Warme Winter
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4. Februar 2022 um 12:02 Uhr #66812traufblechForenmitglied
- DE 15926 Heideblick
- 64 m
Hallo alle miteinander,
bei den derzeit vorherrschenden milde Temperaturen, macht man sich so seine Gedanken. Wo bleibt der richtig kalte Winter und wie gehen die Hummeln mit diesem Wetter um? Starten sie früher und sind so in Gefahr zu verhungern, da es ja kaum eine Blüte gibt? Was, wenn plötzlich der Winter, doch zurück kommt?
Vielleicht habt ihr eine Antwort darauf?
Viele Grüße traufblech
4. Februar 2022 um 12:21 Uhr #66814janfoModerator- DE 34233
- 246 m
Hallo traufblech,
Es ist auf jeden Fall nicht gut für die Hummeln, tendenziell wandern die Populationen dann eher in nördlichere oder höher gelegene Gefilde (über einen Zeitraum von vielen Jahren/Jahrzehnten).
Allerdings sind auch die Blühpflanzen früher dran wenn das Wetter so warm ist wie jetzt. Dieses Jahr blühen die Krokusse ca. 3 Wochen früher als letztes Jahr bei mir. Außerdem habe ich Pflanzen wie die Nieswurz gesetzt um noch mehr frühes Pollen/Nektarangebot bereitzustellen.
Man kann also in begrenztem Maße, mit den richtigen Pflanzen/Überwinterungsplätzen, entgegenwirken. Auf lange Sicht wird sich der Klimawandel wohl leider negativ auf die Hummeln auswirken, da sie sich ja evolutionär auf kältere Temperaturen spezialisiert haben und somit eine ökologische Nische besetzt haben in der andere Insekten noch nicht fliegen können.
Ich rechne auch damit, dass die Hummeln in meiner Umgebung sehr viel früher aus ihrer Winterruhe erwachen. Bin mal gespannt wann ich die ersten Königinnen sehe. Leider kann ich unter der Woche durch die Arbeit nichts beobachten.
Du bist mit deinen Sorgen jedenfalls nicht alleine, ich mache mir auch Sorgen darum auch schon die letzten Jahre. Versuche einfach mein möglichstes dem durch einen naturnahen, strukturreichen Garten entgegenzuwirken.
Ob Hummeln nachdem sie bereits aus der Winterruhe aufgewacht sind, bei einem plötzlichen Wintereinbruch nochmal in Hibernation gehen können weiß ich nicht genau, denke aber nicht. Irgendwo hatte ich dazu mal etwas gelesen, kann mich nicht mehr genau erinnern. Vielleicht weiß jemand aus dem Forum mehr dazu. Ich denke da ist auch noch mehr Forschung nötig.
lg Jan
4. Februar 2022 um 12:38 Uhr #66815Manfred HHForenmitglied- DE 22145
- 17 m
Die frühblühenden Pflanzen sind temperaturgesteuert, d.h. warme Winter führen dazu, dass diese Pflanzen früher blühen. Für die Hummelköniginnen wird irgendwann die Tageslänge zum Problem werden, da es schon einen Unterschied macht, ob für die Nahrungssuche 10 oder 12 Stunden Tageslicht zur Verfügung stehen.
Eine Verschiebung des Artenspektrums von den kälteresistenten Arten (z.B. Erdhummel) zu den wärmeliebenden Arten (z.B. Ackerhummel) lässt sich bereits heute beobachten, müsste vermutlich aber noch statistisch belegt werden).
Eine Hummelkönigin, die einmal aus der Diapause aufgewacht ist, kehrt nicht wieder in die Winterstarre zurück.
6. Februar 2022 um 10:44 Uhr #66842TF-HHForenmitgliedHallo aus HH-Nord,
anbei ein sehr intersessanter Bericht von CNN einer neuen Studie über die Temperaturverschiebungen in Großbritannien zu dem Thema.
https://edition.cnn.com/2022/02/01/uk/uk-plants-flowering-early-climate-change-intl-scn/index.html
Sagt ja alles …
6. Februar 2022 um 16:23 Uhr #66871MarthaForenmitglied- CH
- 545 m
@janfo Aus Energiemangel würde die Hummelkönigin keine nochmalige Diapause überleben, das schrieb Dave Goulson in einem seiner Werke.
Ich würde jedenfalls versuchen, eine zu früh erwachte Königin mit Zuckerwasser am Leben zu erhalten.24. Februar 2022 um 01:35 Uhr #67279BulliForenmitgliedWinter sind leider nicht nur warm, sondern in der Erde auch feucht. Es akkumuliert sich kein Schnee auf dem Boden, sondern es sickert immer etwas Wasser in die Erde.
Es wurde in der Vergangenheit beobachtet, dass im Frühling nach einem warmen und feuchten Winter weniger Hummeln zu finden sind. Es wurde gemutmaßt, dass zuviel Nässe zur Verpilzung führt, was zu weniger Königinnen im Frühjahr führen soll.
Winter ohne Frost bedeuten auch, dass die Nacktschnecken nicht mehr dezimiert werden. Sie fressen die Triebe von krautigen Blühpflanzen, die im Herbst einziehen. Die Pflanzen können nicht so viele Triebe schieben und sterben ab. Das führt zur Frage – Nacktschnecken bekämpfen oder Blühpflanzen nachkaufen. VG Bulli
24. Februar 2022 um 10:34 Uhr #67281MarthaForenmitglied- CH
- 545 m
@Bulli Nacktschnecken bekämpfen oder Blühpflanzen nachkaufen.
Ich sammle sie ein, besonders abends oder morgens sind sie vermehrt anzutreffen.
Vögel wie Amseln, Elstern, Stare lieben sie. Auch den nachtaktiven Tieren – Igel – z.B. schmecken sie.
Eine Chemiekeule würde ich nie einsetzen und einen 100% dauerhaften schneckenfreien Garten gibt es somit bei mir auch nicht.
24. Februar 2022 um 13:42 Uhr #67283Manfred HHForenmitglied- DE 22145
- 17 m
Im Hinblick auf die Nässe könnte ich mir vorstellen, dass eine Hummeln auch ersticken weil ihr Überwinterungsplatz voll Wasser läuft. Man sehen wie es dieses Jahr wird, der Februar hat bei mir jedenfalls die mit Abstand größte Regenmenge seit Beginn meiner Aufzeichnungen im Jahr 2004 gebracht.
Immerhin hatten wir um Weihnachten herum ein paar Tage strengen Nachtfrost, so dass die adulten Schnecken abgestorben sind. Wenn dies – wie in 2020 – nicht der Fall ist, fressen sie die Blüten fast aller Frühblüher ab.
26. Februar 2022 um 11:07 Uhr #67289BulliForenmitgliedHallo @Martha,
in einem anderen Forum hatte ich ein bisschen mehr zu den Schnecken geschrieben. In einem Jahr war ich locker 80 Nächte im Garten unterwegs und habe in einem Jahr fast fünfstellig gesammelt.
Dabei habe ich mich natürlich nur auf schädliche Schnecken konzentriert.
– Spanische Wegschnecken (Arion vulgaris)Es waren auch mal ein paar von denen dabei, die im Garten nichts großes anstellen:
– Gartenwegschnecken (Arion hortensis)(nur ca. 25 mm lang)
– Gewöhnliche Garten-Wegschnecke (Arion distinctus) (Schillert schön)
– Gewächshaus-Ackerschnecke (Deroceras invadens) (Nur am Komposthaufen, braucht Wärme)Man kann sie nachts beim Fressen erwischen und dann lernt man schnell, dass es nur ein paar nervige Arten sind, die den Schaden anrichten. Meist werden unschuldige Schnecken verteufelt. Habe die Spanische schon in 1,40 Metern Höhe an Fingerhüten gefunden. Auch „Fällarbeiten“ an Stengeln scheinen auf ihr Konto zu gehen, obwohl die hiesigen Mäuse auch an Stengeln hoch klettern.
Der Rest der Schnecken interessiert nicht und machte auch nur ca. 4 % der Population aus. Die meisten Gehäuseschnecken hier sind sowieso reine Algenvertilger und lieben veralgte Objekte aus Beton oder Zement. Weinbergschnecken hatte ich in dem einem Jahr nur zwei. Die habe ich umgesetzt.
Sammeltipp: Wenn es um 17 oder 18 Uhr aufhört zu regnen, lohnt es sich zwischen 22:00 Uhr (Frühling) bzw. 23:00 Uhr (Sommer) und 2:00 Uhr zu sammeln. Ich habe immer so lange gemacht, bis ich auf einer Runde keine Schnecke mehr gefunden habe.
Im Jahr danach wurde mit der chemischen Keule angefangen. Ich habe sofort gemerkt, in welchem Areal mit der Chemie gearbeitet wurde. Außerdem scheinen sich die hiesigen Mäuse für die Körner zu interessieren. Im Umkreis von aktiven Mauslöchern sind die Körner schnell weg. Also soooo schlimm kann das Zeug nicht sein. Die Reviere der Gehäuseschnecken werden natürlich nicht „bekornt“. Das wäre sinnlos. Die sollen weiter ihre Algen abraspeln. Es geht nur um die Pflanzen, die von Spanischer Wegschnecke und Gartenschnecke verwüstet werden.
Ich glaube nicht, dass die Spanische Wegschnecke von Vögeln oder Igeln gefressen werden. Dafür braucht’s Laufgänse, wenn ich richtig informiert bin. Bei der Gartenwegschnecke könnte ich es mir noch vorstellen, weil die hier immer zahlreich im Mulch unter den Bäumen vorhanden sind, wo die Amseln ständig herum hüpfen. Sie erreichen nie wirklich übermäßige Populationen. Aber einen Kopfsalat kriegen sie trotzdem klein.
@Manfred HH
hier ist im Februar fast die doppelte Menge Regen gefallen wie im Monatsdurchschnitt.
@all
Inzwischen blüht die Azalee wunderschön rosa. Und jetzt kommt Nachtfrost. Ich versuche sie mit Decken und einer Laterne am blühen zu halten. Normalerweise stellt sie die Nektarproduktion nach einem Nachtfrost ein. Das Infrarotthermometer zeigte -4 bis -7 Grad auf den Decken, wohingegen ein normales Thermometer nur -2 Grad zeigte. Keine Ahnung, was das wieder bedeutet.
Unten auf dem ersten Bild seht ihr vier Pflanzen von Digitalis purpurea. Zwei kleine wurden im Winter komplett aufgefressen (unten-mitte und unten rechts), die Große hat nur noch die Blattrippen (mitte) und die Mittelgroße versucht es mit einem Neuaustrieb (unten links). Keine wird dieses Jahr blühen.
Auf dem zweiten Bild ist eine ehemals sehr üppige Pflanze, von der ich einen oder zwei 2 Meter Stengel erwartete.
Das dritte Bild zeigt vermutlich die Spur eines Yetis im Gras mit Raureif. *grins*
PS:
Mäuse lieben Schneckenkorn als Beifutter. Ein tolles Lockmittel für Mausefallen.26. Februar 2022 um 15:52 Uhr #67293UeliForenmitglied- CH-5000
- 370 m
@Bulli: bemerkenswert, deine Ausdauer bei der Schneckenjagd. Was aber machst du mit dem Sammelgut?
2. März 2022 um 23:49 Uhr #67422BulliForenmitgliedHallo @Ueli,
in den Gefrierschrank und am Tag vor der Müllabfuhr in die Restmülltonne.
VG Bulli
3. März 2022 um 11:30 Uhr #67430MarthaForenmitglied- CH
- 545 m
Warme Winter können auf die Ökosysteme verheerende Folgen haben, wenn bestimmte Pflanzen früher als damals blühen.
Hummeln z.B., die ihren Winterschlaf im Laufe der Evolution auf das jeweilige Entwicklungsstadium bestimmter Pflanzen angepasst haben, müssen dann ohne sie auskommen, da das „Timing“ auf einmal nicht mehr stimmt.Gestern habe ich die erste Hummel beobachten können, die an den lilafarbenen Krokussen Nektar suchte. Die gelben wurden verschmäht, warum auch immer. Primeln blühen auch, aber das schien sie nicht zu interessieren. Also fragte ich mich, ob sie von der Natur aus nur auf eine bestimmte Farbe programmiert wurde.
3. März 2022 um 14:54 Uhr #67433BulliForenmitgliedHallo @Martha,
die gelben Krokusse haben IMHO keinen Nektar. Sie werden durch auseinanderpflanzen der Pflanzenhaufen verbreitet. Bei den weißen und blauen wird Nekar erzeugt, darum verbreiten sie sich von selbst.
So hat mir das jedenfalls jemand erklärt.
Die Hummeln hier sind so wählerisch, dass sie vielleicht nur ein Viertel der hiesigen weißen und blauen Krokussen besuchen.Primeln und hohe Schlüsselblumen sind hier noch nicht am Start. Die sind hier eher für leichtere Hummeln (Ackerhummeln), Frühlingspelzbienen und Wollschweber.
VG Bulli
3. März 2022 um 17:55 Uhr #67449MarthaForenmitglied- CH
- 545 m
@Bulli Danke, ist ja sehr interessant. Wollschweber hatte ich letzte Saison zu Hauf, sie griffen vor allem Wildbienen an, die nach einer Attacke nicht mehr fliegen konnten. Ich überlegte jedesmal, ob ich einer solchen Biene über die „Regenbogenbrücke“ helfen soll.
4. März 2022 um 16:24 Uhr #67473BulliForenmitgliedHallo @Martha,
ui, das ist für mich überraschend.
Kann es sein, dass du Wollschweber und Wollbiene verwechselst?
Ein aggressives Verhalten habe ich bei Wollschwebern jedenfalls nicht gesehen.Wollbienen haben hier so ihre Probleme. Sie haben so ihre Pflanzen, die sie mögen. Wenn die nicht da sind, sind sie nicht da. Oder sie knubbeln sich am einzigen Standort in der Gegend.
VG Bulli
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