Hummelhausbelüftung
- Dieses Thema hat 15 Antworten sowie 8 Teilnehmer und wurde zuletzt vor vor 2 Jahren, 8 Monaten von HP 22927 aktualisiert.
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AutorBeiträge
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11. März 2022 um 20:49 Uhr #67605HP 22927Forenmitglied
- DE 22927
- 50 m
An alle Hummelfreunde,
ich bin aktuell auch erst im 3. Jahr. Gehöre aber nicht zu denen, die ohnen sich Gedanken zu machen der Herde hinterherlaufen.
Ich lese immer wieder, daß das HH gut belüftet sein soll. Dies hat zur Folge, daß Belüftungslöcher erforderlich sind. Diese müssen wiederum gegen die Wachsmotten geschützt werden. Also feine Gaze davor, Leimringe o.ä. anbringen, Lavendelduft u.s.w.
Ich habe mich gefragt, was passiert in einem natürlichen Hummelnest mit vielleicht 400 Individuen in einem verlassenen Mäusebau. Der Zulauf kann durchaus 100 cm betragen und ein 2. Ausgang ist sicher nicht immer vorhanden. Kein Kamineffekt. Ersticken die armen Tiere?
Jetzt meine Frage an die glücklicherweise immer mehr werdenden Hummelliebhaber:
Ist schon jemandem ein Volk erstickt?
Sicherlich etwas provokant – bin leider kein Spurläufer. Aber keine Sorge – ich gefährde keine Hummeln.
Einen schönen Restabend und lG
HP
11. März 2022 um 22:10 Uhr #67606janfoModerator- DE 34233
- 246 m
Ich finde es macht durchaus Sinn sich an der Natur zu Orientieren und Erkenntnisse gewinnen zu wollen.
Erfahrungen mit Hummelvölkern ohne Belüftung habe ich nicht gesammelt, habe ich auch nicht vor bewusst herbeizuführen, wie wohl jeder hier. Denn Fakt ist, dass eine Belüftung vorteilhaft ist.
Ich denke, dass ein Mäusebau auch über Belüftungsgänge verfügt. Meist sind die Baue recht verzweigt und haben mehrere Ein/Ausgänge. Würde aber nicht ausschließen, dass es auch Ausnahmen gibt.
Ich wundere mich immer, wie die Hummeln draußen mit der Feuchtigkeit zurechtkommen. Es versickert zwar oder die Nester sind günstig gelegen, aber wenn es mehrere Tage stark regnet was ja ab und zu mal vorkommt ist es schon erstaunlich wie die Völker diese Situationen durchstehen.
11. März 2022 um 23:10 Uhr #67608BulliForenmitgliedHallo @<span class=“bbp-author-name“>HP 22927</span>,
die Königinnen der Hummelarten mit großen Nestern buddeln ein Luftloch, wenn keins vorhanden ist. Dieses verstopfen sie mit viel Material.
Ist dieser Luftstrom zu groß und kühlt zu sehr das Nest, wird der Bereich außerhalb des Nests durch den zuviel Luft strömt mit Baumaterial zugekleistert. Darum bei Nestgründungen, bei wenigen Arbeiterinnen und tiefen Temperaturen den Anzuchtkasten nutzen.
Eine große Lüftung ist aber nicht wegen des Kohlendioxids so überdimensioniert, sondern wegen der Feuchtigkeit und Wärme.
Die oberirdischen Nistkästen haben mehrere große Nachteile, was die Feuchtigkeit betrifft:
– Hummeln mögen ca. 65% rel. Luftfeuchte
– Je heißer der Tag, um so heißer das Nest und um so mehr Nektar muss gesammelt werden. In jedem Milliliter Nektar sind 0,5 bis 0,85 Milliliter Wasser, die die Hummeln ins Nest einbringen. Die Luftfeuchte steigt.
– Luftfeuchte muss irgendwie aus der Nestluft entfernen werden. In der Natur macht das die kühle trockene Erde (vergleiche: Hygroskopie von Baumaterialien), in der das Nest eingebettet ist. Sie entzieht feuchter Nestluft den Wasserdampf. So bleibt die Nestfeuchte bei ca. 70 % rel. Luftfeuchte. Die Erde leitet die Feuchtigkeit zur nächsten Wurzel und damit ist sie weg.Anders ist es im oberirdischen Nistkasten. Dort nimmt das Holz zwar auch Luftfeuchte auf (Hygroskopie), aber irgendwann ist es voll und muss sie wieder raus lassen. Das passiert in der Hauptsache Morgens bis Mittags, wenn die Luftfeuchte der Umgebungsluft ca. 50 bis 60 % rel. Luftfeuchte hat.
Es gibt Nistkästen, die traditionell nur wenig und kleine Lüftungslöcher vorgesehen haben. Ich weiß nicht, wie die Luftfeuchte darin geregelt wird. Allerdings ist bekannt, dass ein verschimmelndes Nest erst spät in der Saison auftritt und die Hummeln anscheinend keine Probleme mit Schimmelsporen in ihrem Atemsystem haben.
Ein weiterer Grund für eine großzügige Belüftung sind die heißen Sommer. Ab 28 Grad im Schatten geht’s den Hummenl im Kasten nicht besonders gut, weil die Brut geschädigt werden kann. Die Überlegung ist, je besser die Lüftung, um so weniger Temperaturdifferenz zwischen Außenlufttemperatur und Nesttemperatur. Um so später braucht man erst das Nest mit Kühlakkus und nassen Decken gegen noch mehr Hitze zu schützen.
Um noch mal auf das Ersticken zurück zu kommen.
Irgendein Gas können die Hummeln wahrnehmen. Ich komme aber gerade nicht drauf, ob es das Kohlendioxid oder ein anderes Gas ist.Mach dir keine Sorgen wegen der Hummeln in der Natur. Wenn die in einer Zwangslage sind, graben die großen Individuen mit ihren Mandiblen durch die Erde.
VG Bulli
12. März 2022 um 08:54 Uhr #67609osmiaForenmitglied- 30539
- 80m
CO2 sollen die Hummeln merken. Deswegen soll man nicht ins Nest atmen.
Blattläuse nehmen das CO2 der Atemlusf auch war. Wer sich mal nen Spaß machen will pustet die Blattläuse an. Ein Großteil der Läuse lässt sich dann fallen. (Damit sie nicht unbeabsichtigt von Weidetieren gefressen werden.)
12. März 2022 um 10:53 Uhr #67611HP 22927ForenmitgliedBeitragsersteller- DE 22927
- 50 m
Moin Bulli,
vielen lieben Dank für deine umfangreichen Ausführungen. Werde diese für meine Belüftungsüberlegungen nutzen.
Hast du das mal so eben „runtergeschrieben“? – Respekt!!!
Viele Grüße aus dem Norden
HP
12. März 2022 um 11:25 Uhr #67612MarthaForenmitglied- CH
- 545 m
Hummeln benötigen im Verhältnis zu ihrer Grösse viel sauberen Sauerstoff, sonst machen sie schlapp, so habe ich das mal irgendwo gelesen.
Eine sehr gute Belüftung ist nach meiner Meinung unabdingbar.Erdhummeln nisten bis zu 1,50 Meter tief unter der Erde in Mäusenester, die schlauen Mäuse nisten oft an einem Hang, da gibt es auch kaum Stauwasser und wie schon berichtet, haben Mäuse verschiedene Ausgänge, Sauerstoff wird da genügend hinkommen.
12. März 2022 um 15:34 Uhr #67620BulliForenmitgliedDanke @osmia,
ja.
Die bodennistenden Arten reagieren mit Verteidigung (Bisse mit Mandibelen, Stiche) oder Flucht (Aufheizzeit der Flugmuskulatur bei 28 °C Nistraumtemp. = wenige Sekunden), wenn eine Prädatorin ihre Schnauze in die Nistkugel steckt.
VG Bulli
PS:
Eine verklebte Wachsmottenklappe ist nach meiner Meinung ein schlimmeres Hindernis als ein von einem Pferdehuf zugedrückten Einflugloch in der Natur. Meine Meinung.
12. März 2022 um 17:49 Uhr #67625UeliForenmitglied- CH-5000
- 370 m
Wie ist das mit der Luftzufuhr bei den unterirdischen Schwegler-Kästen? Gibt’s da mehr Öffnungen ausser der Einlaufröhre?
12. März 2022 um 17:57 Uhr #67626MarthaForenmitglied- CH
- 545 m
Nein, hat nur den einen Ein/Ausgang, ist eben Menschenwerk.
12. März 2022 um 23:56 Uhr #67629BulliForenmitgliedHallo,
zum Thema diese Studie:
Collective control of nest climate parameters in bumblebee coloniesNach dieser Studie zum Nestklima (3 Indikatioren: Luftfeuchte, CO2-Gehalt, Temperatur) reagieren die Hummeln mit Fächeln auf zu viel CO2.
Bei 3.2 % CO2 wird so viel gefächelt wie bei 30°C Nesttemperatur.Ich denke, dadurch wird auch ein unterirdischer Schwegler belüftet.
VG Bulli
13. März 2022 um 18:48 Uhr #67659Hummelfreund FranzForenmitglied- DE 46487
- 22 m
@ HP22927
Natur ist eine Sache, und Nistkasten eine ganz andere, wenn die Hummel genug natürliche Nester finden, dann nehmen Sie keine Nistkästen an. Die Natur kann man nicht nachmachen, oder ist sehr kostspielig. In eine Hummelnistkasten ist eine gute Belüftung ist A und O , ohne die funktioniert es nicht, die Hummel verschimmeln, oder werden gekocht. Meine Erfahrung nach, so groben Maschenweite wählen dass die Motte nicht durch kommen kann, die durch die Gitter gelegte Eier bzw. geschlüpfte Larven müssen gehindert werden das die im Nest gelangen. Ich habe mehrmals darüber geschrieben wie ich das gelöst habe. Man muss nicht unbedingt Technik verwenden, das geht auch einfach, eine sehr hohe Wachsmottenlarven Abwehr einzubauen .
Liebe Grüße Franz
13. März 2022 um 21:10 Uhr #67664Manfred HHForenmitglied- DE 22145
- 17 m
@ Bulli,
in den oberirdischen Schweglerkästen herrscht eine relativ konstante Luftfeuchtigkeit von75-80%, selber mehrfach beim Monitoring der Kästen als Dauermessung gemessen.
14. März 2022 um 14:44 Uhr #67676HP 22927ForenmitgliedBeitragsersteller- DE 22927
- 50 m
Hallo Franz,
danke für die Hinweise. Werde bei einem HH noch eine Lüftung nachrüsten. Material habe ich. Nur eine Frage zur Larvenbekämpfung der Wachsmotte. Um die Öffnung sollte man innen einen „Leimring“ o.ä. anbringen. Was eignet sich am besten? Wenn die Larven dort kleben bleiben, sterben sie schnell ab? Wie oft muß erneuert werden?
Sind doch 3 Fragen geworden….
LG
HP
14. März 2022 um 18:16 Uhr #67677Hummelfreund FranzForenmitglied- DE 46487
- 22 m
@HP 22927
meine Hummelnistkasten haben einen Klimaaufsatz und Luft Austritt ist nur in eine Stelle, die einfachste Ausführung ist eine abnehmbare HT Rohr (siehe Bild) innen kommt auf ca. 2 cm Breite eine Klebeschicht aus Bullran 45 oder Raupenleim, da bleiben die geschlüpfte kleine Wachsmottenlarven kleben bis die verhungern. Wenn zu viele Larven sind, kann sich eine Brücke bilden, also muss regelmäßig kontrollieren und die Larven entfernen. Beide Produkte bleiben klebrig der ganzen Saison durch, die Handhabung ist nicht einfach.
LG Franz
14. März 2022 um 18:39 Uhr #67681Hummelfreund FranzForenmitglied- DE 46487
- 22 m
@ Stefan
hallo Stefan, habe ein Bild aus Versehen zweimal hoch geladen und könnte nicht mehr löschen
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