Hummelsaison 2024

  • Dieses Thema hat 1,522 Antworten sowie 75 Teilnehmer und wurde zuletzt vor vor 1 Tag von HP 22927HP 22927 aktualisiert.
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  • #83633
    Markus Hibbeler
    Forenmitglied
    Beitragsersteller
      • 26180
      • 17 m

      @SabineB Zum Öffnen des Nestes ist kein Werkzeug notwendig. Das geht einfach mit den Händen. Die Hummeln reagieren viel mehr auf Erschütterungen als auf das nach dem Öffnen einfallende Licht. Sie lassen sich, wenn man die Nestkontrollen entsprechend vorsichtig durchführt, gar nicht stören und fliegen nicht bzw. kaum ab. Falls das doch der Fall ist, ist auch das kein Problem, da in aller Regel nur diejenigen Arbeiterinnen abfliegen (Sammlerinnen und Wächterinnen), die vorher einen Orientierungsflug gemacht haben und wissen, wo ihr Nest ist. Sie werden wiederkommen.

      Ich hatte im letzten Jahr einen Fall, wo eine Arbeiterin der Dunklen Erdhummel bei einer Nestkontrolle abgeflogen ist, die danach Probleme hatte, den Eingang zu finden. Vielleicht ist sie aus Angst abgeflogen, ohne vorher einen sauberen Orientierungsflug gemacht zu haben. Ich habe sie dann vorsichtig mit der Einsetzehilfe aufgenommen und durch den Eingang wieder in den Kasten krabbeln lassen. Wenn das nicht funktioniert, kannst du sie vorsichtig fangen, das Glas mit der Hummel für 20 Minuten in den Kühlschrank stellen, damit sie klamm wird und die Hummel danach aufs Kapok legen und den Kasten wieder schließen. Mit der Methode bringe ich auch Hummeln, die nach Umsiedlungen am nächsten Tag um den ursprünglichen Nistplatz fliegen, zu ihrem neuen Neststandort. Das kommt aber, wie bereits geschrieben, sehr selten vor.

      Das sind meine persönlichen Erfahrungen. Erfahrungsgemäß kamen letztes Jahr trotz Mottenklappe und Lavendeleinsatz immer wieder auch Motten in die Kästen. Wir wohnen am Ortsrand, wo Motten häufig vorkommen. Deshalb haben sich zehn bis 14-tägige Nestkontrollen bei mir bewährt. Ja, leichte Schäden kann man dabei verursachen, weshalb Vorsicht die Mutter der berühmten Porzellankiste ist. Vor allem bei größeren Nestern besteht die Gefahr, Pollensilos umzustoßen, die in die Wachsschicht eingearbeitet sind. Dasselbe gilt für Larven, die sich im Wachs befinden.

      Auch kann es sein, dass das Nest besonders tief im Kasten liegt. Ich hatte schon den Fall, dass Hummeln ihr Nest im Kleintierstreu angelegt hatten. Nestkontrollen hätten unweigerlich dazu geführt, dass Streu direkt auf die Hummeln, vor allem in die Nektartöpfchen, gefallen wäre. Ich habe deshalb bei dem Nest auf Nestkontrollen verzichtet. Prompt wurde es von Motten befallen, was ich an Gespinsten im Einlaufrohr gesehen habe. Ich habe dann das Nest geöffnet, es mit Bt behandelt und es so gerettet. Jeder muss das für sich selbst abwägen. Ich finde gelegentliche Nestkontrollen besser als ansonsten evtl. ein ganzes Volk zu verlieren.

      Von Art zu Art gibt es auch im Verhalten große Unterschiede: entscheidend für die Reaktion der Hummeln ist neben der Art der Nestkontrollen die Hummelart und der Status des Nestes. Fliegt erst die erste Generation Arbeiterinnen, sind Nestkontrollen bei allen Arten kein Problem. Nester von Wiesen- und Ackerhummeln sowie der langrüssligen Arten kann man jederzeit auch ohne Stechschutz kontrollieren. Erd- und Baumhummeln reagieren gerade bei stärkeren Nestern und wenn Geschlechtstiere vorhanden sind, schnell aggressiv, weshalb ich hier einen Stechschutz empfehle.

      Achte zudem darauf, dass du beim Öffnen des Nestes nicht eine auf dem Rücken liegende Arbeiterin berührst und so gestochen wirst. Irgendwann automatisiert sich alles.

      Fragen finde ich super, sie nerven nie, dafür ist das Forum ja da. Nur so lernt man selbst und Andere etwas. Und wie bereits geschrieben: das sind meine persönlichen Erfahrungen ohne Anspruch auf die absolute Richtigkeit.

      Lieben Gruß

      Markus

      #83634
      SabineB
      Forenmitglied
        • DE 24558
        • 25 - 70 m

        @Markus

        Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll: die Mühe, die du dir gemacht hast und das noch mitten in der Nacht!!!

        Markus, 100000 Dank dafür!! Du hast alles so toll beschrieben und bilderbuchartig geschildert, dass ich guten Mutes bin, mit dieser komplexen Aufgabe klar zu kommen.
        Ich finde deine Ausführung so klasse, dass unser Admin sie – vielleicht unter dem Stichwort „Nestkontrolle“ – für alle schnell schnell auffindbar, verewigen sollte. Ich kann mir nämlich gut vorstellen, dass ich nicht das einzige Forenmitglied bin, das sich diese Fragen gestellt hat – und demnächst kommt das Thema ja auf alle mit besetzten Kästen zu.

         

        Markus, nochmals vielen herzlichen Dank und viele liebe Grüße. Ich finde es unbeschreiblich, wie du dich kümmerst!!

        SabineB

         

         

        #83635
        Markus Hibbeler
        Forenmitglied
        Beitragsersteller
          • 26180
          • 17 m

          @SabineB Vielen Dank, liebe Sabine! Das freut mich sehr! Danke auch für deinen tollen Einsatz!

          Lieben Gruß

          Markus

          #83636
          Andreas
          Forenmitglied
            • DE 31319
            • 53 m

            Zum leidigen Thema Wachsmotten:

            Im letzten Jahr habe ich bei einer Nestkontrolle in einem Steinhummelnest Wachsmotten entdeckt – wohl früh genug ! Auch wenn man meint, alles abgedichtet zu haben, finden die Motten einen Weg. Entweder durch mangelhafte Abdichtung am Dach, oder durch nicht absolut Plan aufliegende Mottenklappen. Konnte mit dem Mittel „Lizetan“, nach 2maliger Anwendung das Nest retten. Gibt es gebrauchsfertig in einer Sprühflasche.

            LG Andreas

             

             

            #83637
            Marylou
            Forenmitglied
              • DE 41363
              • 61 m

              Nicht alle Mittel auf dem Markt, die beworben werden mit „Gegen Buchsbaum-Zünsler“, „Gegen Zünsler“ oder „Raupenfrei“, sind für Hummeln unschädlich. Einige dieser Mittel sind Kontaktgifte, z.B. „Lizetan Buchsbaumzünslerfrei AF“.

              Ich rate ganz dringend von Versuchen ab, Wachsmotten bei den Hummelvölkern mit anderen Mitteln als „Bacillus thuringiensis aizawai“ (Bt) zu bekämpfen. Es hat sich seit langem bewährt gegen Wachsmottenbefall und ist dermal unschädlich für Hummeln.

              Im Handel wird es geführt als „Xentari“ von Neudorff und inzwischen auch von Substral Naturen „Zünsler & Raupenfrei, Xentari“ (8 Tütchen à 2,5g).
              Bitte beim Kauf immer auf den Wirkstoff achten, der außen auf der Verpackung aufgeführt ist.

              #83640
              HP 22927
              Forenmitglied
                • DE 22927
                • 50 m

                Eine erste Beobachtung zum Thema zufüttern:

                Am 10.3. hatte ich 2 Erdhummelköniginnen eingesetzt, die beide geblieben sind und nach 1-2 Tagen Pollen eintrugen. Da bei uns wenig blühte, habe ich beiden zur Unterstützung einen Legostein mit Zuckerlösung in den Vorbau gestellt. Die eine hat es angenommen und bis gestern ständig getrunken. Die andere ignoriert den Legostein.

                Mich interessierte, ob das Zufüttern Einfluß auf die Größe, die Anzahl oder den Zeitpunkt des Erscheinens der ersten Arbeiterinnen hat.

                Der Zeitpunkt des Erscheinens und die Größe der Arbeiterinnen sind gleich, jedoch die Anzahl differiert augenscheinlich stark. Bei der zugefütterten habe ich gleichzeitig 3 Arbeiterinnen am Eingang gesehen. Der Betrieb ist für die frühe Zeit erstaunlich. Am anderen Kasten nur eine.Arbeiterin, die ausfliegt. Max. 2.

                In die Kästen schau ich nur im Notfall oder in der WM-Zeit zur Kontrolle. Eine Öffnen des Kastens bei kühlen Temperaturen stört das Nestklima erheblich.

                Ob diese 1. Beobachtung fundiert oder zufällig ist, kann ich nicht beurteilen. Aber wann hat man schon mal so eine Gelegenheit?!

                #83646
                Markus Hibbeler
                Forenmitglied
                Beitragsersteller
                  • 26180
                  • 17 m

                  @HP 22927 Das deckt sich mit meinen Beobachtungen. Auch ich habe beobachtet, dass mit Fructose-Zuckerlösung zugefütterte Königinnen mehr Arbeiterinnen hervorbringen. Eine Erklärung könnte sein, dass sie dann mehr Zeit haben, Pollen zu sammeln (weil der Nektar ja vorhanden ist) und die Brut so besser ernährt werden kann.

                  Lieben Gruß

                  Markus

                  #83647
                  Marylou
                  Forenmitglied
                    • DE 41363
                    • 61 m

                    @HP

                    Dann bin ich mal gespannt, ob ich die gleichen Beobachtungen machen werde.
                    In allen 4 Erdhummel-Kästen stehen Legosteine, vorsorglich reingestellt wegen der vielen Regentage hier. Eine Königin trinkt inzwischen den 8er Lego, nach anfänglicher Ignoranz, innerhalb von 3 Tagen leer. Die anderen Königinnen rühren den Lego bisher nicht an.

                    Bei der Lego-Königin erwarte ich täglich den Nachwuchs. Auch die Kleinen der anderen Königinnen sollten kurz danach folgen. Beste Vergleichsmöglichkeiten.

                    Ackerhummeln hatte ich übrigens immer von Anfang an mit Zuckerlösung zugefüttert. Die Volksstärke und die Folgegeneration sprachen eindeutig für eine Zufütterung.

                    #83649
                    Doris
                    Forenmitglied
                      • DE 39624
                      • 38 m ü. NHN

                      @ Andreas: Bitte unbedingt die Warnung von Marylou hinsichtlich Lizetan beachten.

                      #83654
                      Andreas
                      Forenmitglied
                        • DE 31319
                        • 53 m

                        Hallo Doris, hallo Marylou

                        Dank für eure Warnungen. Habe, wie berichtet, dieses Lizetan eingesetzt und es hat gewirkt, werde mir aber für diese Saison vorsichtshalber das BT von Xentari besorgen. Die Völker in meinen Holzbetonkästen blieben die letzten Jahre von Wachsmotten verschont – letztes Jahr eben ein Steinhummelvolk. Vor ca. 10 Jahren habe ich mit einfachen Holzkisten angefangen. Loch reingebohrt, Heu und Moos hinein und fertig. War, mit ganz wenigen Ausnahmen, immer ok. Die Mottenpopulation scheint in den letzten Jahren zugenommen zu haben – Buchsbaumzünsler kannte ich zumindest vor 10 Jahren auch noch nicht. In teurer Fachliteratur wird die einfache „Holzkiste“ ohne Wachsmottenschutz ja auch noch beschrieben und bebildert und als Hummelnest empfohlen.

                        Wie gesagt, es hat sich vieles verändert und die heißen Sommer werden uns bestimmt weiterhin fordern. LG, Andreas

                        #83660
                        sunnygirl
                        Forenmitglied
                          • DE 22851
                          • 29 m

                          Moin moin,

                          @HP 22927: danke für deinen Beitrag. Da hatte ich schon ein bissl drauf gewartet und herzlichen zum Nachwuchs.:D

                          Konntest du bei der Königin (Zuckerlösung nicht angenommen) erkennen oder sehen, ob denn die Arbeiterin die Zuckerlösung annimm? Das würde mich wirklich interessieren. Meine geht auch jetzt bei den Regentagen nicht dran und fliegt lieber im strömenden Regen ein und aus. Eine für mich als Neuling ganz andere Sichtweise gegenüber diesen Tieren. Hut ab, vor diesen Leistungen. Warte auch auf den Nachwuchs. Könnte am WE soweit sein.

                          LG Sunnygirl

                          #83661
                          Andy
                          Forenmitglied
                            • 91325 Adelsdorf
                            • 290

                            @Markus: Vielen Dank für deine Erläuterungen.Da es mein erstes Hummelvolk ist bzw. hoffentlich wird, lerne ich gern von den Profis dazu :)

                            Da ich die ersten Arbeiterinnen beim Ausflug beobachtet habe, werde ich also den Kasten geschlossen lassen.

                             

                            Beste Grüße

                            Andy

                            #83663
                            HP 22927
                            Forenmitglied
                              • DE 22927
                              • 50 m

                              @Sunnygirl, die Arbeiterinnen verhalten sich wie ihre Mütter. Die einen nehmen es an, die anderen ignorieren es.

                              Da jetzt doch schon einiges blüht, habe ich den Stein erstmal entfernt. Die schaffen es jetzt auch gut ohne.

                              Gruß

                              HP

                              #83665
                              Kerstin
                              Forenmitglied
                                • AT 8642
                                • 560 m

                                Die Steinhummel ist tatsächlich bei uns eingezogen :spring: jetzt stehen also nur mehr 2 Kästen frei.

                                Bin gespannt, ob ich jetzt am kommenden Wochenende vielleicht auch schon Tonerdhummeln sehe – es soll morgen bis zu 28°C u. am Sonntag sogar bis 30°C warm werden u. das im April :o.

                                #83666
                                Angela
                                Forenmitglied
                                  • DE 21075
                                  • 36 m

                                  Hallo aus Hamburg! Ich freue mich über die ersten Arbeiterinnen meiner Erdhummel! Und trotz des eher kühlen, sehr regnerischen Wetters hier, konnte ich heute die ersten Stein- und Ackerhummelarbeiterinnen am Lungenkraut beobachten. :o

                                  Grüße von Angela und Dank an @Markus für seine hilfreiche Unterstützung! :hummel:

                                Ansicht von 15 Beiträgen – 511 bis 525 (von insgesamt 1,523)
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