Bacillus thuringiensis

Bacillus thuringiensisDie Wachsmotte (Hummelnestmotte), die in höheren Lagen wesentlich seltener als im Flachland vorkommt, ist der größte Feind der Hummel. Die Raupen der Wachsmotte ernähren sich im Hummelnest zu einem großen Teil räuberisch von der Brut. Die Raupen leben dabei gesellig und überziehen ihre Fressbereiche mit einem dichten Gespinst. Dieses Gespinst wird kontinuierlich weiter ausgebaut, sodass immer größere Bereiche des Nestes abgetrennt und von den Raupen der Hummelnestmotte übernommen werden. Die isolierte Hummelbrut wird dann gefressen.
Zur Bekämpfung dieser Schadraupen im Hummelnest hat sich ein bestimmtes Bakterium bewährt. Bacillus thuringiensis (B.t.) kommt natürlicherweise im Boden, an Pflanzen und in Insektenkadavern vor, wo es nachgewiesen werden kann. B.t. wird in der biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt, wobei sich die verschiedenen Bakterienstämme in ihrer Anwendung und Wirkweise unterscheiden.

Nachfolgend wird auf den Bakterienstamm Bacillus thuringiensis supspec. aizawai eingegangen, der z.B. gegen den Buchsbaumzünsler eingesetzt wird. In der Praxis hat sich gezeigt, dass dieser Bakterienstamm auch gegen die jungen Schadraupen der Hummelnestmotte, allgemein als „Wachsmotte“ bezeichnet, wirksam ist. Die durch Fraß aufgenommenen Kristalltoxine schädigen letztendlich das Darmepithel, sodass die jungen Mottenlarven innerhalb weniger Stunden ihre Fresstätigkeit einstellen und nachfolgend absterben. Die Wirkung tritt ausschließlich durch die Fresstätigkeit der Mottenlarven ein und nicht durch bloßen Kontakt mit dem Mittel. Bei schon größeren Wachsmottenlarven kann das Mittel in der empfohlenen Dosierung allerdings nicht mehr ausreichend seine Wirkung entfalten.

Das Video zeigt die Wirkung von gefressenem Bacillus thuringiensis auf Wachsmotten-Larven:

B.t. aizawai wird im Handel z.B. als Raupenfrei Xantari® in Pulverform angeboten, woraus üblicherweise eine Spritzbrühe zur Hummelnestbehandlung hergestellt wird. Die benötigte Menge kann heruntergerechnet werden, ausgehend von 1 g Pulver auf 1 Liter Wasser.

info hummelhaus bauanleitungB.t. ist Artspezifisch, das auch angebotene B.t. kurstaki oder B.t. israelensis ist nicht gegen die Wachsmotte in Hummelnistkästen geeignet!

Die Wirkung der ausgebrachten Spritzbrühe im Hummelnest hält ca. 10 Tage an. Bei Bedarf oder erneutem Befall kann das Hummelnest mehrmals behandelt werden. Auch eine vorsorgliche Behandlung ohne akuten Befall ist möglich, wenn ein Wachsmottenfalter im Nest gesichtet wurde.

Behandlung eines mit Wachsmotten befallenen Hummelnestes mit Bacillus thuringiensis supspec. aizawai

Wachsmotte BTAls Erstes ist der Beipackzettel des Mittels sorgfältig zu lesen und zu beachten. Bei der Anwendung von Bt sind ein Mund-, Nasen- und Augenschutz sowie Handschuhe zu tragen.

Die Behandlung sollte an einem trockenen, warmen Tag mit einer Außentemperatur von 20 -25 Grad erfolgen, da die Fresstätigkeit der Mottenlarven bei diesen Temperaturen am höchsten ist.

Zuerst muss das Hummelnest freigelegt werden. Hierzu ist Schutzkleidung (Imkerschleier, Handschuhe) sehr hilfreich. Besonders größere Baum- oder auch Erdhummelnester werden pflichtbewusst von den Hummeln verteidigt. Kleine Acker- oder Wiesenhummelnester können aber auch völlig friedlich reagieren.

Die auf den ersten Blick intakten, scheinbar noch nicht von Wachsmottenlarven befallenen Bereiche des Hummelnestes müssen in eine saubere Umgebung umgebettet werden. In der Praxis ist das oft ein neuer Innenkarton mit frischem Nistmaterial. Alle sichtbaren Wachsmottenlarven an und zwischen den Waben sind hierbei unbedingt zu entfernen (mit Pinzette o.ä.).

Bei der anschließenden Sprühaktion ist sorgfältig vorzugehen und unbedingt darauf zu achten, dass keinerlei Sprühnebel in die Nektartöpfchen gelangt (Nektartöpfchen abdecken!). Sonst können bei anschließender oraler Aufnahme des kontaminierten Nektars, also benetzt mit B.t.-Sprühnebel, tödliche Auswirkungen auf die Hummeln und die Brut auftreten.
Ansonsten ist B.t. aizawai gut verträglich und zeigt bei den Hummeln dermal, also äußerlich, und im gesammelten Pollen keine negativen Auswirkungen auf die Tiere und deren Brut.

Die B.t.-Lösung wird nach Anwendungsempfehlung, ausgehend von 1 g Pulver auf 1 Liter Wasser, angesetzt. Die Waben werden mit der B.t.-Lösung vorsichtig besprüht und sollten dabei leicht benetzt, nicht getränkt werden. Rund 20 ml sind pro Nest schon ausreichend, kleine Nester weniger, größere Nester geringfügig mehr.

Es ist darauf zu achten, dass auch die Wabenunterseiten (hierfür Gitterrost o.ä. benutzen) mit dem Mittel besprüht werden, da dort die Fresstätigkeit der (bis dahin nicht entdeckten) Mottenlarven beginnt. Man sollte sich nicht darauf verlassen, dass die Hummeln selbst für die gleichmäßige Verteilung in untere Etagen des Hummelnestes sorgen.

Das Nest sollte nun etwa 15 Minuten ablüften, bevor das Hummelhaus wieder zusammengebaut wird. Es schadet nicht, wenn noch etwas Zuckerlösung im Legostein für die Hummeln mit in das Nest gestellt wird als kleine Starthilfe. Etwas Nistmaterial auf die Waben gelegt, hilft den Hummeln, das Nestklima wiederherzustellen.

Sämtliche Utensilien (Sprühflasche, Handschuhe, Schutzbrille usw.) die in Berührung mit der Sprühlösung in Kontakt waren sollten sicher aufbewahrt und nicht mehr für andere Zwecke verwendet werden. Reste der Sprühlösung sind nicht über die Kanalisation, sondern über den Restmüll zu entsorgen.

Präparat

Quellen / weiterführende Links

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  • Autor
    Beiträge
  • #90267
    Doris
    Forenmitglied
      • DE 39624
      • 38 m ü. NHN

      Oh man, geht das schon wieder los.
      Um Bt zu aktivieren, genügt die Feuchtigkeit im Hummelnest.

      #90270
      Martha
      Forenmitglied
        • CH
        • 545 m

        @Doris  BT trocken oder nach Vorschrift mit Wasser verdünnt anzuwenden ist wirklich nicht dasselbe. Wenn man das eine mit etwas anderem vergleicht, ist da immer ein Unterschied, das liegt in der Natur der Sache. Mit einer Trockenanwendung ist eine korrekte Dosierung unmöglich, wenn man BT trocken in die Umwelt verpustet, ist schnell eine Überdosierung möglich und irgendwann und irgendwo wird es ja dann mit Feuchtigkeit in Berührung kommen und aktiv werden und das Toxin, das BT beinhaltet, ist UVA-stabil, das ist wissenschaftlich erwiesen.

        #90276
        Marylou
        Forenmitglied
          • DE 41363
          • 61 m

          @Martha

          Die Gebrauchsanweisung bezieht sich von jeher auf die Anwendung an Pflanzen.
          Zum Einsatz von BT bei Hummeln verweise ich auf meine damaligen Recherchen und ausführlichen Erklärungen und Erläuterungen mit Quellenangaben hier im Forum.

          Wenn Du mich schon zitierst, dann bitte korrekt und nicht einige Wörter aus dem Zusammenhang reißen, zusammenfügen und als Aussage behaupten.
          Ich hatte geschrieben: Staub in jeglicher Form ist gesundheitsschädlich. Streng genommen müsste man z.B. beim Kuchenbacken und daher Umgang mit Mehl auch eine Staubmaske FFP3 tragen. Es gibt sogar Untersuchungen, inwieweit sich beim Gebrauch eines Tempotaschentuches dessen Feinstpartikel schädlich auf die Lunge auswirken.

          BT ist übrigens ein Bakterium, kein Toxin. Ist wissenschaftlich belegt. Die Quelle hatte ich damals auch angegeben.

          Ich habe die Frage von @Makki beantwortet; somit ist das Thema für mich erledigt, zumal es hier um die Videoerlebnisse geht.

          #90277
          Martha
          Forenmitglied
            • CH
            • 545 m

            @Marylou  Bitte, auch keine halben Sachen, BT ist ein Bakterium, das Bt-Toxin produziert.

            #90293
            Karsten Grotstück
            Forenmitglied
              • DE 34123
              • 189

              :respekt: :respekt: :respekt:

              :blume: :blume: :blume:

              Bitte nicht das Thema weiter vertiefen :maul:

              #92204
              Stefan
              Admin
              Beitragsersteller
                • DE 84513
                • 398 m

                Danke @marylou für das Video!

                #92205
                Doris
                Forenmitglied
                  • DE 39624
                  • 38 m ü. NHN

                  @Marylou, das ist eine wichtige Erkenntnis. Bemerkenswert, wie Du das beobachtet hast. Ich weiß, dass Deine Beiträge Hand und Fuß haben. Und bezüglich Bt: Hier im Video sieht man den Beweis, dass es wirkt.
                  LG

                  #92236
                  Marlies Schauer
                  Forenmitglied
                    • Bayern DE94469
                    • 400

                    Hallo

                    Habe einiges über Wachsmotten gelesen. Ich hatte ein sehr großes Volk,,was ich gut kontrolliert hatte. Mir ist im oberenTeil nichts aufgefallen. Es sind schon viele Drohnen ausgeflogen, ob auch Königinnen, kann ich nicht sagen. Kenne mich noch nicht sonst aus. Plötzlich sind es immer weniger geworden. Als ich das Nest abermals kontrollierte, fand ich Wachsmotten. Den Eingang/ Vorbau hatte ich seit Anfang an mit Lavendel behandelt. Kann es sein, dass die Wachsmotte von unten durch die Maschen des Metallgitters die Eier eingeschleust hat? Der Karton war unten in einer Ecke angefressen. Schicke noch ein Bild vom Gitter. Der Nistkasten ist unten offen. Freue mich über Informationen.

                    Foto/Video:
                    #92240
                    Doris
                    Forenmitglied
                      • DE 39624
                      • 38 m ü. NHN

                      Hallo Marlies, wenn Drohne abgeflogen sind, dann dürfte es auch Jungköniginnen gegeben haben.
                      Sicherlich hast Du aufmerksam im Forum die Beiträge zum Thema Wachsmotten bzw. Bt verfolgt. Die nachtaktiven Falter werden vom Hummelduft angelockt. Wie Du schreibst, war das Volk recht groß; dementsprechend auch der Duft.

                      Lavendel bietet meiner Auffassung nach keinen Schutz. Für uns riecht er angenehm, aber die Tiere haben einen hochfeinen Geruchssinn, da können wir Menschen nicht mithalten.
                      Möglicherweise haben die Motten auf dem Anflugbrett auf eine gute Gelegenheit gewartet, das Nest zu erobern.
                      Marylou hat dazu über viele eigene Erfahrungen berichtet.

                      Wenn Du wegen einer Nestkontrolle den Kasten bewegst, flüchten die WW-Larven sofort in die Streu. Dann sind sie mit bloßem Auge kaum erkennbar. Die kleinste Erschütterung oder ein Lichteinfall reichen.

                      Dass der Karton unten kaputt war kann durch die Hummeln vermutlich selber erfolgt sein, je nachdem, wie tief das Nest in der Streu versteckt war. Ich glaube nicht, dass die WM durch das Bodengitter gelangten. Habe ja selber meine Kästen im Einsatz, die sowohl im Hummelstand als auch auf dem Boden stehen und besiedelt sind. 21 Völker in verschiedenen Kastenmodellen sind hier noch immer aktiv und nicht eine einzige Wachsmotte in den Kästen.
                      Ich behandele mit BT jeweils im Abstand von 10 Tagen. Einzelheiten dazu sind in den anderen Beiträgen zu finden.
                      Wenn Du noch weitere Informationen wünschst, bitte melde Dich.

                      LG und einen schönen Sonntag

                      #92357
                      Martha
                      Forenmitglied
                        • CH
                        • 545 m

                        Hier lese ich folgendes: Bei jungen Schadraupen der Hummelnestmotte wirkt das Bt, bei schon grösseren Larven kann das Mittel in der empfohlen Dosierung allerdings nicht mehr ausreichend seine Wirkung entfalten. Das heisst, die Dosierung muss erhöht werden.

                        Irgendwann wird sich das Dauerhafte Bt – Bestäuben/ Spitzen -, rächen, nämlich dann, wenn sie Resistenten gegen das Mittel entwickeln. Empfindliche Individuen werden noch getötet, die anderen überleben , vermehren sich und geben ihre resistenten Gene an die nächste Generation weiter.

                        Mit jeder weiteren Generation nimmt der Anteil der resistenten Individuen in der Population zu, bis sie weitgehend resistent oder sogar vollständig resistent ist.

                         

                        Bt sollte nur in Notfällen, wenn noch Jungköniginnen zu erwarten sind, angewendet werden.

                        #92358
                        Markus Hibbeler
                        Forenmitglied
                          • 26180
                          • 17 m

                          @Martha Du schreibst: “Irgendwann wird sich das Dauerhafte Bt – Bestäuben/ Spitzen -, rächen, nämlich dann, wenn sie Resistenten gegen das Mittel entwickeln.”

                          Mal abgesehen davon, dass ich bezweifel, dass sich gegen Bt überhaupt Resistenten entwickeln,
                          würde das eine permante Anwendung von Bt über Jahre in einer ganz anderen Qualität und Quantität voraussetzen. Wie viele Menschen setzen denn Bt gegen Wachsmotten ein? In Deutschland vielleicht gerade mal ein paar Dutzend. Das reicht niemals dafür aus, dass der ganze Bestand von Wachsmottenlarven resistent dagegen wird.

                          #92360
                          Martha
                          Forenmitglied
                            • CH
                            • 545 m

                            @Markus Hibbeler  Da bin ich mir nicht so sicher. Obwohl Bt ein biologisches Mittel ist, das relativ sicher gilt, ist die Entwicklung von Resistenten möglich.

                            Gerade Insekten, die sich schnell vermehren und mehrere Generationen pro Jahr haben (Wachsmotten z.B. bis zu drei oder mehr), entwickeln Resistenten schneller. Dass die grossen Raupen mit der vorgeschriebenen Dosis nicht mehr erreicht werden können, ist für mich schon ein Alarmzeichen.

                            Ich habe mir sagen lassen, dass in der Landwirtschaft bereits bekannt ist, dass die wiederholte Anwendung von Bt zur Resistenzbildung bei Schädlingen beitragen kann.

                             

                             

                             

                            #92361
                            Makki
                            Forenmitglied

                              Es gibt ja diverse “angepriesene” Möglichkeiten gegen die Wachsmotte im Netz.
                              Streifen zum Reinhängen ins “Bienen”Nest mit allerlei Akariziden.
                              Vielleicht hilft Thymol oder Neemöl u.s.w.
                              Es darf halt den Hummeln nicht schaden.

                              Wir werden mal unsere regionalem Imker fragen, ob es ev. was gegen Wachsmotte und Varromilbe in einem gibt.
                              Fast alles, was man findet, zielt auf Honigbienen.
                              Thymol scheint nach Tante Kugel vielversprechend.
                              Wobei beim Suchen immer wieder Kleidermotten statt der Wachsmotte u.s.w. kommt :(

                               

                              Makki

                              #92383
                              Martha
                              Forenmitglied
                                • CH
                                • 545 m

                                @Makki   Wollte schon länger auf Deinen Post antworten.

                                Betreff Niemöl, das wäre nur ÄUSSERLICH anwendbar, zur Geruchsdämmung des Hummelduftes. Der Duft von Niemöl ist stärker als der des Lavendels und die Motten werden eher abgeschreckt.

                                Du erwähnst noch Thymol. Dieser Wirkstoff wird gegen die Varro Milbe eingesetzt und ist gegen die Motte wahrscheinlich unwirksam.

                                Ich denke, eine Alternative zu Bt wäre die Schlupfwespe. Jedenfalls hat sie mein Interesse geweckt und werde sie, wenn sich die Gelegenheit bietet, testen.

                              Ansicht von 14 Beiträgen – 76 bis 89 (von insgesamt 89)
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