Das Hummeljahr
Das neue Hummeljahr beginnt für einige Hummelarten bereits Ende Februar, Anfang März, wenn die ersten Sonnenstrahlen die Erde erwärmen. Die im Vorjahr begattete Hummelkönigin krabbelt aus der auftauenden Erde heraus, in die sie sich im Vorjahr eingegraben hatte. Eingrabtiefe liegt je nach Bodenbeschaffenheit zwischen 5 bis 15 cm. Nicht jede Hummelkönigin überlebt den Winter.
Bei 10 Hummelköniginnen kommt es vor, dass nur eine einzige überlebt. Die Ursachen können vielfältig sein, z.B. Witterungseinflüsse (ständiger Temperaturwechsel, Auftauen und wieder Gefrieren des Erdreiches im Winter) oder Überschwemmungen im Frühjahr.
Jede Hummel, die im zeitigen Frühjahr auftaucht ist eine Königin. Hummelköniginnen haben eine große Aufgabe vor sich, denn sie werden ein Hummelvolk gründen. Hummelfreunde können sie dabei unterstützen, indem sie Unterkünfte zum Nestbau anbieten.
Anmerkung: Viele Gartenbesitzer räumen ihren Garten so gründlich auf, dass einfach keine Möglichkeit zur Ansiedlung von Hummeln und andere für den Garten nützliche Lebewesen besteht.
Nachdem sich die Hummel aus der Erde herausgearbeitet hat, nimmt sie ein Sonnenbad, um sich aufzuwärmen. Danach fliegt die junge Hummelkönigin die ersten Blüten an, um sich mit Nektar (Kohlenhydraten) zu stärken. Wichtig ist, dass genügend Trachtpflanzen (Nährstofflieferanten) erreichbar sind.
Denn während ihrer winterlichen Kältestarre hat die junge Königin viel Energie verbraucht. Dieser Verlust muss durch Nektaraufnahme ausgeglichen werden. Blütenpollen, der reich an Eiweiß ist, wird vor allem zum Heranreifen der Eierstöcke benötigt – später dann als proteinreiche Larvennahrung.
Bevorzugt werden dunkle Blüten, da Hummeln sich an den Blüten gern aufwärmen. Dunkle Blüten nehmen Sonnenenergie rascher auf als helle und sind deshalb wärmer als helle Blüten. Zwischen Nektaraufnahme und Pollenaufnahme an den Blüten wird immer wieder ein Sonnenbad auf den unterschiedlichsten Unterlagen, (auch z.B. an von der Sonne aufgeheizten Hauswänden) eingelegt.
Nestsuche
Nach einigen Tagen beginnt die Hummelkönigin einen Unterschlupf zu suchen, um dort für das Hummeljahr ein Nest zu gründen.
Solch eine jetzt „brutreife“ Königin nennt man auch Nestgründerin: Ihr habt vermutlich schon einmal Hummeln beobachtet, die wenige Zentimeter – und zwar auffallend langsam – im Suchflug niedrig über dem Erdboden geflogen sind, um Löcher im Erdreich oder zwischen Steinen zu untersuchen. Selbst Schatten werden angeflogen von niststattsuchenden Hummelköniginnen.
Solche „ Suchflüge“ bedeuten: Die Königin wird sehr bald ein Nest bauen und ihre erste „Brutwabe“ anlegen und Eier legen.
Ob eine Nistmöglichkeit angenommen wurde oder nicht, ist gut zu beobachten (aus einer Entfernung von mehreren Metern) wenn sie einen vorher untersuchten potentiellen Neststandort wieder verlässt: Dreht die „Nestgründerin“ sich dem „ Nestzugang“ zu und schaut sich noch einmal den Eingang an, hebt dabei ab und pendelt im Flug mehrmals vor dem Eingang hin und her, zieht dann kleine und immer größer werdende Kreise, wobei die Flughöhe ständig zu nimmt, bis sie dann endgültig wegfliegt: Wenn ihr dieses beobachtet, dann hat die Königin den Neststandort angenommen. Wir sprechen bei dem hier beschriebenen Verhalten vom „Orientierungsflug“. Die Hummel prägt sich hierdurch den Standort ein, auch wenn er für Menschenaugen noch so unscheinbar und kaum zu erkennen sein sollte.
Nach ungefähr 45 Minuten kommt die Hummelkönigin zurück, findet den Eingang nicht immer sofort, aber sie sucht so lange, bis sie ihn gefunden hat. Die Hummel hat, bevor sie das erste Mal abgeflogen ist, den Eingang mit einem Duftstoff markiert. Dies erleichtert ihr das wieder Auffinden des Einganges. Es kommt auch vor, dass die Hummelkönigin nochmals einen weiteren kurzen Orientierungsflug macht, bevor sie im Eingang zum Nest verschwindet. Dieses Verhalten ist allerdings nur beim ersten Rückflug zum Nest zu beobachten; bei weiteren Anflügen findet das Tier den Eingang sofort.
Der erste Rückflug zum Nest kann aber auch auf sich warten lassen. Es können Stunden, selbst Tage vergehen, bis die Hummelkönigin wieder zurückkommt. Sollte die Hummel sich innerhalb von drei Tagen nicht wieder blicken lassen, können wir davon ausgehen, dass die Königin verschollen ist: Denn Hummeln haben viele Feinde. Da sind z.B. Katzen und Vögel, die den Hummeln nachstellen. Selbst der Straßenverkehr ist eine vielfältige Gefahrenquelle für die Hummeln („Insektenschlag“ an Windschutzscheiben).
Als schlimmste Gefahr im Hummeljahr gilt der unsachgemäße (!) Umgang mit Insektengiften an und in der Nähe blühender Pflanzen (die Winddrift der Giftnebel wird sehr häufig unterschätzt).
Wenn die Hummelkönigin zurückgekommen ist, wird sie länger im Nest verbringen und aus vorhandenen isolierendem Material eine kleine Nestkugel bauen. Die Kugel ist zunächst ungefähr walnussgroß, d.h. etwa zwei Zentimeter im Durchmesser. So wird unnötiger Wärmeverlust am Brutnest vermieden.
Vorbereitung zur Brut
Von der Gründerkönigin wird stets ein Futtervorrat für die Nachtstunden und Schlechtwettertage angelegt. Dies ist sehr wichtig, damit bei ungünstigen Witterungsverhältnissen kein Nahrungsmangel im Nest herrscht, denn bei schlechtem Wetter findet die Königin weniger Futter (die Pflanzen liefern bei niedrigen Temperaturen weniger Nektar) und braucht zu viel Zeit, um Nektar und Blütenstaub (= Pollen) zu sammeln.
Der Zeitfaktor spielt eine sehr große Rolle, denn wenn die Königin beim Brüten länger weg bleibt, kühlt das Nest aus. Das schadet oder verzögert die Entwicklung der Hummelbrut (= Eier, Larven und Puppen). Die Nahrung, welche die Hummelkönigin von den Blüten holt, sind Nektar (= “Zuckerwasser“ ) und Blütenpollen (Eiweiß = / Proteinnahrung). Nektar wird in einen kleinen Wachs “Fingerhut“, dem sog. Nektartopf (den die Königin gebaut hat), eingelagert.
Nektar ist sehr flüssig (im Gegensatz zu „eingedicktem “ Bienenhonig) hat aber den Vorteil, dass er von der Königin sehr schnell während der Brutpflege aufgesaugt werden kann, um genügend Energie zu liefern, die beim Brüten als „Heizöl“ und der Königin als „Flugbenzin“dient.
Pollen wird in „Pollentöpfen“ gespeichert (z.B. bei Erdhummeln“) oder in „Taschen“ (z.B. bei Ackerhummeln) und dient an erster Stelle dem Zellwachstum der Jungtiere.
Baumaterial
Als Baumaterial dienen Wachs, Pollen und Nektar, „Zutaten“, die von den Hummeln zu einer Art Brei vermischt werden. Wachs wird von den Hummeln aus Hautdrüsen (zwischen den Rückenplatten am Abdomen / Hinterleib), ausgeschwitzt. Aus diesen Baumaterialien bauen Hummeln ihre „Nektartöpfe “ und „ Eiwiegen “; anders ausgedrückt ihren kompletten „Wabenbau“.
Anordnung im Nest
Kurz hinter dem Eingang in der kleinen Nestkugel steht der Nektartopf. Im kurzen Abstand vom Nektartopf entfernt befindet sich die Brutwabe mit der ersten (und bald darauf weiteren) „Eiwiege“: Mit Wachs verschlossene „Zellen“, in der junge Larven zu mehreren gemeinsam heranwachsen. Die Königin liegt wie eine Glucke breitbäuchig auf der Brutwabe, die von der Hummelkönigin zuvor verschlossen wurde.
Stoffwechselwärme durch den Umsatz (durch „Veratmen“ / „Verbrennen“) von Nektar und Pollen durch Königin und später auch durch die Larven erzeugt die Bruttemperatur im Hummelnest: das nesteigene „Mikroklima“ (wozu auch eine passende Luftfeuchtigkeit beiträgt).
Eierablage und Larvenentwicklung
Die Königin legt auf einen Pollenteppich, vermischt mit Nektar, ihre ersten Eier und baut aus dem Pollen – Nektargemisch ihre erste Eiwiege.
Bevor die Königin ihre erste Eiwiege verschließt, legt sie bis zu acht beinfarbene = knochenfarbene / = „gebrochenes Weiß“ Eier hinein. Diese Eier haben einen längliche Form (ungefähr 2 mm stark und 5 mm lang), danach verschließt sie diese.
Dazu braucht sie nur wenige Minuten. Nach 3 bis 4 Tagen schlüpfen aus den Eiern die ersten Larven. Diese fressen zunächst das ihnen vorgelegte Nektar – Pollengemisch vom Boden der Eiwiege. Danach öffnet die Königin die Brutwabe, und durch diese entstandene Öffnung, das „Futterfenster“, werden die Larven von der Königin und später auch von älteren Geschwistern, dem „Pflegepersonal“ mit Nahrung versorgt.
Das Larvenfutter ist ein breiiges Pollen- Nektargemisch, welches die Königin hochwürgt und den Jungtieren (Larven) vorspuckt. Danach verschließt die Königin die Brutwabe wieder, damit die Bruttemperatur von 31° nicht absinkt.
Gefüttert wird mehrmals innerhalb des 24- Stunden-Tages.
Brüten
Die Eiwiege wird bebrütet (ihr wird Wärme zugeführt) und dies bei Tag und Nacht.
Die Hummelkönigin wechselt ständig ihre Position auf der Eiwiege, damit sich alle darin befindlichen Eier gleichmäßig entwickeln können. Die für das Brüten benötigte Temperatur wird grundsätzlich durch Veratmung (= Verbrennen) energiereicher Nahrung gewonnen kann durch „Muskelzittern“ besonders intensiv erzeugt werden, indem die 4 Flügel der Hummel „ausgekuppelt“ werden und die Flugmuskeln nunmehr „ im Lehrlauf“ hochtourig vibrieren.
Zwischendurch nimmt sie Nahrung aus dem Nektartopf auf und verlässt das Nest nur für kurze Zeit, nicht länger als eine halbe Stunde, um Nahrungsnachschub herbeizuholen. In dieser Zeit sinkt die Temperatur im gut isolierten Wabenbau nur unwesentlich.
Ständig baut die Königin (und später die geschlüpften Arbeiterinnen) an den Eierwiegen und repariert und vergrößert diese. Mit ihrem Saugrüssel kann die Hummelkönigin während des Brütens Nahrung aufnehmen. Hierfür sorgt ein gut gefüllter Nektartopf direkt in Reichweite vor der Brutwabe. An der Brutwabe wird ständig gebaut, da die Laven ständig wachsen und die Brutwabe dadurch immer wieder auf reist.
Die so entstandenen Lücken werden mit Baumaterial (siehe oben) von der Königin, später auch von den „Baubienen“ („Arbeiterinnen vom Baudienst“) wieder verschlossen. Hierdurch wächst die Larvenwiege ständig. Die Larven, die unablässig wachsen, häuten sich mehrmals während ihrer Entwicklung, da ihnen durch ihr Wachstum, die alte Larvenhülle zu eng geworden ist.
Bis jetzt sind die Larven in einer gemeinsamen Larvenwiege herangewachsen, doch nun braucht jede einzelne Larve ihre eigene Räumlichkeit. Um diese baut die Königin eine Wachshülle, um die nun getrennten („individualisierten“ Individuen), die aber trotzdem miteinander verbundenen Brutwaben, besser bebrüten zu können. Diese Wachshülle und somit die gesamte Brutwabe, wird ebenfalls ständig erweitert.
Nach reichlich sieben Tagen sind die Larven herangewachsen und spinnen sich in einen Seidenkokon ein, in dem sie sich dann noch verpuppen – und zwar im Alter von 9 bis 13 Tagen.
Die Puppen, aus denen später Arbeiterinnen, Drohnen oder Jungköniginnen schlüpfen, brauchen eine unterschiedlich lange Puppenruhe. Sie beträgt für Arbeiterinnen neuneinhalb Tage, für Drohnen elf Tage und für Jungköniginnen bis zum Schlüpfen dreizehneinhalb Tage.
Vom Ei bis zur fertigen Hummel brauchen die Hummeln somit unterschiedliche Entwicklungszeiten: Arbeiterinnen 20 Tage, Drohnen 24 und Königinnen 27 Tage. Nach dieser Zeit ist die Hummel voll entwickelt und ihr Wachstum ist endgültig abgeschlossen.
Die Zeitspanne zwischen Eiablage und Schlupf des „Vollinsektes“ (der flugfähigen Hummel) beinhaltet den staunenswerten „Gestaltwandel“ (die „Metamorphose“) : eines der vielen „Naturwunder“.
Schlüpfen
Da die nun schlupfbereiten Hummeln es nicht schaffen, allein aus ihren Puppenkokon zu schlüpfen, hilft die Königin und beißt den Kokon auf und vergrößert die Öffnung. Diese Schlupfhilfe wird später auch von den Innendienstarbeiterinnen übernommen.
Anmerkung: Bei einem verlassenen Hummelnest findet man öfters steckengebliebene Hummeln, die es nicht geschafft haben sich aus den Kokon zu befreien. Ursache: Es war keine Innendienstarbeiterin mehr verfügbar, die Schlupfhilfe hätte leisten können.
Die ersten Arbeiterinnen im jungen Hummelvolk sind meist etwas kleiner als die Arbeiterrinnen der nächsten Brutwabe.
Nun bekommt die Hummelkönigin Unterstützung von ihrem Nachwuchs und es findet eine Arbeitsteilung statt: Die Hummelkönigin fliegt von jetzt an seltener aus als bisher. Schließlich verlässt sie das Nest nur noch selten, ohne aber weiterhin als Sammlerin tätig zu sein. Ihre Aufgaben sind nunmehr lediglich Eierlegen und Brutpflege.
Einige Arbeiterinnen übernehmen an ihrer Stelle die Sammelflüge, andere übernehmen den Innendienst und werden zu Ammen. In der Regel sind es die kleinwüchsigen Individuen, die diese Tätigkeit im Nest übernehmen. Sie unterstützen die Königin bei der Brutpflege und füttern die Larven (den Nachwuchs). Weiterhin helfen sie beim Brüten und regeln Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Hummelnest.
Es gibt es ständig etwas zu tun im Nest. Es werden Nektar und Pollentöpfe anlegt, der Nachwuchs gefüttert, weitere neue Eiwiegen angelegt, alte erweitert und repariert.
Der erste Ausflug
Arbeiterinnen, die das erste Mal ausfliegen, fliegen sich ebenfalls in einem Orientierungsflug auf den Neststandort ein, so dass sie sicher zum Nest zurückfinden. Es fliegt aber nur etwa ein Drittel der Nestinsassen aus, zwei Drittel bleiben im Nest und verrichten Innendienste.
Wenn Hummeln das Nest verlassen, sammeln sie Nektar und Pollen. Blütenpollen (= Blütenstaub) werden durch Vibration von den Staubbeuteln der Blüten „geschüttelt“. Das laute und hohe Geräusch, das beim vibrieren der Blüten entsteht, habt ihr bestimmt schon einmal gehört.
Die Pollenkornmassen, die nun im Haarkleid der Hummel haften, werden mit den mittleren Beinen nach hinten gestrichen, gelangen an die hinteren Beine, und es entstehen am „Sammelapparat“ des dritten Beinpaares ein immer auffälliger werdendes „Pollenhöschen“. Je nach Pflanzenart können diese Pollenpakete unterschiedliche und sehr lebhafte Farben aufweisen.
Das Vorhandensein geeigneter Trachtpflanzen im unmittelbaren Umfeld der Hummelerststandorte und Nistkästen spielt eine entscheidende Rolle. Der Grund: Als wahre „ Jumbos“ unter den Insekten transportieren Hummeln gewichtige Nektarmengen (bis zu 90% ihres Körpergewichtes) in Gestalt schwerer Pollenpakete (bis zu 20% ihres Körpergewichtes).
Unnötig weite Distanzen zwischen Nest und Trachtpflanzen stören die Energiebilanz (Kosten – Nutzen – Rechnung). Das gilt besonders für die aus der Winterstarre erwachten Hummelköniginnen, für die das Überleben und die erfolgreiche Volksgründung von hohen Transport- und Energieeffizienz der Gründerkönigin allein abhängt.
Nicht nur im Frühjahr, zur Zeit der Nestgründung, sondern auch während des Sommers, vor allem während der Trachtlücken nach der Wiesenmahd, sind die Hummeln auf ein in hohen Maße kontinuierliches Blütenangebot angewiesen und dies nicht nur im Siedlungsbereich sondern noch nachdrücklicher in der offenen Feldflur.
Bei Hummeln ist eine beachtliche Blütenstetigkeit zu beobachten, vor allem wenn sich eine sog. Massentracht (z.B. blühende Obstbäume, Klee- und Phaceliafelder) anbietet. Auch Hummeln müssen bei ihrem Sammelgeschäft möglichst rationell vorgehen: Haben sie sich auf einen Blütentyp eingeflogen, geht die Ausbeute effektiver und zeitsparend vonstatten, da die Hummeln mit dem Blütenbautyp nun bestens vertraut sind und so rasch zu den Nektarien und / oder Staubbeuteln gelangen.
Unterteilung der Hummeln
Bei den Hummeln lassen sich, zwei verschiedene Gruppen unterscheiden, Pocketmaker (z.B. langrüsselige Arten wie Ackerhummel und Gartenhummel) und Pollenstorer (kurzrüsselige Hummelarten wie z.B. Erdhummeln und Baumhummeln). Diese unterscheidet sich im Brutverhalten.
- Pocketmaker: Ihre besonderen Pollentaschen aus Wachs, sog. Pockets (Pollentasche), sind seitlich unter der Larvenwiege angebaut. In diese taschenförmigen Hohlräume werden die Pollenvorräte von den heimkehrenden Sammlerinnen/ Arbeiterinnen eingefüllt und eingestampft. Die Larven bedienen sich selbst: Sie fressen von oben/ hinten, vom Pollenvorrat aus den Hohlraum in den Pflegehummeln Nachschub von vorn einfüllen. Es sieht aus wie in eine halbaufgezogene Schublade. Lediglich Nektar muss den Larven von ihren Ammen vor die Mundöffnung gespuckt werden.
- Pollenstorer: Arbeiterinnen dieser Hummelgruppe befüllen und speichern den Pollen in leere Puppenzellen oder in speziell gebaute Pollentöpfe. (vergleichbar einem Fingerhut beim Nähen) Mit ihren Mandibeln (Mundwerkzeugen) zerkleinern sie die vom „Transportdienst“ eingeflogenen Pollenpakete („Höselpollen“) und drücken sie fest – wie Marzipanmasse -, damit keine Hohlräume entstehen und damit die Oberfläche der Futterpaste verkleinert wird; Ergebnis: das verdirbt nicht (a) und die Speicherkapazität für Futtervorräte wird optimal und effizient genutzt (b).
Die Arbeiterinnen, die speziell den Nachwuchs versorgen werden Ammen genannt.
Sie holen Blütenstaub-Portionen aus dem Vorratslager und verfüttern die Nahrung an die Larven. Dies geschieht bei Pollenstorerarten durch ein Futterfenster, indem die Wachshülle der Larvenwiege geöffnet wird und die Larven mit Nektar-Pollen-Mischung versorgt werden.
Da die Larven ständig wachsen, wird die Larvenwiege permanent bei Bedarf vergrößert.
Weiterentwicklung des Volkes
Wenn genügend Arbeiterinnen zur erfolgreichen Aufzucht von Geschlechtstieren vorhanden sind und die Futtertöpfe reichlich gefüllt sind, legt die Königin unbefruchtete Eier für den Drohnennachwuchs. (männliche Geschlechtstiere)
Danach legt die Königin befruchtete Eier, aus denen zukünftigen Königinnen entstehen. Eier aus denen Königinnen aufgezogen werden, sehen nicht anders aus als Eier, aus denen Arbeiterinnen aufgezogen werden, aber die Larven werden reichlich mit Pollen und Nektar versorgt und ihre Entwicklung zum Vollinsekt dauert länger.
Die Königin kann steuern, ob sie unbefruchtete oder befruchtete Eier legt. Wenn die ersten Drohnen geschlüpft sind ist der Höhepunkt im Hummelnest erreicht. Die jetzt im Volk lebenden Drohnen verbleiben ungefähr noch eine Woche im Nest, um sich aus den Futtertöpfen zu stärken und damit sich die Spermien (man spricht auch von „männlichen Samenzellen“) zur Befruchtung der Jungköniginnen voll entwickeln können.
Danach verlassen die Drohnen endgültig das Hummelnest. Drohnen sammeln weder Blütenpollen noch Nektar, sie ernähren sich allein von Nektar, aber sie bestäuben die Blüten wie weibliche Hummeln es tun beim „Nektarsuchen“. Zu erkennen sind Drohnen an etwas längeren Fühlern, großen Augen und einen Haarbüschel auf den Kopf. Außerdem hat der Drohn keinen Stachel.
Drohnen fliegen zu Plätzen wo sie Jungköniginnen begatten. Es ist zu beobachten, dass manche Jungkönigin gleich von mehreren Drohnen begattet wird. Bei der Begattung verhaken sich die Geschlechtsteile beider Partner ineinander. Die Königin, die über einen Stachel verfügt, biegt diesen bei dieser Aktion nach oben, so dass der Drohn sich nicht verletzen kann. Die Begattung kann bis zu einer halben Stunde dauern Wenige Tage nach der Begattung stirbt der Drohn. (Sein Lebensziel ist erreicht.)
Der Duft, den die Königin im Nest verströmt (Pherormone: starker Geruchsstoff) hat, lässt nach. Der Pheranon hat bisher verhindert, dass die Arbeiterinnen selbst Eier legen. Nun beginnt das Eierlegen einzelner Arbeiterinnen, aus denen sich lediglich Drohnen entwickeln können. Denn Drohnen entstehen durch „Jungfernzeugung“.
Ab diesen Zeitpunkt ändert sich das Verhalten der Hummeln im Hummelnest. Die bis jetzt gut organisierte Ordnung im Hummelvolk gerät „aus dem alten Gleichgewicht“. Die im Innendienst beschäftigten Arbeiterinnen beginnen die Eier der Königin zu fressen und das Füttern der Königin unterbleibt. Die Königin wiederum frisst die frisch gelegten Eier der Arbeiterinnen. Aber es ist ein ungleicher Kampf, den die Königin „verliert“. Sie wird von Arbeiterinnen (ihren eigenen Kindern) vertrieben oder getötet und aus dem Nest geschleppt.
Milben, die im Hummelnest leben, besonders in den Abfällen (Kot) der Hummeln, klettern auf Jungköniginnen und überwintern auf diesen. Die Milben saugen sich meistens am Rücken der Königinnen fest. Die Hummel kann diese auch nicht selbst entfernen, auch wenn sie es versucht, diese „Reittiere“ loszuwerden.
So gelangen Milben, die u.a. im Nest Kot verzehren („Hygienefachleute also“) auf überwinternden Jungköniginnen ins nächstjährige neue Nest, wo sie sehr bald „absteigen“ und wiederum als „Müllfacharbeiter“ Dienst leisten (Nicht jede Milbenart ist also ein Parasit, sondern manche sind Caecotrophe = Kotfresser).
Die Jungkönigin frisst sich noch einen Wintervorrat (Pollen / Nektar) an und gräbt sich im Spätherbst in lockere Erde ein. Dort verbleibt die begattete Jungkönigin bis zum Frühjahr und es beginnt ein neues Hummeljahr. Dies gilt auch für Hummelköniginnen die in einer Hummelpension geboren wurden. Hummelköniginnen überwintern nicht im Hummelnest!
Quellenangaben:
Helmut und Margrit Hintermeier (1994)
Bienen, Hummeln, Wespen im Garten und in der Landschaft
Obst- und Gartenbauverlag – München: ISBN 3-87596-098-XGünter R. Witte & Juliane Seger (1999)
Arbeitsmappe, Hummeln brauchen blühendes Land
WESTARP WISSENSCHAFTEN: ISBN 3-89432-098-2Günter R. Witte & Juliane Seger, Norbert Häfner (1989)
Hummelschauanlagen
Ein praxisgerechter Weg zu prophylaktischem Naturschutz über Denken und Handeln in Beziehungszusammenhängen
– Arbeitshilfe des Schulbiologiezentrums Hannover –
Dank
Dem Autor der „Hummeln brauchen blühendes Land“, Verlag Westarp Wissenschaften, Herrn Prof. Dr. Witte, dank ich für die Durchsicht dieses Beitrages und für das Korrekturlesen.
Text: Jürgen Börner, vielen Dank an Karsten Grotstück
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