Belgische Studie zum Parasitenbefall in Nistkästen
- Dieses Thema hat 4 Antworten sowie 3 Teilnehmer und wurde zuletzt vor vor 2 Jahren, 2 Monaten von Martin aktualisiert.
-
AutorBeiträge
-
11. September 2022 um 08:36 Uhr #74760MartinForenmitglied
Wissenschaftler aus Belgien und Luxemburg haben über zehn Jahre aktiv besiedelte Nistkästen auf Parasiten und Maßnahmen zu deren Abwehr untersucht.
Hier kann man die Studie lesen und auch als PDF herunterladen:
https://www.researchgate.net/publication/363135114
Zusammengefasst die Ergebnisse:
Von 327 Nestern wurden 27 von der Wachsmotte und 5 von der Erzwespe Melittobia acasta befallen. 12 wurden von Kuckuckshummeln übernommen.
Bei (nur) zwei Nestern kam ein Vorbau mit Wachsmottenklappe zum Einsatz, den sie „Airlock“ nennen, übrigens von „Hummeltischler“ Gubisch. In 74 anderen Nestern wurde mit Duftstoffen, genauer gesagt Lavendelöl und frischen Blättern der duftenden Geranie Pelargonium ‚Citronella‘, gearbeitet.
Weder die Klappe noch die Duftstoffe konnten Wachsmottenbefall verhindern, allerdings gab es damit keinen Befall durch Kuckuckshummeln und Erzwespen.
Die Nester wurden regelmäßig auf Parasitenbefall kontrolliert und das bleibt ihrer Meinung nach auch aktuell die einzig sichere Methode um Verluste durch Parasitenbefall zu verhindern.
Schwächen der Studie:
* Es wurde nicht zwischen verschiedenen Hummelarten unterschieden, obwohl sie 7 verschiedene Arten hatten.
* Nur zwei Kästen mit Klappe sind natürlich zu wenig. (Trotzdem aber Wachsmottenbefall!)
* Unklar ob es überhaupt Lüftungslöcher gab und wie diese vor Wachsmotten geschützt waren.
* Keine Unterscheidung bei der Vorbesiedlung oder Angaben zur Reinigung der Nistkästen, obwohl sie ausdrücklich von einer entscheidenden Rolle des Geruchs ausgehen.Diese Studie zeigt natürlich auch, wie viel Potential in wissenschaftlichen Untersuchungen mit Euren Nistkästen liegt.
Ich bin gespannt auf Eure Meinungen.
11. September 2022 um 13:33 Uhr #74767janfoModerator- DE 34233
- 246 m
Hallo @Martin
eine schöne Studie hast du da ausgegraben. Immer wieder gut, dass Forschung in diese Richtung betrieben wird.
Aber wie du schon sagst weist sie erhebliche Schwächen auf. Das hätte man bestimmt besser machen können.
Was ich auch anmerken möchte ist, dass der Standort der Hummelvölker ebenfalls entscheidend ist, ob in der Umgebung viele Wachsmotten und andere Parasiten vorkommen oder nicht. Ebenfalls, wie du sagst, unklarheit über die Lüftungslöcher.
Ich hatte ja dieses Jahr auch trotz Klappe in einem Kasten von Gartenhummeln Wachsmottenbefall. Die beiden Ackerhummelvölker mit Klappe sind verschont geblieben.
Generell hält sich der Befall doch in sehr starken Grenzen mit unter 10% aller Nistkästen. Hatte ich hier auch schonmal so in der Richtung gelesen, aber wie gesagt wird es da starke Regionale unterschiede geben.Außerdem möchte ich noch anmerken, dass ich Kuckuckshummeln keineswegs als Parasiten sehe, jedenfalls nicht negativ behaftet. Sie leben zwar Parasitär aber eine Abwehr sollte man meiner Meinung nach nicht vornehmen.
Vielleicht sollten wir unser Citizen Science Projekt im Hinblick auf Wachsmottenbefall noch erweitern. Ich weiß nicht ob du da schon Zeit hattest eine Auswertung vorzunehmen, ich werde meine Daten auch demnächst noch eintragen.
In diesem Zuge würde ich alle Hummelfreunde nochmal aufrufen, wenn nicht schon geschehen ihre Daten zur diesjährigen Saison hier einzutragen
lg Jan
11. September 2022 um 15:47 Uhr #74769ChristianForenmitglied- A-4800, 4851
- 420, 510 m
@ Martin – danke für´s Teilen der Studie und für die Zusammenfassung und Übersetzung. Auch Dir @ Jan danke für die Stellungnahme und den Hinweis und die Erinnerung an Martin´s Citizen Science Projekt. Auch wenn die Studie große Mängel aufweist, fühle ich mich in meiner Meinung bestätigt und bestärkt, dass die Hummel-Nistkästen in meinen Gärten möglichst einfach ausgeführt und trotzdem kaum von Wachsmotten befallen sind. Natürlich bestätigen aber Ausnahmen die Regel. Ich habe vermutlich auch das Glück, dass aus irgendwelchen Gründen Wachsmotten hier nicht so häufig sind. Dass meine Nistkästen auch nicht so anziehend für dieselben sind, führe ich auch darauf zurück, dass die keine Lüftungslöcher aufweisen und das seitliche Einflugloch am Vorbau – wie beim Schwegler – sehr klein ist. Im Vorbau befindet sich getrocknete Lavendelteile, wobei ich aber leider oft auf den Austausch vergesse.
@ Martin – weil ich ja 26 Nistkästen aufgestellt habe (26 waren mindestens 1 x besiedelt) ist es ziemlich aufwändig, für jedes Hummelvolk die Daten extra einzutragen. Dürfte ich Dir ev. wieder meine Aufzeichnungen im Word-Format zukommen lassen?
Lb.Gr.! Christian
11. September 2022 um 16:06 Uhr #74771ChristianForenmitglied- A-4800, 4851
- 420, 510 m
… korrigiere – etwa 20 waren besiedelt.
17. September 2022 um 18:09 Uhr #74811MartinForenmitgliedBeitragsersteller@janfo: Ich habe die Definition als Parasit einfach aus der Studie übernommen. Die richtet sich übrigens offiziell an Wissenschaftler, die mit Hummeln in Nistkästen arbeiten möchten, und da ist eine Kuckuckshummel dann natürlich u.U. tatsächlich ein Problem. Das nur zur Erklärung. Es war von mir nicht wertend gemeint.
@Christian: Ja, kannst Du gerne machen. Bitte beachte meine neue Adresse mit googlemail.com Endung. Vielen Dank, freue mich auf Deine Daten!
Viele Grüße,
Martin -
AutorBeiträge
- Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.