Bulli: Steinhummeln im Vogelkasten

Hallo susann, Glückwunsch zu den Steinhummeln.
> Es sind aber nur drei oder vier Hummeln zu sehen.
Eine Ferndiagnose ist schwierig. Ein „au weia“ wäre vielleicht angemessen, wenn die dicke Hummel die Altkönigin ist.

Du meinst drei bis vier Hummeln insgesamt oder fliegen nur so wenige während einer Beobachtungsdauer von 20 Minuten aus?

Es kann alles mögliche passiert sein, dass das Volk so klein ist.
Das fängt bei der Begattung der Königin im letzten Jahr schon an. Ein falscher Drohn (aus dem gleichen Volk wie die Jungkönigin) und das Volk im nächsten Jahr ist schwächer.
Vielleicht ist zu wenig Isolationsmaterial im Nest, so dass nicht genug der Wabe auf Temperatur gehalten werden konnte.
Ameisen können den in den Nektartöpfchen zwischengelagerten Nektar aus dem Nest klauen.
Vielleicht hat das Volk aber auch schon einen Befall mit Wachsmottenlarven auszuhalten, was bei Nistkästen an Hausfassaden häufig vorkommt.
Spinnen in oder um den Kasten herum können auch das Volk dezimieren. Eine Hummel ist eine schöne Mahlzeit. Selbst kleine Spinnen können eine Hummel erlegen. Schwierig scheinen sogenannte ‚Hausspinnen‘ (z. B. Große Winkelspinne).
Dann kann es für die Hummeln zu wenig Nahrung geben (wieviele Honigbienenvölker sind in der Nähe?). Ein Honigbienenvolk sammelt 120 mal mehr Nektar alleine nur für den Honig, den das Volk für den Winter braucht. Dazu kommt noch die gleiche Menge Nektar für die Sommersaison und noch das „Flugbenzin“ für die Sammelflüge. Zusammen würde ich mit ca 800 kg Nektar pro Honigbienenvolk oder alternativ ca. 360 mal so viel Nektar wie ein durchschnittliches Hummelvolk rechnen. Sind in deiner Nähe also viele Imker, bleibt wenig für Hummeln übrig.
Weil Steinhummeln sehr tief über dem Boden unterwegs sind, kann schon eine Hauptverkehrsstraße viele Arbeiterinnen ausfallen lassen. Auch viele Kohlmeisen rund ums Nest reduzieren die Hummelpopulation. Katzen ’spielen‘ auch mal mit Hummeln.

Steinhummeln scheinen hauptsächlich Blüten anzufliegen, die nicht vor Regen geschützt sind.
Die sind diesen Frühling sehr häufig voll mit Wasser gewesen, was tagelangen Hunger bedeutete. Auch bei den hiesigen Steinhummeln scheint die Königin länger mit ausgeflogen zu sein, als sonst. Aber inzwischen sehe ich keine Königin mehr.

Hier mögen Steinhummeln vor allem Blüten in der Höhe von 0 bis 30 cm über dem Boden. Höhere Blüten scheinen sie nicht freiwillig anzufliegen.
Darum wundert es mich, dass sie bei dir das Nest so hoch oben gewählt haben.

Was kann man machen, wenn das ganze Volk nur aus drei bis vier Tieren besteht?
Entweder gar nichts, wenig oder viel. Ob’s was bringt ist dennoch fraglich.

Als ersten Schritt würde ich nach Ameisen suchen. Jede Ameise im Umkreis von zwei Metern um das Hummelnest könnte den Nektar im Nest gefunden haben. Einen Nistkasten kann man mit Abstandshaltern anschrauben. An den Abstandshaltern kann man dann rundherum Insektenleim, Leimring o. ä. auftragen. Ameisen finden den Weg auch über Blätter. Die sollten auch gestutzt werden, damit die Maßname greift.
Dann den Kasten öffnen, wenn das einfach geht. Anscheinend muss man bei dem Modell die ganze vordere Platte abnehmen. Das hat letztes Jahr schon einer auf YouTube nicht geschafft. Wichtig ist, das ein eventuelles Nest nicht erschüttert wird.
Im Nest oder im Nistmaterial nach Maden, Larven und weißen Gespinsten suchen. Das ist dann Wachsmottenbefall, den man mit einer BT-Behandlung eindämmen könnte. Wenn zuviel Befall, dann bringt das auch nichts mehr.
Eventuell enthaltene Spinnen töten und Spinnennetze entfernen.
Man kann, falls zu wenig Polstermaterial im Vogelhäuschen ist, täglich ein wenig trockenes Fasermaterial in das Vogelhäuschen geben. Die Fasern sollten nicht allzu dick, etwa 20 mm lang und auch nicht allzu gekräuselt sein. Es gibt Naturfasern aus dem eigenen Garten, die sich eignen, z. B. Fasern aus Distelblüten (letzte Saison) oder aus bereits verblühten Clematisblüten. Wenn die Fasern am nächsten Tag ins Nest verbaut sind, kann man die nächste Portion geben. Bei Erdhummeln wären auch große Mengen möglich, weil sie sich den Weg zum Nest auch durch Erdreich graben können. Bei Steinhummeln weiß ich nicht.

So kann man weiter machen bis hin zum Einlegen von Baumaterial direkt auf oder ins Hummelnest (ca. 1:1 Mischung von örtlich erzeugtem Pollen und örtlich erzeugtem Honig zu einer Kugel geformt) bzw mit örtlich erzeugtem Honig/Wasser-Gemisch (1:1)/täglich angemischtem Zuckerwasser (1 Haushaltszucker : 1 Fruchtzucker : 4 Wasser) innerhalb des Kastens zufüttern.

Wie gesagt, die kleine Volksstärke kann auch auf genetische Gründe zurückzuführen sein. So kann es auch sinnvoll sein nichts zu tun.

Viele Grüße

Bulli

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