Antwort auf: Hummelhäuser von Christoph Thale – Berlin Balkon-Hummeln Haus 3
> Aber wo soll das noch hinführen?
Naja, auch die Hummeln auf dem Balkon kommen am besten mit naturähnlichen Bedingungen zurecht.
Ein Balkon ist vom Klima vergleichbar mit bebauter urbaner Umgebung ohne Pflanzen bei Windstille. Windstille, weil dein Nistkasten gute Belüftungsöffnungen hat, aber dennoch Tropfenbildung aufwies. Auf dem Balkon hat man dann meistens noch vertikale besonders warme 90 Grad Innenwinkel, die man bei urbaner Bebauung in der Regel nicht hat.
Die Empfehlung zur Temperaturreduktion ist immer gleich. Entweder in die Wohnungen aktive Kühlung bringen (Nachtlüftung oder Klimaanlage –> im Nistkasten Lüfter, Kühlelement oder Kühlakkus) oder die Temperatur durch Pflanzen außerhalb der Wohnungen senken (Bäume –> um den Nistkasten Pflanzen oder Ranken).
Mit anderen Worten – jede Pflanze senkt die Temperatur. Und das nur für den Gegenwert von einigen Litern Wasser pro Tag.
Wie auch immer, Hummeln sind wärmeempfindlicher als Solitärbienen (vergl. Werner David mit seinem Solitärbienen-Balkon).
Sein wir ganz offen. Auf Balkonen sind Hummelnester an heißen Tagen in wenigen Stunden eingegangen. Im anderen Forum wurde dazu gerätselt wie das passieren kann. Ein Zuchthummelproduzent hat das Problem umschrieben, weil anscheinend in Gewächshäusern ähnliche Temperaturen entstehen können, obwohl überall Pflanzen sind. Die Hummeln sammeln sich bis 32 Grad Celsius Umgebungsluft/Gewächshausluft im Nistkasten und bleiben dort bis sie bei ca. 37 Grad Umbebungstemperatur dann überhitzen. Das einzige, was man merkt ist das Summen durch fächeln plötzlich aufhört.
Du siehst an den Wächterinnen, dass es deinen Hummeln deutlich besser geht. So sollte das eigentlich den ganzen Tag aussehen.
> Ich bin fest überzeugt, dass der Pappkarton sehr gut die Luftfeuchte
> aufnimmt und eben auch gut wieder abgibt?
Ja. Besser geht es natürlich, wenn die Luft durch den Vorbau eingesaugt wird, und durch die Löcher im Karton in das Innere des Außenkastens „fließt“. Dann nimmt der Luftstrom die Feuchtigkeit gleich mit.
> Eigentlich müsste so eine Hummelpension aus Lehm sein?
Jain. Man muss ja auch rein gucken können und Lehm reißt leicht. Es gibt niedrig gebrannten Ton/Terrakotta, der wasserdurchlässig ist, und bei Luftfeuchten über 70 bis 80 % relative Luftfeuchte der Innenluft die Feuchtigkeit entzieht sowie abgibt. Aber so ein Zuhause sollte vermutlich zweischichtig sein. Automatische Luftfeuchtenkontrolle ist auch bei Ytong oder Natursandstein so. Darum wurden Kirchen gerne aus Sandstein gebaut und darum dürfen Sandsteinkirchen gegen das Eindringen von saurem Regen nicht gestrichen oder lackiert werden. Die Beobachtungsnistkästen in der Naunburger Hummelwerkstatt und an der Ökologiestation Bergkamen sind aus Ytong gemacht, das sogenannte „System Belgien“.
Holz ist dagegen viel leichter. Es nimmt zwar nicht so viel Feuchtigkeit auf und leitet Feuchtigkeit auch nicht so gut weiter, aber dennoch kann es bei ausreichender Innenbleüftung die Feuchtigkeit wieder zur Innenseite abgeben. Nachts (Windstille) Luftfeuchte aufnehmen und am Tag die Feuchtigkeit abgeben.
> Die viele „Pusche“ war wohl ein raustransportieren von Kondenswasser?
Hummeln koten Flüssigkeit und kleine gelblich/braune Partikel. Die Flüssigkeit kommt aus dem Nektar, der bis zu 80 % aus Wasser besteht. Außerdem schwitzen Hummeln nicht. Die gelblich/braunen Partikel sind die Konsequenz der Verdauung der diversen Zuckersorten, Verunreinigungen, Duftmolekülen und allem was sonst noch bei den Sammlerinnen in der Nektarblase landet. Mehr fällt mir zur Zusammensetzung jetzt nicht ein.
Ich wünsche Dir alles Beste.
Übrigens kann man alles auf die Spitze treiben. Es gab/gibt Hummelhalter, die die Außenwand von Gebäuden für die Einfluglöcher durchbohren, um in den Innenräumen die Hummeln bei niedrigeren Temperaturen zu halten. :sun:
Viele Grüße Bulli