Anblick. Aber es handelt sich nunmal nicht um Wildpopulationen. Ich finde man sollte eher noch Aufklärungsarbeit bei den Gärtnereien leisten, dass sie die Zuchthummeln einfach draußen herum stehen lassen.
Und ja, natürlich ist der Artikel hier aus dem Forum gut recherchiert und zusammengefasst!
Leider kommt es auch immer wieder vor, dass Hummeln von Privatpersonen bestellt werden in dem Glauben den Tieren zu helfen. Aber auch um der eigenen (z.B. Obst) Produktion auf die Sprünge zu helfen. Was wiederum den lokalen Arten die Nahrung nimmt.
Ich denke hier muss noch sehr viel Aufklärungsarbeit geleistet werden.
Meiner Meinung nach, müsste man (auch im kommerziellen Freilandanbau) viel mehr natürliche Strukturen schaffen an denen sich Wildbienen wohlfühlen und Nisten können. Vor allem auch wilde Bereiche wo die ganze Saison über Nektar und Pollen verfügbar ist. Dann käme man sicher auch wunderbar ohne die Zuchthummeln aus und der Natur wäre wirklich geholfen.
19. Februar 2021 um 15:17 Uhr #52933Hummelfreund FranzForenmitglied- DE 46487
- 22 m
Meine Meinung nach ist viel schlimmer wenn die Wachsmotten diese Pappkartons finden und hunderte von Eiern reinlegen
19. Februar 2021 um 16:36 Uhr #52934DetterForenmitgliedNun habe ich aber viele Fragen zu beantworten. Ich fange mit @marylou an. Es gab keine Probleme die zwei verschiedenen Völker zu „vereinen“. Das „neue“ Volk ist ja noch ordentlich gewachsen und es gab auch Jung-Königinnen und Drohnen. Das irgendwelche Kämpfe stattgefunden hätten konnte ich nicht beobachten, auch waren am Ende der Saison im Kasten nicht mehr tote Hummeln wie in den anderen Jahren.
@Martha: Das mit den Parasiten ist schwierig zu beantworten. Was ich noch in Erinnerung habe, was E. von Hagen, geschrieben hatte, ist das auch heimische Hummeln sich bei der Überwinterung Fadenwürmer zuziehen. Andere Parasiten werden auch übertragen wenn sich infizierte Hummeln oder Bienen auf den Blüten treffen. Das nun Zuchthummeln mehr befallen sind, wie Hummeln in der Natur ist nicht bewiesen. Auf jeden Fall sind Massenproduktionen, egal ob Hummeln oder Hühner/Schweine, problematisch. Das Problem hat aber auch die Honigbiene. Die Imker kaufen ja auch Königinnen aus anderen Ländern und kreuzen diese dann. So wurde wahrscheinlich die Varroamilbe eingeschleppt.
@janfo: Nosemia soll häufiger in Nordamerika auftreten? Der Parasit ist aber auch bei den Honigbienen bekannt. Das irgendwann eine Hummelvariante entsteht, ist meist normal? Stichwort Corvid-19 ist ja auch eine Mutation. Eine Gärtnerei wird sich wohl kaum um die Zuchthummeln kümmern, wenn diese ihre Arbeit erledigt haben? Wenn noch viel Flugbetrieb im Karton ist, werden die auch Denken, sie tun was gutes und lassen die Hummeln draußen fliegen, bis alle Tod sind. Im Freiland, bei den Obstbauern, bleiben die Zuchthummeln meistens bis zur Ernte im Freien. Je nach Anbieter, also mit oder ohne Königin, werden Geschlechtstiere produziert. Aber die meisten Zuchthummeln kommen wohl aus Belgien, von der Firma Koppert / Natupol und haben keine Königin im Karton, so dass eine Vermehrung nicht stattfinden kann? Der Gärtner oder dem Obstbauern reicht ja der Zeitraum von bis zu 6 Wochen zur Bestäubung und dann sind die Arbeiterinnen alle Tod. Schlimm ist bei dieser Firma, dass die Königinnen zur Zucht in der Slowakei, Mexiko, Türkei, USA oder Mexiko kommen oder gleich dort gezüchtet werden. Da müssten unsere Politiker ein Einfuhrstopp erlassen. Positiv ist, dass einige Obstbauern auf Imker setzen und vermehrt, zwischen den Baumreihen, auf Blühpflanzen setzen. Die Gärtner können das nicht, da sie auch im Winter Tomaten und Gurken usw. züchten wollen. Die Firma STB Control, von Rüdiger Schwenk, hat mal auf ihrer Homepage versichert, dass bei ihnen nur heimische Hummeln gezüchtet werden und jedes ausgelieferte Volk eine Königin hat. Angeblich soll er aber selbst keine Hummeln mehr züchten, sondern nur noch importierte und befruchtete Königinnen beziehen? Kommt alles für mich nicht infrage.
@Franz: Also Wachsmotten finden immer einen Weg zu den Hummelnestern zu kommen. Die paar Zuchthummel-Kartons machen den Kohl auch nicht mehr fett. Das kennt doch jeder von uns, man hat einen Vorbau, mit Hummelklappe, Klebestreifen an den Lüftungslöchern und und und, aber trotzdem hat man Wachsmotten im Kasten. In der Natur, in den Mäusebau, in den Ritzen und Spalten, gibt es auch keinen Wachsmottenschutz und die Hummeln sind noch nicht ausgestorben. Früher gab es sogar mehr Hummeln. Ich sehe das Hauptproblem in den vielen Pflanzengiften. Aber ich hoffe, dass die Politik langsam aufwacht?
Fazit, es ist sehr schwer für den Hummelfreund ein vitales Hummelvolk in die Müllverbrennung zu schicken. Auch bin ich mir nicht mehr so sicher, dass Jung-Königinnen der Dunklen Erdhummel, immer eine heimische Art ist? Da gibt es schon manchmal ziemlich dicke Brummer in der Natur. In der heutigen globalvernetzten Zeit werden einige Tierarten gekreuzt oder aus anderen Ländern eingeschleppt(Hummelkönigin aus der Türkei gerät in den Urlaubsflieger), Bisamratten/Waschbären verbreiten sich, amerikanische Flußkrebse sind im Berliner Tiergarten unterwegs, Algen kommen im Schiff nach Europa usw, wir werden das nicht mehr aufhalten können? Einige von euch, versuchen doch auch jede gefundene oder kranke Hummel zu retten, selbst noch im Winter, obwohl sie wissen müssten, dass es keine Hoffnung gibt? Man kann nicht über seinen Schatten springen. Das Problem Zuchthummeln kann nur gelöst werden, wenn das Landwirtschaftsministerium über den Naturschutz verbietet, dass Hummeln und Bienen nach Deutschland eingeführt werden und der Anwender von Zuchthummeln dafür sorgt das diese nicht entweichen können oder sich fortpflanzen können, also nur ohne Königinnen. So nun ihr wieder.
19. Februar 2021 um 22:24 Uhr #52939MarthaForenmitglied- CH
- 545 m
@Detter Meine Informationen stammen von besorgten Menschen, die sich um die Zukunft der Wildbienen und der natürlichen Herkunft von Hummeln machen.
Vom heutigen Stand der Forschung aus lässt sich klar Schlussfolgern: Hummeln, die aus Massenzuchten kommen, verbreiten mehr Krankheitserreger. Ich denke, hier müsste man eine wichtige Weichenstellung schalten. Oder gibt es in der Zukunft nur noch Zuchthummeln, Bombus terrestris, weil die anderen ausgestorben sind und nicht gezüchtet werden können? Ist das ein düsteres Zukunftsszenario.
Klar, die Gärtnereien sollten in die Pflicht genommen werden, aber es scheint, dass dazu niemand in der Lage ist, solches durchzuziehen.
20. Februar 2021 um 02:30 Uhr #52948janfoModerator- DE 34233
- 246 m
Ich kann den massenhaften Einsatz von Zuchthummeln nicht gutheißen. Für mich ist es schlüssig, dass dadurch mehr Parasiten und Krankheiten auch in lokalen Populationen verbreitet werden, wenn sogar Königinnen in dem Kasten sind ist es umso schlimmer, dann werden eventuell gar lokale Populationen verdrängt. Wie es wohl auch schon in Nordamerika nachgewiesen wurde.
Für mich haben die Gärtnereien oder Obstbauern einfach nicht die nötige Sachkenntnis und Information wenn sie die Hummeln nach „getaner Arbeit“ einfach frei lassen. Da muss Aufklärung geleistet werden und am besten sollte auf eine naturnähere Bewirtschaftung zurückgegriffen werden.
Ich bin bei der Beschäftigung mit dem Thema auch auf die Firma Koppert gestoßen, und habe auf deren Website vergeblich nach Hinweisen gesucht die auf die Problematik Bezug nehmen.
Ich habe Berichte gesehen, wo für Insekten Lebensraum in der „Plantage“ geschaffen wird und sich schon sehr positive Auswirkungen gezeigt haben. Meiner Meinung muss man mehr und mehr da hin kommen und es sind wenige und kostengünstige, einfache Maßnahmen. Natürlich wird es nicht überall gehen, aber es gibt noch sehr viel ungenutztes Potenzial.
Jedenfalls macht es keinen Sinn, nur weil die Entwicklung angeblich nicht mehr aufzuhalten ist gleich alle Vorsichtsmaßnahmen über Bord zu werfen. Wir brauchen die Vielfalt der Insekten, jede Art hat ihren Platz und sollte geschützt werden.
20. Februar 2021 um 09:07 Uhr #52961ChristianForenmitglied- A-4800, 4851
- 420, 510 m
@ Detter, Stefan, Marylou, janfo, Martha… – möchte mich auch bei der Diskussion beteiligen. Hätte wohl so wie Du – Detter – gehandelt und die Zuchthummeln auch aus Mitleid gerettet. Denke alle hier im Forum finden es traurig und schockierend, dass man lebendige Hummeln entsorgt. Ich frage mich, ob das nach den Tierschutzgesetzen überhaupt gestattet ist, vermeintlich unnütz gewordene Tiere zu töten/beseitigen. Bin sicher, niemand hier heißt die Massenproduktion von Hummeln gut, aber die (Folien-)Plantagen werden immer mehr und es muss produziert werden, was das Zeug hält, damit vieles, das es eben früher im Winter nicht gab, billig am Markt ist. Solange das den meisten Zeitgenossen völlig egal ist, wird die Lobby den einflussreichen Politikern sagen, wo´s lang geht. Das ist generell so in der industriellen Landwirtschaft und Massentierhaltung.
Dass sich aber zunehmend mehr Menschen für eine intakte Umwelt interessieren, ist schon ein Hoffnungsschimmer. Spüre das in meinem großen Bekanntenkreis. Viele wollen sich auch für Hummeln engagieren – erst gestern hatte ich Kontakt mit 5 Hummelfreunden – und planen, Nistkästen im Garten aufzustellen. Ja, da kommen wir ins Spiel und wir können Bewusstseinsbildung betreiben und auch auf dieses wertvolle Hummelforum hinweisen. Niemand braucht sich Zuchthummeln (teuer) kaufen und den fragwürdigen Markt ankurbeln. Wenn die Bedingungen passen, wird sich allerhand Leben im Garten einstellen. Dass Du Detter Lebensraum für Hummeln auf Deinem Balkon in Berlin schaffst, bewundere ich voll! Und noch was – weil Du auch die Bienen angesprochen hast: Als Imker mit 40 Jahren Erfahrung hat ich in diesem Winter wieder nur eines von 5 Völkern überlebt – da gäbe es aber mehrere Gründe dafür zu nennen, was ich im Hummelforum bewusst nicht mache.
Lb.Gr. aus Oö! Christian
20. Februar 2021 um 10:29 Uhr #52965MarthaForenmitglied- CH
- 545 m
Ein Hummelforum, wie das eines ist, muss sich ganz klar von Zuchthummeln abgrenzen. Hummeln schützen, die in der freien Natur leben und vorkommen, das ist die Aufgabe. Man kann nicht Wildbienen und natürliche Hummel Populationen schützen wollen und zugleich die von Parasiten und Krankheiten befallenen Zuchthummeln in den eigenen Garten holen. Vernunft sollte neben Emotionen auch noch ein Wörtchen mitzureden haben.
Wie schön ist es doch, wenn eine Königin in einen von uns bereitgestellten Kasten einzieht und wir die helle Freude an der Entwicklung eines Volkes miterleben können!
Dann noch etwas über die einflussreichen Politikern, die sagen, wo’s lang geht. Diskussionen mit Unbelehrbaren! Chancen, mit Fakten etwas zu bewegen, praktisch null.
20. Februar 2021 um 21:20 Uhr #53020MarylouForenmitglied- DE 41363
- 61 m
@Detter Danke für Deine ausführliche Antwort!Hilft mir sehr weiter.
Falls ich nochmal ein verwaistes Nest umsetzen muss und gleichzeitig ein identisches Hummelvolk habe, setze ich die Kleinen dazu.
28. Februar 2021 um 16:21 Uhr #53421DetterForenmitgliedAlso ihr habt alle Recht. Ich habe die Problematik auch nur beschrieben und nicht verteidigt. Das mit den Hummelkartons in der Gärtnerei war ja reiner Zufall und ich habe es „aus dem Bauch heraus“ entschieden. Ich glaube, beim nächsten mal schaue ich einfach weg? Aufklärungsarbeit muss noch viel betrieben werden. Die Politik muss das Naturschutzgesetz so ändern, dass für Gärtnerei und Obstplantagen keine Hummelvölker mehr mit Königinnen ausgeliefert werden. Das Volk, nur aus Arbeiterinnen bestehend, würde ja spätestens nach 6 Wochen gestorben sein und könnte keine Geschlechtstiere hervorbringen. Für Obstplantagen sollte man nur Honigbienen und heimische Wildbienen einsetzen. Dazu sollte der Obstbauer große Insektenhotels aufstellen und zwischen den Bäumen Blühstreifen anlegen. Ich habe auch die TV-Berichte gesehen wo das gut funktioniert hat. Als „Stadtkind“ habe ich da nicht soviel Gelegenheit. Aber einen Brief an Frau Glöckner, die Einfuhr von nicht heimischen Hummelvölkern zu unterbinden oder wenigstens ohne Königin, werde ich noch schaffen.
28. Februar 2021 um 18:24 Uhr #53433Hummelfreund FranzForenmitglied- DE 46487
- 22 m
@Detter „Arbeiterinnen bestehend, würde ja spätestens nach 6 Wochen gestorben sein und könnte keine Geschlechstiere hervorbringen“
Ja dass ist schon mal sehr gut, aber kann 100- te von Wachsmotten hervorbringen, und das ist eine viel größere Gefahr. Meine Meinung nach sollten alle die Zucht Hummel einsetzen, mit Androhung von sehr hohen Geld Strafen dazu verpflichtet werden die ausgedienten Pappschachtel (mit lebenden Hummel und Wachsmottenlarven drin) zu verbrennen oder zu eine Tierkadaver Verbrennungsanlage zu bringen, statt auf dem Müll zu schmeißen.
28. Februar 2021 um 19:29 Uhr #53439MarthaForenmitglied- CH
- 545 m
@Detter @Franz Hat schon jemand versucht, mit den Inhabern von diesen Gärtnereien Kontakt aufzunehmen, die ganze Problematik zu schildern und sie dazu zu bewegen, Verantwortung zu übernehmen? ?
1. März 2021 um 18:42 Uhr #53459DetterForenmitgliedAlso @Franz Wachsmotten sind auch Geschöpfe und haben ihre Lebens-Berechtigung, da sie anderen Tieren als Nahrung dienen. Meine „Freunde“ sind Wachsmotten auch nicht, deshalb versuche ich so gut wie möglich meine Hummelkästen vor Wachsmotten zu schützen. Hier im Forum gibt es einige Mitglieder die keine Hummelklappen verwenden, weil sie der Meinung sind, dass Wachsmotten zu den Hummeln gehören und die Natur das regelt. Sie setzen auch kein BT ein. Alles immer gleich zu verbieten ist ja anscheinend groß in Mode gekommen? Wenn ich per Zufall die Gelegenheit habe, werde ich sicherlich versuchen Überzeugungsarbeit zu leisten, aber mit Sicherheit nicht lebende Hummeln verbrennen.
2. März 2021 um 09:27 Uhr #53502MarthaForenmitglied- CH
- 545 m
@Detter : Deine Argumentation verstehe ich sehr gut, auch mir bricht das Herz, wenn ich solche Missstände wahrnehme und „verdauen“ muss. Ich würde alles daran setzen, direkt mit dem Tierhalter in Kontakt zu treten, oder mich an den Tierschutz wenden um zu hören, was die dazu sagen.
Alles immer gleich zu verbieten ist ja anscheinend gross in Mode gekommen?
Das sehe ich aus einer anderen Perspektive. Da Zuchthummeln ein echtes Problem sind, sind wir dazu aufgerufen bedrohte Tierarten zu schützen, oder?
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