Erdhummel Königin verläßt das Nest im Juni
- Dieses Thema hat 6 Antworten sowie 3 Teilnehmer und wurde zuletzt vor vor 4 Jahren, 4 Monaten von TF-HH aktualisiert.
-
AutorBeiträge
-
24. Juni 2020 um 19:08 Uhr #47956TF-HHForenmitglied
Hallo,
ich bin neu registiert und seit über 10 Jahren beschäftige ich mich mit Hummeln und Co.
Dieses Jahr habe ich endlich mal wieder ein wildes Erdhummelnest im Garten. Die Armen mussten schon so manches durchmachen. Leider ist diesen Sonntag etwas merkwürdiges passiert. Als wir Sonntag Nachmittags von einem Ausflug zurückkehrten war das Nest in heller Aufregung. Fast alles was flog war draussen, inkl. der Königin. Diese habe ich dann mehrmals im Garten an Blüten im gesichtet und heute nun tot in der Nähe vom Nest gefunden. Die Arbeiterinnen verhalten sich normal, nutzen nun sogar zwei Nesteingänge. Normalerweise kommt doch noch die Phase wenn die Königin aus dem Nest vertrieben wird. Ich sehe zwar größere Arbeiterinnen, jedoch keine Drohne o. Jung-Königinnen, scheint aber der Dritte Schlupf zu sein. Kann das Nest in diesem Zustand noch überleben? Ab einem bestimmeten Zeitpunkt können ja weib. Arbeiterinnen die Königin ersetzen.
Danke für Infos!
24. Juni 2020 um 20:22 Uhr #47960StefanAdmin- DE 84513
- 398 m
Hallo und herzlich Willkommen!
Dieses Jahr sind die Hummeln alle etwas früher dran, kann es nicht sein dass Deine Erdhummeln einfach schon so weit sind? Nicht alle Hummelnester haben viele Geschlechtstiere, aber das weisst Du ja nach 10 Jahren Erfahrung selbst genau so gut wie ich.
Wie meinst Du das mit „zwei Nesteingänge“? Hat Dein Haus zwei Eingänge, oder meinst Du die Nestkugel?
Steht Dein Hummelhaus im Schatten? Das mit dem aufgeregt im Außenbereich könnte neben einer Störung z. B. durch ein Tier, auch die Temperatur gewesen sein.
Erzähle mal genauer bitte. Fotos helfen auch immer ganz gut!
Grüße Stefan
25. Juni 2020 um 20:40 Uhr #47984TF-HHForenmitgliedBeitragserstellerHallo Stefan,
einiges Allgemeines vorweg.
Bei mir in HH-Langenhorn scheinen Hummelköniginnen etwas rar gesäht. Ich melde seit Jahren bei naturgucker.de – es werden immer weniger …
Ich besitze z. Z. 2 modifizierte Denk-Tonhummelburgen. Diese wurden hier auch schon beschrieben – stimme dem Urteil zu – so total unbrauchbar. Daher haben wir 2 Stück entsprechend angepasst – mit allen Schutzfunktionen.
Mein Eigenbau-Haus musste ich letztes Jahr entsorgen.
Habe nun ein neues Abraham mit langem Gang.
Insgesamt hatte ich bei uns auf dem Grundstück in seit 2008:
3 Steinhummelnester, alle in den Nisthilfen und alle wurden leider okkupiert – rupestris läßt Grüßen
Ich habe Live-Aufnahmen einer Rupestris-Paarung sowie den Okkupationsversuch eines Waldkuckucks voletztes Jahr im Eigenbau-Kasten wo bereits Felsenkuckucke ein Steinhummelnest übernommen hatten. Dieses Phänomen hate ich schonmal bei einem anderen freien Nest erlebt.
3 freie Erdhummelnester – das letzte vor 3 jahren war im Komposthaufen richtig groß – leider zu Dunkel für Aufnahmen…
Mehrere wilde Wiesenhummelnester – alle okkupiert und untergegangen
Mehrere wilde Ackerhummelnester davon ein Großes welches in einem Amselnest in einer Hecke hauste – das war max. 60-70 Tiere groß und voller eckliger Viecher. Das hatte ich damals abends mal umquartiert – hunderte von Wachsmotten elliminiert.
Zu dem aktuellen wilden Erdhummel-Nest füge ich Fotos bei.
Zum Nest selber:
Eigentlich der perfekte Standort: Südlage unter einer großen Akazie, vor Regen komplett geschützt, in der Nordlage Große Thujas für Windschutz.
Das Nest hatte ich erst Anfang Juni entdeckt, da blühte die Akazie. Das kontoverse Thema Linden im Sommer und Hummelsterben kann aus meiner bisherigen Erfahrung auch für Akazien gelten. Es war interessant anzusehen wie die Hummeln aus dem Nest flogen, die weißen Blüten sahen und wie im Rausch wochenlang den Baum belagerten. Ich habe die toten tlw. gesammelt, war nichts zu machen. Die kleineren krümmten sich am Boden und verendeten dann. Größere hatte da mehr Glück. Der Baum steht im Vordergarten, der Hauptgarten mit dem „Gartenreich“ hinter dem Haus. Die Hummeln blieben standorttreu mit der Suche und schienen lieber zu verhungern. Als endlich die Dornbüsche blühten und ich Pflanztöpfe mit Katzenminze aufstellte und etwas Regen den Blühtenduft der ausgeblühten Akazienblätter minderte hörte das Sterben auf.
Wie dem auch sei, die Tiere begannen wohl Mitte letzter Woche den ersten Hauptgang nicht mehr nutzen zu wollen und gruben den Zweiten. Das Unkraut welches den ersten Eingang schützte war vertrocknet. Das fiel wie gesagt letzten Sonntag auf als die Königinn wohl doch aus dem Nest gedrängt wurde. Der erste Eingang wird nun als Wegmarkierung genutzt. Heute flog auch ein größeres Exemplar aus. Die Arbeiterinnen suchen nun auch den ganzen Garten ab, der Flugverkehr hat zugenommen. Auch scheint es nun Wächter zu geben die immer wieder Patroullie fliegen.
Da wo die Könnigin lag fand ich noch eine größere tote Arbeiterin.
Hoffe das doch Königinnen ausfliegen werden.
Einiges allgemeines noch:
– Ich habe immer den Eindruck, das Ende Juni ein Nahrungsmangel aufkommt. Es stehen bei uns drei große Bienenbäume, zwei verschiedene Arten mit ingesamt 4 Blühzeiten von Mitte Juli bis Ende August.
(Weitere Eigenzuchten stehen bereit. Klimawandel läßt Grüßen. Die Sämlinge der Bäume keimen von selbst in den letzten Jahren)
Vorher ist da nicht viel. Habe zwar viele Agastachen, Herzgespann und Co, aber Ende Juni ist wohl ein Loch für bestimmete Arten.
– Bei der Nabu-Zählung werden immer so viele Steinhummeln gemeldet. Ich habe erst heute die erste richtige Steinhummelarbeiterin gesichtet – der Rest sind Rupestris. Keine Ahnung wo die anderen sein sollen…
– Ich versuche seit Jahren ein fließendes Trachtfließband zu erstellen. Das Juni-Loch fehlt noch …
Der Klimawandel beschleunigt ja das vorzeitige Ende des Winters, wenn man überhaupt noch davon sprechen darf. Das führt ja schon im Frühjahr zu Probleme bei der Suche nach Nahrung.
– Habe noch Mauerbienen – beide Arten – da sieht man das Nahrungsproblem sehr deutlich. Habe dieses Jahr fast alle gehörnten Mauerbienen (ca 150) verloren).
Ich habe eine Tabelle erstellt welche Art welche Pflanzen,Stauden bevorzugt. Jede Hummelart stellt ja andere Ansprüche …
Gewagte These:
Wenn die Königinnen zeitig genügend Nahrung finden können die Nester früher eine Sollstärke erreichen welche das Okkupieren schwieriger macht??
Anbei noch die Bilder. Der erste Nesteingang ist im Bild-Nesteingänge Unten-Rechts beim Stein, der neue fast unsichtbar in der Bildmitte hinter dem Giersch versteckt.
Das war’s erstmal.
Gruß Thorsten
25. Juni 2020 um 22:07 Uhr #47991StefanAdmin- DE 84513
- 398 m
Hallo Thorsten!
Na da bist Du ja auf bestem Weg zur Vollversorgung für die Hummeln, ich freue mich dass Du Deine Erfahrungen mit uns teilst!
- Trachtmangel entsteht im Juni unter anderem, weil jetzt überall die Wiesen gemäht werden. So meine Beobachtung. Das mit Deinen Akazien ist allerdings eine interessante Beobachtung, vielen Dank!
- Steinhummeln sehe ich dieses Jahr auch kaum, habe aber zum Glück selber ein Nest bei Nistkasten-Kamera 1.
- Selbstverständlich ist ein stärkeres Volk besser gegen Eindringlinge gewappnet. Ob ausreichend Nahrung und optimale Temperaturen alleine ausreichen um ein großes Nest zu garantieren, da bin ich mir nicht sicher. Hier mal drei Steinhummelnester im Vergleich, alle unter quasi den identischen Bedingungen gewachsen:
25. Juni 2020 um 23:10 Uhr #47992MarthaForenmitglied- CH
- 545 m
26. Juni 2020 um 10:10 Uhr #48005PelzfliegerHi TF HH,
ich denke deine These: Mehr Nahrung für Königinnen größere Sollstärke, stimmt. In diesem Jahr hab ich zugefüttert als die Königin allein war bis zur ersten Arbeiterinnengeneration. Meine Völker, sind größer was Statur und Zahl der arbeiterinnen betrifft. Jetzt füttere ich so alle 3-4 Tage zu. Dieselbe Menge bei viel mehr Arbeiterinnen. Ich will halt die Reste vom Futter noch verwerten.
Das mit dem Futterloch Ende Juni ist bei mir nicht so. Seit ner Woche blühen die Linden. im Garten kommen jetzt die Disteln (Kratz/Karte/Edel/Esels) Beinwell sowieso auch Brombeere und Flockenblume (dazu gehört ja die Kornblume). Für Langrüssler blüht immer noch das Geisblatt und die Vogelwicke.
27. Juni 2020 um 14:07 Uhr #48039TF-HHForenmitgliedBeitragserstellerHallo,
mind. 3 große Jungköniginnen welche heute immer wieder ausfliegen – die sind tatsächlich durch.
Die hatten den zweiten Gang gebraucht damit diese ausfliegen können, der erste Gang war wohl zu eng …
Schade das mit der Akazie – wären bestimmt mehr geworden. Hoffe die schaffen das ins nächste Jahr!
Für Interessierte: Es gibt die Seiten
https://www.die-honigmacher.de/kurs2/kalender.html oder von Jaesch-Immengarten
Hier sind für Imker Trachtpflanzenlisten aufgeführt, bei Jaesch auch für Hummeln etc.
Wenn man diese abgleicht kann man versuchen Nahrungsprobleme zu beheben.
Das Destaster mit der Akazie hat mir zu Denken gegeben.
PS: Bei uns am Kreisel steht auch eine Akazie – auch da lagen überall tote Erdhummeln !
Das sind alles diese weißen Scheinakazien. Ich hatte mal eine echte Borstenrobinie – keine Probleme.
Im Hummelbuch von Hagen wurde u. a. Manose bei Linden als Todesursache beschrieben.
Vielleicht liegt hier doch eine gewisse Unverträglichkeit vor??
Dieses Massensterben auch tritt nicht imer auf. Ich vermute das das mit der Menge der Niederschläge zu tun haben könnte. Dieses Jahr war Mai/Juni staubtrocken bis endlich Mitte Juni etwas Regen fiel. Die Akazie steht in voller Blüte und produziert soviel Duftstoffe bei der Hitze das das wie Drogen auf die Hummeln wirkt. Vielleicht führt diese einseitige Ernährung, wie bei uns auch, zu einer Nährstoffunterversorgung bei Hummeln und das könnte dieses Verhalten erklären, als wenn die Hummeln sich vergiftet hätten. Die ersten Arbeiterinnen sind ja, sagen wir mal nicht so schlau wie ihre großen Nachfolger. Daher hatte ich das Nest erst gar nicht mitbekommen, da die Herrschaften einfach nach Oben in den Baum flogen.
Und mein Wagen steht direkt daneben!
Werde dann im Herbst mal für Mai/Juni was passendes anpflanzen um diese Abhängigkeit zu durchbrechen wenn die Akazie mal wieder in voller Blüte steht.
Hat jemand diese wilden Zimt-Himbeeren bei sich ? Sollen ein Renner bei Hummeln sein.
Antwort von Pelzflieger – Futtermangel:
Ja – kommt auch auf die Umgebung an. Bei uns wurde der Stadtteil seit 2005 – würde politisch sagen: aufgewertet oder anders gesagt – umgepflügt. Aus einem ruhigen Stadtteil mit großen Gärten folgen Beton und Co. Überall stehen auch noch die gefürchteten Fichtenbestände aus der Nachkriegszeit – freut sich nur der Käfer.
Ich hatte einigen der Bienenbäume bei bienenbaum.com gekauft. Herr Thien welcher diese Bäume selber züchtet fragte mich im Gespräch weshalb ich nicht in Bienen mache.
Wenn ich aber im TV manchmal diese Selbst-Imker sehe – O’weh.
Und wenn man im Internet nach Berichten in Europa über das <span lang=“en“>Colony Collapse Disorder liest wird Privat-Imkern u. a. die Mitschuld an Varoa gegeben. Man stellt sich nicht so eben mal ein paar Bienen hin und das war’s. Wenn diese Krankheiten haben übertragen diese ja auch an Wildbienen, wie deformierte Fügel und anderes. Die Bombus-Arten sind ja mittlerweile auch betroffen. Da muss man schon Zeit und Verantwortung haben.</span>
Und man soll ja nicht die sich nun abzeichnende Klimazonenverschiebung nach Norden außer Acht lassen.
Da kommt noch was auf uns zu. Nabu und Wissenschaft habe ja leider feststellen müssen, das die Bombus-Arten nicht wie andere Tierarten mal soeben nach Norden machen werden. Im Schlimmsten Falle wird selektiert werden.
Wer ist von den Arten die wichtigere – alle reden von Bienen und Bienen, Vergessen wurde nur Bombus.
Gerade beim großen Wiesensalbei kann man das gut erkennen, den die Hummel beißt die Bütenstempel ab wenn nichts mehr zu holen ist – das kommt den anderen Insekten ja zugute. Spart Zeit und man braucht sich nur auf die anderen Blüten konzentieren. Was ist wenn es Bombus nicht mehr geben sollte?
Dann haben Biene und Co. ein wohl ein Problem.
Für mich war daher klar, das Bombus-Arten eine wichtigere Rolle im Hintergrund spielen und die anderen Arten davon profitieren. Wie heiß es so schön: Man muss das Große Ganze betrachten
Und früher hatte ich mal so um die 10-15 Terrestris-Königinnen im Frühjahr gesehen- lang war’s her – 2003-5
Nun nicht mal 5.
Daher kann man wohl froh sein über jede Könnigin die es schafft.
Und diese nassen Winter sind auch nicht gerade förderlich.
Sollte ich bei mir einen Bienenstock hinstellen kann ich die Hummelsnester vergessen. Die Fäkalien der Bienen sind nähmlich so kontaminiert, das es die Hummeln im Umkreis dahinraffen würden. Für Bienen hätte ich auch nicht die Zeit .
Ergo bastel ich solange am Wild-Garten rum bei bis kein Platz mehr ist.
Durch die Trockenheit habe ich nun endlich den Natternkopf bei mir. Die toten Fichten schaffen so viel Licht das manche Rasenflächen einfach verdorren und die Versauerung des Bodens nachläßt. Da wird halt abgetragen und Wildblumen und Co. kommen zum Einsatz – wie sich der NABU das so wünscht.
So – wenn die Königinnen es bis nächstes Jahr schaffen weiß ich zumindest wo ich Nistkästen hinstelle und erspare dann allen hoffentlich ich die allgemeien Stecherei.
Gruß
Thorsten
-
AutorBeiträge
- Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.