Antwort auf: Noch ein Neuling

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janfojanfo
Moderator
    • DE 34233
    • 246 m

    Hallo Michael,

    Danke für die weiteren Infos und die Grafik.
    Ein schönes Grundstück habt ihr, da werden sich gewiss viele Tiere wohl fühlen das Potenzial für mehr ökologische Vielfalt ist sehr groß wenn man die richtigen Maßnahmen trifft. Schön dass ihr euch Hilfe holt und gut planen wollt.
    Grundsätzlich gilt, je mehr strukturelle Vielfalt (verschiedene Lebensräume wie Wiese, Gebüsch, Wasser, Bodentypen. Habitatstrukturen wie Totholz (Reisighaufen, “Käferkeller”, Totholz in verschiedenen Positionen), Steinhaufen etc. die als Lebensraum oder Nahrungsquelle dienen können) desto mehr biologische Vielfalt und bessere Ökosystemstabilität.

    Dem Bild nach zu urteilen liegt der geplante Erdwall die meiste Zeit des Tages in der Sonne?
    Dass der Boden lehmig ist, ist prinzipiell gut. Er wird das Wasser besser speichern und enthält Nährstoffe. Durch bewusste Erdaufschüttung kann Regenwasser gezielt versickern (bei Pflanzen die mehr Wasser benötigen) oder läuft gezielt ab bei Trockenheitsspezialisten.

    Bei einem Wall läuft das Wasser gut ab, das heißt ihr braucht eher Arten die gut mit Trockenheit auskommen.
    Formt ihr auf dem Wall eine Kuhle habt ihr natürlich in dem Bereich eine bessere Wasserversorgung.
    Es gibt auf jeden Fall viele Pflanzen die für solche Standorte in Frage kommen. Wollt ihr eher Aussäen oder eine gezielte Bepflanzung vornehmen? Oder eine Mischung mit gezielten Initialbepflanzungen die sich dann selbstständig vermehren können? Letzteres würde ich wohl machen.
    Ich würde empfehlen heimische Pflanzen zu wählen da die ökologischen Netzwerke hier weitaus komplexer sind als bei nicht heimischen.
    Ein paar Pflanzen die mir in den Sinn kommen:

    Disteln (ziehen viele Insekten an aber auch Vögel wie den Distelfink der gern die Samen frisst (Samenstände über den Winter stehen lassen), sind Raupenfutterpflanze (z.B. Distelfalter) blühen und duften herrlich und es gibt erstaunlich viele verschiedene Arten die sehr interessant sind. Außerdem oft robuste Pflanzen die sich gut versamen. Auch die Wilde Karde die aber nicht ganz so trocken stehen will ist Leibspeise vom Distelfink (Stieglitz) und lockt Hummeln an, versamt sich auch sehr gut.
    Flockenblumen gern von Schmetterlingen und Bienen beflogen, die Samen locken auch Vögel an.
    Natternkopf (durch Pfahlwurzel gut an Trockenheit angepasst, lockt unzählige Schmetterlinge, Bienen etc an, 2-Jährig heißt er blüht im 2. Jahr und stirbt nach der Blüte ab. Versamt sich aber gut an geeigneten Stellen)
    Wilde Möhre
      (Große Doldenblüte lockt viele Insekten an, dient als Raupenfutterpflanze für z.B. den Schwalbenschwanz, oder das Landkärtchen (Sommergeneration), versamt sich gut, hält Trockenheit aus und ist robust, essbar. Auch andere Doldenblütler sind empfehlenswert.
    Echter Dost (Oregano) lockt extrem viele Schmetterlinge an, aber auch sehr viele andere Insekten, Trockenheitsverträglich, verbreitet sich selbstständig.
    Königskerzen sind 2 Jährig bzw. mehrjährig je nach Art und wachsen gut an sonnigen Standorten. Wie vorher beschrieben Nisten Wildbienen in den Stängeln, also Stängel über den Winter stehen lassen. Vor allem als Pollenquelle beliebt,Vögel fressen auch gern die Samen.
    Die Färberkamille blüht sehr lange teils bis zum Frost, samt sich gut aus, wächst gut an sonnigen trockeneren Standorten und lockt auch zahlreiche Insekten an.
    Die Karthäusernelke ist auch gut an diesen Standort angepasst, sie lockt viele Schmetterlinge insb. z.B. Zitronenfalter an aber auch langrüsslige Hummeln wie die Gartenhummel, versamt sich ebenfalls gut.
    Echtes Labkraut ist spezialisiert auf Sonnenbeschienene Wälle/Hanglagen. Ist Raupenfutterpflanze vom Taubenschwänzchen.
    Saat-Esparsette hat auch eine tiefe Wurzel, versamt sich gut und hat sehr hohe Pollen/Nektar Werte.
    Thymian guter Bodendecker, breitet sich langsam aus, gute Bienenweide
    Kleearten sind allesamt sehr gut insbesondere für Wildbienen wie Hummeln zum Beispiel der Hornklee wäre gut für einen Wall geeignet oder Steinklee
    der Dornige Hauhechel ist auf solche Wälle auch gut spezialisiert und ist Futterpflanze vom Hauhechel-Bläuling und bietet Nahrung für viele Wildbienen.
    auch Gräser sind wertvoll insbesondere für Schmetterlingsraupen, Grashüpfer, Spinnen etc.

    Nicht vergessen im Herbst viele Blumenzwiebeln zu pflanzen (insb. Krokusse würde an so einem Wall, mit etwas Sand untergemischt gut wachsen), dann werden sich nächstes Frühjahr viele Hummelköniginnen stärken können.

    Wenn noch eher schattige oder feuchtere Bereiche bepflanzt werden sollen oder ihr eine Wiese anlegen wollt mit speziellen Wiesenpflanzen wie z.B. den Klappertopf, Wiesensalbei, Wiesenmargeriten etc. kann ich gern dazu auch noch etwas sagen.
    Es ist auch definitiv eine Überlegung Wert nicht nur Obstbäume zu pflanzen (die zweifelsohne auch sehr gut sind) sondern auch z.B. einen Weißdorn, Kornelkirsche, Schlehe (welche aber auch teils essbar sind) etc.

    Ich denke mit diesen Infos kannst du erstmal etwas anfangen ;)

    lg Jan