Steingärten … Versiegelung des Bodens?

  • Dieses Thema hat 6 Antworten sowie 6 Teilnehmer und wurde zuletzt vor vor 1 Jahr, 5 Monaten von ChristineChristine aktualisiert.
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  • #79197
    Bulli
    Forenmitglied

      Hallo zusammen,

      in NRW wird der Kampf gegen Steingärten forciert. Sie sollen:

      – Den Boden versiegeln.
      – Kein Regenwasser aufnehmen.
      – Kanalisation belasten.
      – Gegen die Bauordnung sein.

      Gegen den Trend aus den USA, wo die Umwandlung von Grünflächen zu Steingärten mit Sukkulenten-Bepflanzung finanziell gefördert wird, ist die Sichtweise hier ganz anders. Einige Gemeinden im Ruhrgebiet fördern das Entfernen der Steine finanziell.

      Ich verstehe nicht, warum die Behörden behaupten Steingärten würden keinen Regen versickern.
      Das müsste nach meiner Meinung einen wasserundurchlässigen Unterbau erfordern wie z. B. eine Tiefgarage, Teichfolien o. ä.

      Ganz abgesehen davon, dass eine helle Steinschicht auf der Erde das Albedo verbessert im Vergleich zu schierer Erde. Die Verdunstung der Bodenfeuchte wird auch verhindert, was den wenigen Bäumchen/Büschen auf so einer Fläche zu gute kommt. Ich diesen Hype gegen Steingärten komisch.

      Warum sollen Steingärten den Boden versiegeln und die Kanalisation belasten?

      Der Unterbau eines Steingartens ist ein wasserduchlässiges Fleece gegen Durchwurzelung, auf das Steine gelegt werden.

      Was blockiert den Regen?

      Was übersehe ich?

      Ich wohne nicht weit von Feldern, die bei Starkregen regelmäßig eine dicke Schlammschicht auf den Straßen hinterlassen. Da sagt doch auch keiner, dess es sich bei den Feldern um Bodenversiegelung handelt und die Kanalisation überfordert wird.

      Und ist schiere braune Erde wirklich eine schönere Alternative?

      Bin ratlos.

      VG Bulli

      #79220
      janfo
      Moderator
        • DE 34233
        • 246 m

        Hallo Bulli,

        Dass da kein Regenwasser mehr durchkommt sehe ich auch nicht. Was man aber sicher sagen kann ist, dass es die Umgebungstemperatur und Verdunstung negativ beeinflusst. Eine Fläche die mit Pflanzen und Moos bewachsen ist kann wesentlich besser Feuchtigkeit speichern, Sonne reflektieren und erzeugt durch Wasserverdunstung –> Verdungstungskälte kühlere Umgebung. Außerdem bieten Pflanzen natürlich für Tiere einen weitaus besseren, vielfältigeren Kleinlebensraum als Steine.

        Was ich auch sagen muss ist, dass in einem Schottergarten keine Wildbienen nisten können. 70% der Wildbienenarten nisten im Boden, dieser Boden ist für die Bodennistenden Lebewesen gewissermaßen versiegelt. Braue Erde ist da tatsächlich extrem wertvoll. Wobei die nicht lange so roh und unbewachsen bleiben wird.

        Aus den Gründen begrüße ich es, dass gegen Steingärten vorgegangen wird. Zumal es ja oft keine Steingärten sind die viele einheimische Pflanzen beinhalten, das wäre wieder wertvoll. Ich habe ja auch Steinhaufen im Garten die man auch als Steingarten bezeichnen kann. Aber zwischen diesem Steingarten und denen die negative Eigenschaften haben besteht ein gravierender Unterschied. Leider sind die trostlosen Steinwüsten in den Vorgärten in der Mehrzahl.

        lg Jan

        #79227
        Lutz S
        Forenmitglied
          • DE 34225
          • 225 m

          Hallo Jan, ich war auch schon am überlegen, etwas ziemlich in die Rtg. deiner Worte zu schreiben.

          Hinzufügen möchte ich noch, dass ja die oft Intention, einen Steingarten anzulegen in der Regel aus dem Gedanke „Pflegeleicht“ entspringt.

          Wir haben hier in der Straße ein Haus mit einem Steingarten, also komplett um das ganze Haus herum, ja ist top gepflegt, hier und da ein kleiner grüner Fleck, aber 90% der Fläche ist ansonsten tot.

          Weiter kenne ich ein Neubaugebiet im Nachbarort, da bin ich eine Weile lang immer eine Straße lang gefahren (zu meiner Oma im Seniorenwohnsitz) welche in einem Mischgebiet liegt. links der Straße Wohnhäuser, rechts Kita, Schule, Seniorenheim). Die linke Seite beim hereinfahren, alles top gepflegte Pflaster und Steinwüsten, klar auch hier der eine oder andere grüne Kleks, aber irgendwie steril. So empfinde ich es zumindest.

          Gerade ja auch die Benutzung des Vlieses unter den Steinen soll ja den Wuchs von „Unkräutern“ verhindern, oder zumindest stark bremsen. Genau hier krankt der Gedanke leider. Alles was im Garten – auch früher in meinen Gedanken – als Unkraut „weg muss“ – sollte eher massiv Raum erhalten, wachsen zu dürfen.

          Klar, auf Geh/Fahrwegen (Garagenzufahrt, Eingangsweg) möchte man den Wuchs in den Pflasterfugen nicht gern haben, das geht mir ebenso.

          Von daher einzelne kleine Steininseln als Blickfang oder bewusste „Sonderinsel“ für entsprechende Pflanzen sind gewiss OK, wenn das drumherum nicht tot ist.

          Soweit mein Teil zu diesem Thema, welches bestimmt sehr kontrovers quer durch die Bevölkerung gesehen wird.
          Ich hoffe es setzen sich die Nicht-Steinwüsten-Liebhaber durch.

          VG Lutz

          #79238
          Christian
          Forenmitglied
            • A-4800, 4851
            • 420, 510 m

            Stein- und Rasenwüsten landesweit unvorstellbar großer Flächen, genauso wie Monokulturen, noch mehr Straßen und auch zusammen gerechnet 100e, wenn nicht 1.000e km „Friedhofshecken Thujen“, gehören für mich zusammen und sind ein Hauptübel für den Artenschwund. Bewusstseinsbildung, aber auch die Politik wäre gefordert. Meine pointierte persönliche Meinung. Beste Grüße! Christian

            #79239
            HP 22927
            Forenmitglied
              • DE 22927
              • 50 m

              Steingärten sind das Übelste, was man der Natur antun kann. Eine asphaltierte Straße ist da auch nicht schlimmer. Da hilft auch kein Pflanzkübel mit Geranien oder Hortensien. Wir haben gerade eine 15m lange und 3m tiefe Koniferenhecke entfernt (6m hoch) und sind dabei, heimische, insektenfreundliche Büsche und Stauden zu pflanzen. War zudem echte Landgewinnung. Das nur als Ergänzung zu Chrstian’s Ausführungen. Eine Fläche unter einer sehr großen Korkenzieherhasel haben wir mit blaublühendem Immergrün zuwachsen lassen. Ist völlig pflegeleicht und frei von anderen, unerwünschtem Bewuchs. Eine echte Alternative zu Steinwüsten….

              #79242
              Lutz S
              Forenmitglied
                • DE 34225
                • 225 m

                Hallo @HP 22927 , ist vielleicht etwas Off topic hier, aber ein kurze Frage zum Immergrün, ich nehme an du meinst Vinca (minor/major).

                Ich habe diese auch im Garten, am Wall zur Lärmschutzwand. Dort gedeiht sie prächtig, aber nur in dem Bereich welcher fast vollschattig ist. Der Wall verläuft in Nord-Süd-Rtg., von links (Nord) vollschattig über Halbschatten  nach rechts (Süd) Vollsonne.

                In den Halbschatten gibt es einige Vortriebe, diese aber seit Jahren schon sehr spärlich und nicht wirklich weiter Raumgreifend.

                Auf dem Gelände meines Arbeitgebers gibt es auch einige Flächen die komplett mit Vinca bewachsen sind und sehe da auch regelmäßig recht viele Hummeln.

                Ich hatte eigentlich vor, diesen Wall bei mir möglichst unbearbeitet zu lassen und hatte gehofft, dass die Vinca sich da weiter ausbreitet. Wie gesagt, irgendwie will das leider nicht und es wuchert eher anderes hohes/sehr hohes Kraut. Hast Du eine Idee, wie ich der Vinca da behilflich sein kann?

                VG Lutz

                 

                #79256
                Christine
                Forenmitglied
                  • DE 26789
                  • 3,90 m NN

                  Moin in die Runde,

                  ich kann mich Christian und HP nur anschließen:

                  Schottergärten sind ökologisch völlig wertlos, ein Anschlag auf die Artenvielfalt und das Klima!

                  Diese Flächen sind mit  Vlies oder Bändchengewebe oder komplett wasserundurchlässigen Folien zum Boden hin zumindest teil-versiegelt. Die Steinauflagen führen zudem zu stark verdichteten Böden, da lebt nichts mehr drin, die Bodenfruchtbarkeit geht verloren. Durch die Verdichtung kann das Regenwasser nicht mehr aufgenommen werden und steht dann auf den Flächen oder läuft in die Kanalisation ab.

                  Dabei gibt es so wundervoll bepflanzte, artenreiche Gärten, die Kiese unterschiedlicher Körnungen oder andere mineralische Materialien zur Andeckung oder als Substrat verwenden. Natürlich ohne Trennlage! Der lockere und warme, wasserdurchlässige Untergrund ist z.B. prima geeignet für Präriestauden, viele Steingartenstauden, Wildstauden und Blütenstauden, die sich gerne ausbreiten können und vielfältige Nahrung und Unterschlupf für Insekten bilden..

                  Ich bin Landschaftsarchitektin und musste das jetzt grad hier mal schreiben….

                  Liebe Grüße und ein gutes Hummel-Wochenende!

                  P.S. Bei meinen Baumhummeln machen Drohnen grad „Jagd“ auf die Jungköniginnen ;) .

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