Bienenameise
Die Spinnenameise oder auch Bienenameise gehört zur Familie Mutillidae. Weltweit sind rund 3000 parasitoide Arten bekannt, mit 8 Vertretern in Mitteleuropa. In Deutschland mit 3 Arten vertreten, die im Gelände nur teilweise bestimmt werden können. Die Bienenameisen, welche oft auch Spinnenameisen, Bienenwespen oder Ameisenwespen genannt werden sind ein und die selbe Art.
Bienenameisen gehören stammesgeschichtlich mehr zu den Wespen als zu den Ameisen. Die Wirte sind meist Stechimmen (Bienen u. Hummeln), aber auch Käfer, Schmetterlinge oder Fliegen. Die Eiablage erfolgt auf ältere Larven, Puppen oder in deren unmittelbare Umgebung.
Die Vertreter dieser Familie zeichnen sich durch einen deutlichen Geschlechtsdimorphismus aus. Die Weibchen sind flügellos, die Männchen sind geflügelt und können fliegen. Die Weibchen tragen 12gliedrige Fühler und einen Stachel. Die Fühler der Männchen sind 13gliedrig. Die Männchen stechen nicht. Das auffällig rot- und schwarzgefärbte Weibchen hat auf Grund seiner Flügellosigkeit gewisse Ähnlichkeit mit einer Ameise. Das Männchen dagegen lässt die Zugehörigkeit zu den Hautflüglern deutlich erkennen. Beide Geschlechter stridulieren hörbar.
Der Stridulationsapparat befindet sich auf den Hinterleibssegmenten, zwischen den 3 und 4 Tergit. Die Töne werden durch ein schnelles Gegeneinanderreiben der Segmente erreicht. Bei Hautflüglern sind akustische Organe auch bei Ameisen und einer außereuropäischen Grabwespengattungen bekannt. Über den Zweck gibt es verschiedene Interpretationsansätze, so z.B. Anlockung der Geschlechtspartner, Grabhilfe, Kommunikation, akustische Warntracht bei den Männchen. Bei der Begattung stridulieren nur die Männchen, bei Beunruhigung oder Platznot (z.B. wenn man Männchen zwischen den Fingern hält oder sie einengt) beide Geschlechter.
Die sehr gewandten Spinnenameisen-Weibchen haben einen besonders dicken Chitinpanzer, den die Hummeln und auch Honigbienen normalerweise nicht verletzen können. Sie sind selbst in der Lage, dem Menschen sehr schmerzhafte Stiche zuzufügen. Die Weibchen besitzen nämlich einen ausziehbaren Stachel, ähnlich wie die Wespen. Bei der Eiablage übernimmt dieser Stachel die Funktion der Legeröhre. Beim Aussuchen der Wirtsart für die Entwicklung der künftigen Nachkommenschaft ist die Spinnenameise gar nicht wählerisch.
Die Larven können sich in den Nestern verschiedener Arten entwickeln. In der Regel leben sie in Hummelnestern, dringen jedoch vereinzelt in Bienenstöcke ein, wo eine einzelne Bienenameise schon ein regelrechtes Blutbad anrichten kann, um an Honig und Drüsensekrete der Biene zu kommen. Die Honigbienen und auch die Hummeln versuchen den Eindringling aus ihrem Nest zu vertreiben, sie unterliegen jedoch meist im Abwehrkampf und viele Honigbienen und Hummeln werden getötet. Schließlich geben sie den Kampf auf und die Mutilla findet Ruhe, um ihre Eier an den Bienenmaden abzulegen.
Zwei Arten der sogenannten Bienenameisen (Mutilla europaea, Linnaeus 1758 und Mutilla marginata, Baer 1848) parasitieren vor allem Hummeln, seltener Honigbienen. Sie sind Endoparasiten und leben in den Larven fast aller unserer Hummelarten, besonders aber der Ackerhummel. Die Folge davon ist, dass die von diesen Parasiten befallenen Hummel- und teilweise auch Honigbienenlarven durch die Larven der beiden Bienenameisenarten von innen her an- und aufgefressen werden. Mutilla marginata soll übrigens die häufigere Art von beiden sein!
In der Regel haben sie zwei Generationen im Jahr. Die erste Generation schlüpft im Juni, die Weibchen suchen nach der Begattung ein anderes Hummelnest. Die zweite Generation schlüpft im August, diese Weibchen überwintern. Da die Weibchen nicht fliegen können, ist ihr Aktionsradius sehr begrenzt. Die Bienenameise hält sich hauptsächlich am Boden auf und kann demnach mühelos in ebenerdig aufgestellte Hummel- und Bienenvölker eindringen. In Hummelnistkästen mit einer gesicherten Hummelklappe wurden sie noch nie beobachtet. Nur wenige von ihnen finden überhaupt ein Hummelnest.
Es kann sich also bei diesen beiden Parasiten, wenn sie zahlreich auftreten, um sehr gefährliche Hummelschädlinge handeln, die Hummelvölker diverser Arten schwächen und vernichten können!
Große Spinnenameise (Mutilla europaea, Linnaeus 1758)
Kennzeichen – Merkmale: Große Art. Körperlänge : Weibchen 10 bis 15 mm, Männchen 11 bis 17 mm. Zwischen Männchen und Weibchen bestehen zahlreiche Unterschiede. Das Männchen ist geringfügig länger, hat stets zwei Hauptflügelpaare, 13gliedrige Fühler, auf dem Kopf drei Punktaugen (Ocellen), eine gegliederte Brust und einen 7gliedrigen Hinterleib. Das Weibchen hingegen ist ungeflügelt, seine Fühler sind kürzer und nur 12gliedrig, und es besitzt keine Punktaugen. Weibchen mit kleinen Facettenaugen.
Auch die Brust ist anders gebaut als die Brust des Männchens, der Hinterleib ist nur sechsgliedrig. Von allen erwähnten Merkmalen ist aber das Vorhandensein von Flügeln für die Unterscheidung von Männchen und Weibchen am deutlichsten. Körper dicht und grob punktiert mit silbrig-weißen Flecken und Querbinden und ganz behaart. Mittlerer Teil des Thorax rotbraun, ansonsten schwarz gefärbt. Hinterleib mit breiten, weißen Haarbinden, von denen die hinteren in der Mitte unterbrochen sind. Männchen mit stark verdunkelten Flügeln und deutlichem Blauschiller auf dem Körper.
Verbreitung: N-Afrika bis Sibirien. In Mitteleuropa fast überall zu finden, aber nur selten in größerer Anzahl zu beobachten.
Phänologie – Flugzeit: Mai bis August.
Lebensraum: In sehr unterschiedlichen Lebensräumen, in diversen Biotopen, auf Trockenrasen ebenso wie in lichten Wäldern auch im Siedlungsbereich, in Gärten, sogar in den Alpen in über 2000 m Höhe.
Biologie Lebensweise: Männchen werden bei dieser Art ziemlich selten gefunden, am ehesten sieht man sie beim Blütenbesuch auf Doldengewächsen. Der natürliche Aufenthaltsort der Bienenameise (Mutilla europäea L.) ist das Hummelnest, doch dringen die flügellosen Weibchen zuweilen auch in Bienenvölker ein. Die Weibchen suchen zur Eiablage Hummelnester auf. Sie bevorzugen solche der Ackerhummel, wurden aber auch schon bei anderen Hummelarten nachgewiesen. Sie suchen deren Nester durch einen selbst gegrabenen Gang auf, und werden von den Hummeln offenbar im Nest geduldet. Dort belegen sie mit Larven besetzte Zellen mit einem Ei.
Die schlüpfende Parasitoidenlarve ernährt sich von der Hummelbrut und verzehrt sogar noch vorhandenen Pollen- und Nektarvorräte. Sie verpuppt sich im Nest, hier schlüpft auch die Spinnenameise. Je mehr Nahrung die Larve während der Entwicklung bekommt, desto größer wird sie und desto größer ist später auch die Spinnenameise. Daher gibt es zwischen den Spinnenameisen auch beträchtliche Größenunterschiede. Unter günstigen Bedingungen kann es zur Massenentwicklung kommen, so dass aus einem Hummelnest unter Umständen mehr Spinnenameisen als Hummeln schlüpfen. In der Regel gehört diese Art aber eher zu den Seltenheiten. Sie tritt offenbar in zwei Generationen pro Jahr auf.
Wissenswertes: Als vor 200 Jahren die Spinnenameise in einem Hummelnest entdeckt wurde, galt die Ansicht, dass es sich nur um ein Zusammenwohnen beider Arten handele. Später kam man darauf, dass die Spinnenameise kein unschuldiger Mitbewohner ist. Ihre Larven ist der wichtigste Feind der Hummellarven. Spinnenameisen sind bei Auseinandersetzungen mit ihren Wirten durch eine äußerst starke Panzerung geschützt. Insektensammler beklagen sich z.B. darüber, dass es nur unter äußerster Anstrengung gelingt, eine Spinnenameise zu nadeln. Auffallend bei allen Arten ist die lange, struppige Behaarung, die meist ein kontrastreiches Muster bildet. Beide Geschlechter können, vor allem bei Beunruhigung, laut zirpen, indem sie mit dem Hinterleib schnelle, pumpende Bewegungen ausführen. Gedeutet wird dies als Warnsignal, denn die Weibchen können außerordentlich schmerzhafte Stiche austeilen. Weiteres siehe oberen Text.
Gefährdung – Bestandssituation: Verbreitet. Obwohl diese Spinnenameise zu den selteneren Aculeaten ( gebietsweise sogar zu den ausgesprochenen Raritäten ) gehört, kann sie aufgrund ihrer Bevorzugung einer überall häufigen Wirtsart ( Ackerhummel ) nicht als gefährdet gelten.
Ähnliche Arten: Die sehr ähnliche Mutilla marginata wird oft mit dieser Art verwechselt. Sie besitzt aber einen viel feinere Punktierung und einen schmäleren Thorax, doppelt so lang wie breit und schmaler als der Kopf, beim Männchen ist dieser stets schwarz gefärbt. Die Länge beim Männchen : 11 bis 15 mm, und beim Webchen : 10 bis 15 mm. Ihre Lebensweise dürfte ähnlich aussehen wie bei der vorigen Art, doch bleibt hier noch vieles aufzuklären. Wohl die häufigste der europäischen Spinnenameisen. Bewohnt einen Großteil Europas und Kleinasiens.
Quellen
Rolf Witt
Wespen beobachten, bestimmen
Natur Buch Verlag
ISBN : 3-89440-243-1Heiko Bellmann
Hautflügler Mitteleuropas Bienen, Wespen, Ameisen
Franckh-Kosmos Verlags-GmbH
ISBN : 3-440-06932-XJiri Zahradnik
Bienen, Wespen, Ameisen Die Hautflügler Mitteleuropas
Kosmos Gesellschaft der Naturfreunde, Franckh`sche Verlagshandlung Stutgart
ISBN : 3-440-05445-4Liselotte Gerlt-Seifert
Imker-Bibliothek, Krankheiten und Schädlinge der Biene
Neumann-Neudamm Verlag
ISBN : 3-7888-0455-6Eberhard von Hagen / Ambros Aichhorn
Hummeln bestimmen - ansiedeln - vermehren - schützen
Fauna Verlag
ISBN : 3-935980-28-0Peter-Frank Röseler
Der Hummelgarten – Lebensraum und Biologie der Hummeln
TRIGA / Verlag
ISBN : 3-89774-280-2