Antwort auf: Hummelsaison 2024

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Markus HibbelerMarkus Hibbeler
Forenmitglied
Beitragsersteller
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    @SabineB Zum Öffnen des Nestes ist kein Werkzeug notwendig. Das geht einfach mit den Händen. Die Hummeln reagieren viel mehr auf Erschütterungen als auf das nach dem Öffnen einfallende Licht. Sie lassen sich, wenn man die Nestkontrollen entsprechend vorsichtig durchführt, gar nicht stören und fliegen nicht bzw. kaum ab. Falls das doch der Fall ist, ist auch das kein Problem, da in aller Regel nur diejenigen Arbeiterinnen abfliegen (Sammlerinnen und Wächterinnen), die vorher einen Orientierungsflug gemacht haben und wissen, wo ihr Nest ist. Sie werden wiederkommen.

    Ich hatte im letzten Jahr einen Fall, wo eine Arbeiterin der Dunklen Erdhummel bei einer Nestkontrolle abgeflogen ist, die danach Probleme hatte, den Eingang zu finden. Vielleicht ist sie aus Angst abgeflogen, ohne vorher einen sauberen Orientierungsflug gemacht zu haben. Ich habe sie dann vorsichtig mit der Einsetzehilfe aufgenommen und durch den Eingang wieder in den Kasten krabbeln lassen. Wenn das nicht funktioniert, kannst du sie vorsichtig fangen, das Glas mit der Hummel für 20 Minuten in den Kühlschrank stellen, damit sie klamm wird und die Hummel danach aufs Kapok legen und den Kasten wieder schließen. Mit der Methode bringe ich auch Hummeln, die nach Umsiedlungen am nächsten Tag um den ursprünglichen Nistplatz fliegen, zu ihrem neuen Neststandort. Das kommt aber, wie bereits geschrieben, sehr selten vor.

    Das sind meine persönlichen Erfahrungen. Erfahrungsgemäß kamen letztes Jahr trotz Mottenklappe und Lavendeleinsatz immer wieder auch Motten in die Kästen. Wir wohnen am Ortsrand, wo Motten häufig vorkommen. Deshalb haben sich zehn bis 14-tägige Nestkontrollen bei mir bewährt. Ja, leichte Schäden kann man dabei verursachen, weshalb Vorsicht die Mutter der berühmten Porzellankiste ist. Vor allem bei größeren Nestern besteht die Gefahr, Pollensilos umzustoßen, die in die Wachsschicht eingearbeitet sind. Dasselbe gilt für Larven, die sich im Wachs befinden.

    Auch kann es sein, dass das Nest besonders tief im Kasten liegt. Ich hatte schon den Fall, dass Hummeln ihr Nest im Kleintierstreu angelegt hatten. Nestkontrollen hätten unweigerlich dazu geführt, dass Streu direkt auf die Hummeln, vor allem in die Nektartöpfchen, gefallen wäre. Ich habe deshalb bei dem Nest auf Nestkontrollen verzichtet. Prompt wurde es von Motten befallen, was ich an Gespinsten im Einlaufrohr gesehen habe. Ich habe dann das Nest geöffnet, es mit Bt behandelt und es so gerettet. Jeder muss das für sich selbst abwägen. Ich finde gelegentliche Nestkontrollen besser als ansonsten evtl. ein ganzes Volk zu verlieren.

    Von Art zu Art gibt es auch im Verhalten große Unterschiede: entscheidend für die Reaktion der Hummeln ist neben der Art der Nestkontrollen die Hummelart und der Status des Nestes. Fliegt erst die erste Generation Arbeiterinnen, sind Nestkontrollen bei allen Arten kein Problem. Nester von Wiesen- und Ackerhummeln sowie der langrüssligen Arten kann man jederzeit auch ohne Stechschutz kontrollieren. Erd- und Baumhummeln reagieren gerade bei stärkeren Nestern und wenn Geschlechtstiere vorhanden sind, schnell aggressiv, weshalb ich hier einen Stechschutz empfehle.

    Achte zudem darauf, dass du beim Öffnen des Nestes nicht eine auf dem Rücken liegende Arbeiterin berührst und so gestochen wirst. Irgendwann automatisiert sich alles.

    Fragen finde ich super, sie nerven nie, dafür ist das Forum ja da. Nur so lernt man selbst und Andere etwas. Und wie bereits geschrieben: das sind meine persönlichen Erfahrungen ohne Anspruch auf die absolute Richtigkeit.

    Lieben Gruß

    Markus