Wachsmotte

  • Dieses Thema hat 75 Antworten sowie 14 Teilnehmer und wurde zuletzt vor vor 3 Jahren, 2 Monaten von traufblechtraufblech aktualisiert.
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  • #63527
    Marylou
    Forenmitglied
      • DE 41363
      • 61 m

      @Gnutzi63

      Die Größe der aufgefundenen Wachsmotten spricht in dieser Jahreszeit für ca. zwei bis drei Wochen Entwicklungszeit, wie @osmia schon anmerkte, d.h. sie sind ausgewachsen und würden sich als Nächstes einen Verpuppungsplatz suchen.

      Der Einsatz von Bt. hilft in diesem Wachsmottenstadium leider nicht mehr. Das Hummelnest sollte von weiteren Wachsmottenlarven befreit und in einen neuen Nistkarton umgebettet werden. Infos hierzu stehen ebenfalls in dem schon geposteten Link.

      Die Idee als Vogelfutter ist gut, sofern man die Wachsmottenlarven vor der gezielten Verfütterung grundsätzlich mit Cutter oder Schere durchschneidet. Macht man das nicht, können sie den Vögeln entkommen und robben schnell an einen geschützten, dunklen Platz, wo sie in Sicherheit sind und sich anschließend verpuppen können.

      Wachsmottenlarven sind äußerst lichtscheu. Sie fressen bevorzugt von unten am Hummelnest, daher sind sie selten oben auf dem Nistmaterial zu sehen, außer sie sind (ausgewachsen) bereits auf der Suche nach einem Verpuppungsplatz.

      Bei 50 bisher gefundenen Wachsmottenlarven ist der Schaden am Hummelnest schon beträchtlich. Unter dem Hummelnest und im Nistmaterial dürften noch weitere, auch kleinere Wachsmottenlarven sein.

      Ich würde das Hummelnest jetzt komplett in einen neuen Nistkarton umbetten, alle sichtbaren Wachsmottenlarven an den Hummel-Tönnchen mit einer Pinzette entfernen, das Hummelnest mit Bt. besprühen (hierbei bitte die Nektartöpfchen abdecken), und das Nest im neuen Nistmaterial nach 10 Tagen nochmals mit Bt. behandeln.
      Ist nicht so schwierig, wie es sich anhört.

      Nach den Geschlechtstieren sammeln die Hummeln weiterhin, kümmern sich und versorgen das Nest, in welchem Brutzellen mit weiteren Hummellarven vorhanden sind, die auf Versorgung und das Schlüpfen warten. Für ein auch noch in der Folgezeit aktives Hummelvolk im Nistkasten ist es daher umso bedauerlicher, wenn dazu geraten wird, wenig oder nichts mehr zu unternehmen.

      Ein die Hummel-Geschlechtstiere begleitender oder nachfolgender Wachsmottenbefall und eine wissentlich durch Nichtbehandlung des Hummelvolkes geduldete Wachsmottenaufzucht auf Kosten eines lebendigen, aber durch die Wachsmottenlarven dann schnell und jämmerlich verendenden Hummelstaates entspricht aus meiner Sicht nicht dem Sinn des Hummelschutzes, zumal das Hummelvolk ohne Wachsmottenlarven noch weitere zwei bis drei Monate existieren könnte.

      Ergänzend hierzu noch die Aussage von Eberhard von Hagen: „Es erweist sich als sehr vorteilhaft, wenn man Hummelvölker, die ihren Höhepunkt überschritten haben und deren Brutproduktion und -pflege fast abgeschlossen ist, mit einer Zuckerlösung füttert. Die hierdurch gewonnene Kohlenhydratenergie und die damit erzeugte Wärme veranlassen die noch vorhandenen Arbeiterinnen, wieder auszufliegen, um ausschließlich Pollen zu sammeln. Dies stellt eine gute Voraussetzung dafür dar, dass die Altkönigin erneut Eier legt, denn Blütenstaub ist eine unentbehrliche Nahrung für die aus den Eiern schlüpfenden Larven. Es werden wieder Geschlechtstiere erzeugt und bei ausreichender Bewärmung durch die noch vorhandenen Arbeiterinnen ggf. auch Drohnen und Jungköniginnen ausschlüpfen. Damit ist dann ein größeres Potential an überwinterungsfähigen Jungköniginnen geschaffen.“

      Zudem haben Dave Goulson und sein Team durch Forschungsarbeiten festgestellt, dass Hummelvölker unter einer erschreckend hohen Mortalitätsrate durch Prädatoren und Parasiten leiden, sodass viele früh sterben. Zahllose Königinnen, die im Frühjahr versuchen, einen Hummelstaat zu gründen, kommen nicht durch. Es gelingt daher nur sehr wenigen, ein großes und gesundes Volk aufzuziehen. Diese wenigen Völker produzieren glücklicherweise viele Königinnen, wodurch die große Mehrzahl der Hummelvölker, die dies nicht schaffen, kompensiert wird.
      Dave Goulson führt weiter aus, dass dies auf eine fein austarierte Balance hinweist, so dass jeder Faktor, der die Mortalitätsrate auch nur ein klein wenig erhöht, eine Hummelspezies rasch zum Untergang verdammen kann (O-Ton Dave Goulson).

      #63531
      Gnutzi63
      Forenmitglied
      Beitragsersteller

        Danke für die genaue Beschreibung. Ich bin zu dem Thema neu und im Umgang verunsichert. Wenn ich das ganze Nest neu umbetten würde, kann ich es dann umdrehen um von unten die Larven abzusammeln?

        #63532
        Frederik
        Forenmitglied
          • DE 53347
          • 136 m

          @Gnutzi63

          Umdrehen würde ich es nicht, da sonst der gesamte Nektarvorrat aus den Wachstönnchen läuft.

          Ich würde es vielmehr hochheben und die Unterseite von Larven befreien.

          Ich bin da aber noch nicht so erfahren, da ich bei meinen bisherigen drei Nestern glücklicherweise noch keine Probleme mit Wachsmotten hatte/habe.

          Viele Grüße, Frederik

          #63533
          osmia
          Forenmitglied
            • 30539
            • 80m

            Umdrehen ist eine schlechte Idee, dann läuft der Nektar aus den Töpfchen.

            Ich habe das Hummelnest auf ein Grillrost gelegt. Dieses lag auf Blumentöpfen. So konnte ich die Mottenlarven absammeln und auch das Nest (von unten) einsprühen.

            #63546
            Marylou
            Forenmitglied
              • DE 41363
              • 61 m

              @Gnutzi63 Trotz Anwesenheit hier war ich nicht wirklich anwesend, sorry, aber Deine Frage wurde zwischenzeitlich auch schon sehr schnell beantwortet.
              Gucke mal bitte in Deine E-Mails, dort ist eine Nachricht.

              #63547
              Martha
              Forenmitglied
                • CH
                • 545 m

                Ich frage mich nur, wieso immer mit Gift in den Kreislauf der Natur eingreifen, wenn es anders rum auch geht. :ja:

                #63553
                Gnutzi63
                Forenmitglied
                Beitragsersteller

                  Danke für eure zum Teil sehr ausführlichen Berichte und E-Mails. Tolle Gruppe :bravo:

                  #63581
                  Doris
                  Forenmitglied
                    • DE 39624
                    • 38 m ü. NHN

                    @marylou: Ich erinnere mich an Deine Ausführungen bzgl. Wachsmotten vom vergangenen Jahr. Du hast alles Mögliche unternommen, um die Viecher aus den Nestern zu kriegen. Und das mit großem Erfolg. Ich glaube, dass Die Hummeln bei Dir fast bis zum Wintereinbruch unterwegs waren. Und durch das Zufüttern ist dies auch gelungen. Und kleine Wärmematten haben den Hummeln auch anscheinend gut getan. Also Dein Bericht ist praxisnah und kampferprobt. Danke dafür.

                    @Martha: Manchmal hilft nichts anderes als Bt. Und wenn ich nur hier bei uns an die Aktionen mit Eichenprozessionsspinnern denke. Da werden Fadenwürmer auf die Bäume gesprüht in der Hoffnung, dass diese den Raupen den Garaus machen können. Kostet einen Haufen Geld. Hat aber nichts gebracht. Zum Teil musste der Elbe-Radweg gesperrt werden, weil die Eichen so stark befallen waren, dass es für die Radler gesundheitsschädigend war, unter den Bäumen zu radeln. Ich vertrete die Meinung: Wenn schon, dann richtig und möglichst dauerhaft bekämpfen. Und genauso sollte man auch die Wachsmotten im Hummelnest bekämpfen.
                    Wenn ich Hummeln ein Nest anbiete muss ich auch dafür Sorge tragen, dass es sich vernünftig und Ungezieferfrei entwickeln kann.

                    #63582
                    janfo
                    Moderator
                      • DE 34233
                      • 246 m

                      Da ich nicht ausschließen kann, dass die von den Bacillus thuringiensis-Stämmen produzierten Bt-Toxine sich durch die Flugaktivität der Hummeln oder die Luft o.Ä. auf Blüten und anderswo ausbreiten, verwende ich es nicht. Die Auswirkungen sind sehr oft gar nicht absehbar, da die Natur und die Vernetzung des Lebens zu komplex ist.

                      Es macht für mich keinen Sinn auf der einen Seite alles zu tun um Schmetterlinge anzulocken und Raupenfutterpflanzen zu setzten und dann mit Bt zu hantieren. In der Natur gibt es solche unnatürlichen Eingriffe nicht, die Hummeln sind evolutionär an ihre Feinde angepasst. Ich arbeite mit Wachsmottenklappe und Nestkontrollen, gegebenenfalls absammeln von Raupen. Für das Überleben und die Reproduktion der Hummeln spielen solche Eingriffe meiner Meinung nach keine Rolle, da bringt es mehr auf die Pflanzenvielfalt acht zu geben.

                      Die Anzahl der Hummeln die in Nistkästen gehalten werden, im Vergleich zur Gesamtpopulation und der Anzahl der durch solche Eingriffe eventuell zusätzlich entwickelten Jungköniginnen ist wohl im Promillebereich anzusiedeln.

                      Da hat jeder seine eigene Herangehensweise, ich kritisiere auch nicht wenn jemand so vorgehen will. Ich sehe mich aber trotzdem als Hummelschützer.

                      #63583
                      Manfred HH
                      Forenmitglied
                        • DE 22145
                        • 17 m

                        @ Doris

                        Solange ich eine Nistgelegenheit nur anbiete und sonst nichts weiter tue, d.h. die Hummelkönigin sich den Kasten selber aussucht, brauche ich mich nicht weiter um das Nest zu kümmern, sonst müsste ich ja auch anfangen mich um Vögel in Vogelnistkästen zu kümmern oder um Igel, den ich einen Unterschlupf anbiete.

                        Vielleicht ist ein ungezieferfreies Nest ja auch ein Teil des Wachsmottenproblems.

                        @ Marylou

                        Die Aussage von Eberhard von Hagen würde ich sehr kritisch hinterfragen. Selbst wenn die Altkönigin noch leben sollte, stellt sich folgendes Problem: Von der Eiablage bis zur Schlupf einer Jungkönigin dauert es 27 Tage und damit dürfte die verbleibende Restlebensdauer der Sammlerinnen nicht ausreichend sein um noch einmal Jungköniginnen aufzuziehen.

                         

                        #63584
                        Martha
                        Forenmitglied
                          • CH
                          • 545 m

                          @Doris    Nicht dass ich kalten Herzens die Hummeln durch die Motten und deren Gespinst krepieren lasse, wie das hier gerne dargestellt wird, dazu sind sie mir viel zu lieb. Nur die Vorgehensweise ist anders.
                          Manchmal hilft nichts anderes als B.t., so Deine Aussage. Da bin ich bei Dir. Das Wörtchen „manchmal“ gefällt mir nämlich dann, wenn die Motte zu früh ins Nest eingedrungen ist. Das heisst, wenn noch keine Geschlechtstiere hervorgebracht wurden, dann ist die Anwendung von B.t. sicher gerechtfertigt. Aber dann bitte vorschriftsgemäss mit Wasser verdünnt. Das Mittel ist dazu gedacht, die Waben damit zu besprühen. Nektartöpfchen unbedingt abdecken, denn oral eingenommen kann bei Hummeln schwere Schäden hervorrufen.
                          Dass aber ein Hummelnest geradezu ungezieferfrei sein muss, also sozusagen steril, ist nicht meins. Denn ein solches Nest beinhaltet immer zu viel Gift. Da ist alles bicobello.

                           

                          #63585
                          HP 22927
                          Forenmitglied
                            • DE 22927
                            • 50 m

                            @janfo, sehr gut und überzeugend argumentiert. Ich arbeite auch mit Hummelklappe. Zusätzlich habe ich seit Anfang Mai jeden Abend den Eingangsbereich (nicht die Stellen, mit denen die Arbeiterinnen in Berührung kommen) mit Lavendelöl benetzt. Zudem wurden die Ränder des Deckels mit Zedernholzöl bestrichen. Bis heute habe ich noch keine Wachsmotte bzw. Made entdecken können.

                            Meiner Meinung nach sollten wir der Natur nicht zu sehr ins Handwerk pfuschen, als Naturfreund schon garnicht mit Chemie. Davon haben wir schon mehr als genug in der Umwelt.

                            Wenn wir es den Hummeln durch die Nistkästen (für die sie sich ja selbst entschieden haben) ermöglichen, Geschlechtstiere zu erschaffen, haben wir – wenn auch nur einen kleinen – Beitrag zur Populationsstärkung in unserem Gebiet geleistet.

                            LG aus 22927

                            HP

                            #63586
                            Martha
                            Forenmitglied
                              • CH
                              • 545 m

                              Ich glaube auch, dass Hummel- und Naturschutz eher nichts mit B.t. zu tun hat, die Gründe wurden bereits angeführt.
                              Alle Hummelfeinde zu verfolgen, das wäre falsch verstandener Naturschutz.

                               

                              #63591
                              Doris
                              Forenmitglied
                                • DE 39624
                                • 38 m ü. NHN

                                Ich weiß, dass viele Hummelfreunde was weiß ich nicht alles so tun, um beispielsweise Ameisen den Zutritt zum Hummelnest zu verwehren. Ständerwerk, Leimringe, Wasserschalen o.ä. Das müsste ja dann auch nicht sein, wenn ich einen Kasten anbiete und dann den Rest der Natur überlassen will.

                                Ich räume nach jeder Saison meine Vogelnistkästen aus und bereite sie für das nächste Jahr vor.

                                Auch bekommen meine Igel im Herbst eine Zufütterung, damit evtl. noch etwas kleinere Igel gut durch den Winter kommen.

                                Auch meinen Wespenkasten mache ich sauber im Winter.

                                Jeder hat eben seine eigene Herangehensweise und seine eigene Sichtweise.

                                Vielen Dank für all Euer Feedback.

                                #63596
                                janfo
                                Moderator
                                  • DE 34233
                                  • 246 m

                                  Hallo Doris,

                                  Die Absicherung gegen Ameisen stellt für mich keinen Konflikt mit dem Naturschutz dar. Habe ich bei meinen Kästen zwar nicht gemacht, da bisher bei mir keine Probleme mit Ameisen aufgetreten sind. Sollten Ameisen allerdings das Nest finden, werde ich sie auch umleiten und für Schutz sorgen.

                                  Ich füttere auch Igel im Herbst und mache die Vogelnistkästen/Hummelkästen sauber. Außerdem füttere ich dauerhaft Vögel und in der Brutzeit nochmal speziell mit lebenden Buffalowürmern. In meinen Augen ist der Mensch dafür verantwortlich, dass es zu wenige Insekten gibt für z.B. Igel und Vögel, um die verbliebenen Insekten und die Igel/Vögel zu unterstützen füttere ich zu. All das macht meines erachtens Sinn.

                                  Nur BT werde ich nicht einsetzen. Ein Thema, worüber man lange diskutieren kann und wo es auch schon andere Threads gibt. Ich lasse jedem seine Sichtweise, will nur meine Argumente ins Feld führen. Für mich gehören die Wachsmotten genauso dazu wie die Hummeln, sie sind aufeinander evolutionär angepasst und Wachsmotten stellen für mich keine große Gefahr dar, solange sie nicht schon sehr früh das Nest befallen.

                                  viele Grüße

                                  Jan

                                Ansicht von 15 Beiträgen – 16 bis 30 (von insgesamt 76)
                                • Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.