Mein kleinstes Erdhummelnest
Es gibt Dinge, die freuen einen besonders: weil man mit ihnen eine besondere Geschichte verbindet und/ oder man besonders viel Herzblut in eine Sache hinein gesteckt hat. Das Erdhummelnest im alten Abraham-Kasten der aktuellen Saison gehört für mich dazu.
Doch der Reihe nach: die Ansiedlung der Königin geschah am 17. März. Es war das erste schöne Frühlingswochenende bei uns im Nordwesten und auch der erste Tag des Jahres, an dem ich nestsuchende Königinnen sah. Ich siedelte an diesem Tag gleich zwei Königinnen an: eine Erdhummel im Abraham-Kasten, die andere im braunen Kasten.
Die Königin aus dem Abraham-Kasten suchte nach dem Orientierungsflug noch zum Schein weiter, steuerte nach wenigen Minuten den Kasten aber zur ersten Rückker an. Danach verkleinerte sie den Eingang mit Moos so, dass sie gerade noch hindurch passte.
Die ersten Wochen verliefen normal. Anfang April bemerkte ich dann bei einer Nestkontrolle, dass Ameisen das gesamte Nektartöpfchen geplündert hatten, und auch die Brutwabe war beschädigt.
Ich führe das vor allem auf die Kaltlufteinbrüche zurück, die dafür sorgten, dass die Trachtflüge – sofern sie überhaupt stattfinden könnten – besonders lange (manchmal mehr als zwei Stunden) dauerten. In der Zwischenzeit war das Nest unbewacht, und die Ameisen hatten leichtes Spiel.
Im Nektartöpfchen selbst befanden sich zudem ertrunkene Ameisen.Ich entfernte sie mit einer Pinzette und füllte das Nektartöpfchen mit einer Fructose-Zuckerlösung wieder auf. Ich wiederholte diese Vorgänge jeweils morgens und abends, und bedeckte das Nestchen immer vorsichtig mit Kapok. Die Königin schien sich an mich zu gewöhnen: brummte sie anfangs noch, kam sie mir am Ende sogar entgegen, um direkt von der Pipette zu trinken – von Brummen keine Spur.
Es schlüpften Mitte April lediglich drei Zwergarbeiterinnen, von denen nur eine ausflog. Ausgerechnet die einzige Sammlerin kehrte zwei Tage später nicht mehr zum Nest zurück und fiel aus, so dass die Königin noch bis Anfang Mai zu Trachtflügen aufbrechen musste.
Erst mit der zweiten Generation, die dann schlüpfte, normalisierte sich die Situation. Da Anfang Mai Trachtpflanzen in großer Zahl verhanden waren, konnte ich die Zufütterung einstellen. Drei Sammlerinnen übernahmen fortan die Versorgung des Nestes.
Mittlerweile ist Juni, der Sommer ist eingekehrt. Während im braunen Kasten schon Jungköniginnen fliegen, hat sich das Nest im Abraham-Kasten gut entwickelt. Bis hier Geschlechtstiere erscheinen, dürften noch mehrere Tage vergehen, doch die Königin hat es geschafft…
- Dieses Thema hat 4 Antworten sowie 5 Teilnehmer und wurde zuletzt vor vor 1 Jahr, 6 Monaten von Kerstin aktualisiert.
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