Antwort auf: Hummelsaison 2024
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Hallo liebe Hummelfreunde,
ich wollte auch nochmal etwas zu dem Thema schreiben.
Wie die meisten von euch wissen verfolge ich ja auch den möglichst naturnahen Ansatz und vermeide menschliche Eingriffe. Um diesen Standpunkt etwas näher zu erläutern will ich meine grundlegenden Überlegungen kurz schildern, wichtig dabei ist, dass ich andere Sichtweisen damit nicht abwerten möchte sondern einfach zur Diskussion und zum Nachdenken anregen möchte, genauso wie Hummelfreunde die mehr tun (zufüttern, heizen, kühlen, Einsatz von Bt […]) nicht den naturnäheren Ansatz abwerten sollten (was ich aber hier glücklicherweise noch nicht gelesen habe).
Sicherlich spielen auch in meinen Überlegungen Gedanken wie von @Insektenfreund geäußert eine Rolle bei denen es um evolutionäre Prozesse geht, Stichwort „survival of the fittest“ Hummeln müssen sich wie alle Lebewesen dem Kampf ums Überleben stellen und profitieren genetisch davon. Und eine Selektion des Menschen welche Art/Population besonders profitieren soll sehe ich kritisch weil man zwangsläufig das lokale Ökosystem beeinflusst. Die Hummeln müssen ihre Eigenständigkeit bewahren können bzw. in ihrer Eigenständigkeit gefördert werden.
Ein anderer Aspekt ist, dass wir als Individuen ja nur eine begrenzte Lebenszeit haben. In unserer Lebensspanne können wir dem ein oder anderen Hummelvolk helfen mehr Geschlechtstiere hervorzubringen, man muss aber realistisch bleiben dass es für die Art an sich keine messbaren Auswirkungen geben wird. Wenn unsere Lebenszeit vorbei ist, sind die Hummelvölker ja auch wieder auf sich, ihre evolutionär erworbenen Fähigkeiten und die natürlichen Gegebenheiten angewiesen sofern die nächsten Generationen nicht immer wieder den selben Aufwand betreiben (bis es keine Menschen mehr gibt?). Die Maßnahmen die wir treffen sollten also immer nachhaltig sein.
Wir können uns dafür einsetzen, dass dem Thema Insektenschutz mehr Aufmerksamkeit zuteil wird und auch zukünftige Generationen den Wert der Natur und dem vielfältigen Leben, gerade auch für das Menschliche (über)leben erkennen. Bildung, Forschung und Öffentlichkeitsarbeit, Engagement in den Gemeinden etc. wie es einige hier im Forum betreiben sind also sehr wichtig. Was ebenfalls weit über unsere Lebenszeit hinaus wirken kann ist das anpflanzen von heimischen Pflanzen die teilweise von sich aus schon eine lange Lebensspanne haben, sich aber auch über Samen ausbreiten werden. Die richtigen Pflanzen zu setzen kann also gar nicht hoch genug eingeschätzt werden auch für viele andere Lebewesen die davon profitieren.
Ein weiterer Punkt der insbesondere das Zufüttern aber auch den Einsatz von Bt betrifft:
Wir wissen nicht um die extrem komplexen und unerforschten Auswirkungen die solche Eingriffe gegebenenfalls haben können. Nektar ist etwas völlig anderes als Zuckerwasser und in seiner Zusammensetzung und Vielfalt (unterschiedlicher Pflanzenarten) sicher essentiell für ein gesundes Hummelvolk und gesunde Nachkommen.
Bei Bt kann man meiner Meinung nach nicht ausschließen, dass beispielsweise Schmetterlingsraupen damit in Kontakt kommen oder es nicht doch noch unerforschte Nebenwirkungen auf andere Spezies hat, auch greift hier generell die vorher ausgeführte Überlegung dass die Art als solches auch ohne diese menschlichen Eingriffe überlebensfähig sein muss bzw. der menschliche Verstand und die beobachtungsgabe nicht ausreicht um die Auswirkungen vollumfänglich abzuschätzen.
Mein Schluss ist, dass ich es für mich persönlich vertretbar finde einen künstlichen Nistkasten zu nutzen, das Nest im Hochsommer zu kühlen, die Wachsmottenklappe zu nutzen, auf Wachsmotten zu kontrollieren und die Larven ggf. manuell zu entfernen, und auch in absoluten Notsituationen zuzufüttern (was bisher nicht vorgekommen ist).
Generell verfolge ich aber eher den Ansatz natürliche Nistmöglichkeiten zu schaffen, den Garten möglichst strukturreich zu gestalten, keine Herbizide, Insektizide oder künstliche Düngemittel zu verwenden, Mäusen ein Zuhause zu bieten, Unordnung zuzulassen und wo es nur geht heimische Pflanzen (auch mit Blick auf den Klimawandel) zu setzen. Die Videos die ich erstelle, sehe ich als meine Art der „Öffentlichkeitsarbeit“.
Ich denke wir können uns hier auf viele gemeinsame Nenner einigen und letztlich geht es uns allen um das selbe.
Also lasst uns gemeinsam im respektvollen Austausch das Thema voranbringen im Interesse des Naturschutzes.
lg Jan