Wachsmotte
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30. Juni 2021 um 13:10 Uhr #63527MarylouForenmitglied
- DE 41363
- 61 m
@Gnutzi63
Die Größe der aufgefundenen Wachsmotten spricht in dieser Jahreszeit für ca. zwei bis drei Wochen Entwicklungszeit, wie @osmia schon anmerkte, d.h. sie sind ausgewachsen und würden sich als Nächstes einen Verpuppungsplatz suchen.
Der Einsatz von Bt. hilft in diesem Wachsmottenstadium leider nicht mehr. Das Hummelnest sollte von weiteren Wachsmottenlarven befreit und in einen neuen Nistkarton umgebettet werden. Infos hierzu stehen ebenfalls in dem schon geposteten Link.
Die Idee als Vogelfutter ist gut, sofern man die Wachsmottenlarven vor der gezielten Verfütterung grundsätzlich mit Cutter oder Schere durchschneidet. Macht man das nicht, können sie den Vögeln entkommen und robben schnell an einen geschützten, dunklen Platz, wo sie in Sicherheit sind und sich anschließend verpuppen können.
Wachsmottenlarven sind äußerst lichtscheu. Sie fressen bevorzugt von unten am Hummelnest, daher sind sie selten oben auf dem Nistmaterial zu sehen, außer sie sind (ausgewachsen) bereits auf der Suche nach einem Verpuppungsplatz.
Bei 50 bisher gefundenen Wachsmottenlarven ist der Schaden am Hummelnest schon beträchtlich. Unter dem Hummelnest und im Nistmaterial dürften noch weitere, auch kleinere Wachsmottenlarven sein.
Ich würde das Hummelnest jetzt komplett in einen neuen Nistkarton umbetten, alle sichtbaren Wachsmottenlarven an den Hummel-Tönnchen mit einer Pinzette entfernen, das Hummelnest mit Bt. besprühen (hierbei bitte die Nektartöpfchen abdecken), und das Nest im neuen Nistmaterial nach 10 Tagen nochmals mit Bt. behandeln.
Ist nicht so schwierig, wie es sich anhört.Nach den Geschlechtstieren sammeln die Hummeln weiterhin, kümmern sich und versorgen das Nest, in welchem Brutzellen mit weiteren Hummellarven vorhanden sind, die auf Versorgung und das Schlüpfen warten. Für ein auch noch in der Folgezeit aktives Hummelvolk im Nistkasten ist es daher umso bedauerlicher, wenn dazu geraten wird, wenig oder nichts mehr zu unternehmen.
Ein die Hummel-Geschlechtstiere begleitender oder nachfolgender Wachsmottenbefall und eine wissentlich durch Nichtbehandlung des Hummelvolkes geduldete Wachsmottenaufzucht auf Kosten eines lebendigen, aber durch die Wachsmottenlarven dann schnell und jämmerlich verendenden Hummelstaates entspricht aus meiner Sicht nicht dem Sinn des Hummelschutzes, zumal das Hummelvolk ohne Wachsmottenlarven noch weitere zwei bis drei Monate existieren könnte.
Ergänzend hierzu noch die Aussage von Eberhard von Hagen: „Es erweist sich als sehr vorteilhaft, wenn man Hummelvölker, die ihren Höhepunkt überschritten haben und deren Brutproduktion und -pflege fast abgeschlossen ist, mit einer Zuckerlösung füttert. Die hierdurch gewonnene Kohlenhydratenergie und die damit erzeugte Wärme veranlassen die noch vorhandenen Arbeiterinnen, wieder auszufliegen, um ausschließlich Pollen zu sammeln. Dies stellt eine gute Voraussetzung dafür dar, dass die Altkönigin erneut Eier legt, denn Blütenstaub ist eine unentbehrliche Nahrung für die aus den Eiern schlüpfenden Larven. Es werden wieder Geschlechtstiere erzeugt und bei ausreichender Bewärmung durch die noch vorhandenen Arbeiterinnen ggf. auch Drohnen und Jungköniginnen ausschlüpfen. Damit ist dann ein größeres Potential an überwinterungsfähigen Jungköniginnen geschaffen.“
Zudem haben Dave Goulson und sein Team durch Forschungsarbeiten festgestellt, dass Hummelvölker unter einer erschreckend hohen Mortalitätsrate durch Prädatoren und Parasiten leiden, sodass viele früh sterben. Zahllose Königinnen, die im Frühjahr versuchen, einen Hummelstaat zu gründen, kommen nicht durch. Es gelingt daher nur sehr wenigen, ein großes und gesundes Volk aufzuziehen. Diese wenigen Völker produzieren glücklicherweise viele Königinnen, wodurch die große Mehrzahl der Hummelvölker, die dies nicht schaffen, kompensiert wird.
Dave Goulson führt weiter aus, dass dies auf eine fein austarierte Balance hinweist, so dass jeder Faktor, der die Mortalitätsrate auch nur ein klein wenig erhöht, eine Hummelspezies rasch zum Untergang verdammen kann (O-Ton Dave Goulson).30. Juni 2021 um 15:23 Uhr #63531Gnutzi63ForenmitgliedBeitragserstellerDanke für die genaue Beschreibung. Ich bin zu dem Thema neu und im Umgang verunsichert. Wenn ich das ganze Nest neu umbetten würde, kann ich es dann umdrehen um von unten die Larven abzusammeln?
30. Juni 2021 um 15:33 Uhr #63532FrederikForenmitglied- DE 53347
- 136 m
@Gnutzi63
Umdrehen würde ich es nicht, da sonst der gesamte Nektarvorrat aus den Wachstönnchen läuft.
Ich würde es vielmehr hochheben und die Unterseite von Larven befreien.
Ich bin da aber noch nicht so erfahren, da ich bei meinen bisherigen drei Nestern glücklicherweise noch keine Probleme mit Wachsmotten hatte/habe.
Viele Grüße, Frederik
30. Juni 2021 um 15:35 Uhr #63533osmiaForenmitglied- 30539
- 80m
Umdrehen ist eine schlechte Idee, dann läuft der Nektar aus den Töpfchen.
Ich habe das Hummelnest auf ein Grillrost gelegt. Dieses lag auf Blumentöpfen. So konnte ich die Mottenlarven absammeln und auch das Nest (von unten) einsprühen.
30. Juni 2021 um 18:49 Uhr #63546MarylouForenmitglied- DE 41363
- 61 m
@Gnutzi63 Trotz Anwesenheit hier war ich nicht wirklich anwesend, sorry, aber Deine Frage wurde zwischenzeitlich auch schon sehr schnell beantwortet.
Gucke mal bitte in Deine E-Mails, dort ist eine Nachricht.30. Juni 2021 um 19:28 Uhr #63547MarthaForenmitglied- CH
- 545 m
Ich frage mich nur, wieso immer mit Gift in den Kreislauf der Natur eingreifen, wenn es anders rum auch geht.
30. Juni 2021 um 20:26 Uhr #63553Gnutzi63ForenmitgliedBeitragserstellerDanke für eure zum Teil sehr ausführlichen Berichte und E-Mails. Tolle Gruppe
1. Juli 2021 um 08:19 Uhr #63581DorisForenmitglied- DE 39624
- 38 m ü. NHN
@marylou: Ich erinnere mich an Deine Ausführungen bzgl. Wachsmotten vom vergangenen Jahr. Du hast alles Mögliche unternommen, um die Viecher aus den Nestern zu kriegen. Und das mit großem Erfolg. Ich glaube, dass Die Hummeln bei Dir fast bis zum Wintereinbruch unterwegs waren. Und durch das Zufüttern ist dies auch gelungen. Und kleine Wärmematten haben den Hummeln auch anscheinend gut getan. Also Dein Bericht ist praxisnah und kampferprobt. Danke dafür.
@Martha: Manchmal hilft nichts anderes als Bt. Und wenn ich nur hier bei uns an die Aktionen mit Eichenprozessionsspinnern denke. Da werden Fadenwürmer auf die Bäume gesprüht in der Hoffnung, dass diese den Raupen den Garaus machen können. Kostet einen Haufen Geld. Hat aber nichts gebracht. Zum Teil musste der Elbe-Radweg gesperrt werden, weil die Eichen so stark befallen waren, dass es für die Radler gesundheitsschädigend war, unter den Bäumen zu radeln. Ich vertrete die Meinung: Wenn schon, dann richtig und möglichst dauerhaft bekämpfen. Und genauso sollte man auch die Wachsmotten im Hummelnest bekämpfen.
Wenn ich Hummeln ein Nest anbiete muss ich auch dafür Sorge tragen, dass es sich vernünftig und Ungezieferfrei entwickeln kann.1. Juli 2021 um 09:19 Uhr #63582janfoModerator- DE 34233
- 246 m
Da ich nicht ausschließen kann, dass die von den Bacillus thuringiensis-Stämmen produzierten Bt-Toxine sich durch die Flugaktivität der Hummeln oder die Luft o.Ä. auf Blüten und anderswo ausbreiten, verwende ich es nicht. Die Auswirkungen sind sehr oft gar nicht absehbar, da die Natur und die Vernetzung des Lebens zu komplex ist.
Es macht für mich keinen Sinn auf der einen Seite alles zu tun um Schmetterlinge anzulocken und Raupenfutterpflanzen zu setzten und dann mit Bt zu hantieren. In der Natur gibt es solche unnatürlichen Eingriffe nicht, die Hummeln sind evolutionär an ihre Feinde angepasst. Ich arbeite mit Wachsmottenklappe und Nestkontrollen, gegebenenfalls absammeln von Raupen. Für das Überleben und die Reproduktion der Hummeln spielen solche Eingriffe meiner Meinung nach keine Rolle, da bringt es mehr auf die Pflanzenvielfalt acht zu geben.
Die Anzahl der Hummeln die in Nistkästen gehalten werden, im Vergleich zur Gesamtpopulation und der Anzahl der durch solche Eingriffe eventuell zusätzlich entwickelten Jungköniginnen ist wohl im Promillebereich anzusiedeln.
Da hat jeder seine eigene Herangehensweise, ich kritisiere auch nicht wenn jemand so vorgehen will. Ich sehe mich aber trotzdem als Hummelschützer.
1. Juli 2021 um 11:41 Uhr #63583Manfred HHForenmitglied- DE 22145
- 17 m
@ Doris
Solange ich eine Nistgelegenheit nur anbiete und sonst nichts weiter tue, d.h. die Hummelkönigin sich den Kasten selber aussucht, brauche ich mich nicht weiter um das Nest zu kümmern, sonst müsste ich ja auch anfangen mich um Vögel in Vogelnistkästen zu kümmern oder um Igel, den ich einen Unterschlupf anbiete.
Vielleicht ist ein ungezieferfreies Nest ja auch ein Teil des Wachsmottenproblems.
@ Marylou
Die Aussage von Eberhard von Hagen würde ich sehr kritisch hinterfragen. Selbst wenn die Altkönigin noch leben sollte, stellt sich folgendes Problem: Von der Eiablage bis zur Schlupf einer Jungkönigin dauert es 27 Tage und damit dürfte die verbleibende Restlebensdauer der Sammlerinnen nicht ausreichend sein um noch einmal Jungköniginnen aufzuziehen.
1. Juli 2021 um 11:47 Uhr #63584MarthaForenmitglied- CH
- 545 m
@Doris Nicht dass ich kalten Herzens die Hummeln durch die Motten und deren Gespinst krepieren lasse, wie das hier gerne dargestellt wird, dazu sind sie mir viel zu lieb. Nur die Vorgehensweise ist anders.
Manchmal hilft nichts anderes als B.t., so Deine Aussage. Da bin ich bei Dir. Das Wörtchen „manchmal“ gefällt mir nämlich dann, wenn die Motte zu früh ins Nest eingedrungen ist. Das heisst, wenn noch keine Geschlechtstiere hervorgebracht wurden, dann ist die Anwendung von B.t. sicher gerechtfertigt. Aber dann bitte vorschriftsgemäss mit Wasser verdünnt. Das Mittel ist dazu gedacht, die Waben damit zu besprühen. Nektartöpfchen unbedingt abdecken, denn oral eingenommen kann bei Hummeln schwere Schäden hervorrufen.
Dass aber ein Hummelnest geradezu ungezieferfrei sein muss, also sozusagen steril, ist nicht meins. Denn ein solches Nest beinhaltet immer zu viel Gift. Da ist alles bicobello.1. Juli 2021 um 11:58 Uhr #63585HP 22927Forenmitglied- DE 22927
- 50 m
@janfo, sehr gut und überzeugend argumentiert. Ich arbeite auch mit Hummelklappe. Zusätzlich habe ich seit Anfang Mai jeden Abend den Eingangsbereich (nicht die Stellen, mit denen die Arbeiterinnen in Berührung kommen) mit Lavendelöl benetzt. Zudem wurden die Ränder des Deckels mit Zedernholzöl bestrichen. Bis heute habe ich noch keine Wachsmotte bzw. Made entdecken können.
Meiner Meinung nach sollten wir der Natur nicht zu sehr ins Handwerk pfuschen, als Naturfreund schon garnicht mit Chemie. Davon haben wir schon mehr als genug in der Umwelt.
Wenn wir es den Hummeln durch die Nistkästen (für die sie sich ja selbst entschieden haben) ermöglichen, Geschlechtstiere zu erschaffen, haben wir – wenn auch nur einen kleinen – Beitrag zur Populationsstärkung in unserem Gebiet geleistet.
LG aus 22927
HP
1. Juli 2021 um 13:24 Uhr #63586MarthaForenmitglied- CH
- 545 m
Ich glaube auch, dass Hummel- und Naturschutz eher nichts mit B.t. zu tun hat, die Gründe wurden bereits angeführt.
Alle Hummelfeinde zu verfolgen, das wäre falsch verstandener Naturschutz.2. Juli 2021 um 07:19 Uhr #63591DorisForenmitglied- DE 39624
- 38 m ü. NHN
Ich weiß, dass viele Hummelfreunde was weiß ich nicht alles so tun, um beispielsweise Ameisen den Zutritt zum Hummelnest zu verwehren. Ständerwerk, Leimringe, Wasserschalen o.ä. Das müsste ja dann auch nicht sein, wenn ich einen Kasten anbiete und dann den Rest der Natur überlassen will.
Ich räume nach jeder Saison meine Vogelnistkästen aus und bereite sie für das nächste Jahr vor.
Auch bekommen meine Igel im Herbst eine Zufütterung, damit evtl. noch etwas kleinere Igel gut durch den Winter kommen.
Auch meinen Wespenkasten mache ich sauber im Winter.
Jeder hat eben seine eigene Herangehensweise und seine eigene Sichtweise.
Vielen Dank für all Euer Feedback.
2. Juli 2021 um 08:47 Uhr #63596janfoModerator- DE 34233
- 246 m
Hallo Doris,
Die Absicherung gegen Ameisen stellt für mich keinen Konflikt mit dem Naturschutz dar. Habe ich bei meinen Kästen zwar nicht gemacht, da bisher bei mir keine Probleme mit Ameisen aufgetreten sind. Sollten Ameisen allerdings das Nest finden, werde ich sie auch umleiten und für Schutz sorgen.
Ich füttere auch Igel im Herbst und mache die Vogelnistkästen/Hummelkästen sauber. Außerdem füttere ich dauerhaft Vögel und in der Brutzeit nochmal speziell mit lebenden Buffalowürmern. In meinen Augen ist der Mensch dafür verantwortlich, dass es zu wenige Insekten gibt für z.B. Igel und Vögel, um die verbliebenen Insekten und die Igel/Vögel zu unterstützen füttere ich zu. All das macht meines erachtens Sinn.
Nur BT werde ich nicht einsetzen. Ein Thema, worüber man lange diskutieren kann und wo es auch schon andere Threads gibt. Ich lasse jedem seine Sichtweise, will nur meine Argumente ins Feld führen. Für mich gehören die Wachsmotten genauso dazu wie die Hummeln, sie sind aufeinander evolutionär angepasst und Wachsmotten stellen für mich keine große Gefahr dar, solange sie nicht schon sehr früh das Nest befallen.
viele Grüße
Jan
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