Antwort auf: Hummelsaison 2023

#80803
Markus HibbelerMarkus Hibbeler
Forenmitglied
    • 26180
    • 17 m

    Hallo Leute,

    ich kopiere mal einen interessanten Facebook-Beitrag von Nahid Freudenberg, der die verkrüppelten Flügel einiger Hummeln erklärt. Vor ein paar Tagen gab es hier ja mal eine Diskussion um eine Steinhummel-Königin, die ähnliche Missbildungen an den Flügeln aufwies:

    „Foto vom 8.7.23. Eine unreife Steinhummel-Jungkönigin mit verkrüppelten Flügeln, vermutlich mit dem Deformed Wings Virus (DWV) infiziert und von den Arbeiterinnen aus dem Nest geworfen. Sämtliche Geschlechtstiere, die dieses Nest entläßt, werden den Virus tragen und weitergeben: Die Drohnen bei der Befruchtung, die Königinnen mit den Eiern. Ebenso alle Arbeiterinnen, die aus den Eiern schlüpfen -sie infizieren andere Hummel- und Honigbienenvölker über die Blüten.

    Steinhummeln (ebenso wie Baum- und Erdhummeln, also alle kurzrüsseligen Hummelarten) gehören zu den Hummelarten, die sehr oft mit dem Deformed-Wings-Virus infiziert werden. Stein-, Baum- und Erdhummeln haben etwa die gleiche (kurze) Rüssellänge wie Honigbienen, und besuchen deshalb auch die gleichen Blütenarten. Ebenso wie Honigbienen lieben sie Massentrachten und fliegen dafür kilometerweit. Virusübertragung durch Blüten, die zuvor durch infizierte Honigbienen besucht wurden, ist nachgewiesen: Fürst MA, McMahon DP, Osborne JL, Paxton RJ, Brown MJF, 2014: Disease associations between honeybees and bumblebees as a threat to wild pollinators. In: Nature 506, 364–366 (20 February 2014). doi:10.1038/nature12977
    Bis vor etwa 20 Jahren war der Virus bei Hummeln unbekannt. Die Honigbienen leben mit dem Virus seit 70-80 Jahren, da ist der Virus ubiquitär verbreitet, die Verluste bei den Völkern gering. Die Imker müssen damit leben, weil es eh keine Behandlung dagegen gibt.

    Das ist der Grund, warum ich im Garten darauf achte, keine größeren Flächen derselben Blütenpflanzen zu setzen. Honigbienen bevorzugen Massentrachten, und da es die in meinem Garten bislang nicht gab, sind meine Hummelnester bis zu diesem Sommer DWV-frei geblieben. Dies Jahr steht die neue Wildblumenwiese erstmals in voller Blüte, und wurde neben vielen Hummeln und Wildbienen leider auch von vielen Honigbienen besucht 🙁

    6 Imker in einem 600-Seelen-Dorf, mit jeweils bis zu 15 Kästen, und Gärten, die fast ausschließlich aus Thujen und Aufsitzmäherrasen bestehen (Imkergärten eingeschlossen) ist vielleicht doch etwas viel? Aber gesetzliche Grenzen gibts nur für Naturschutzgebiete.“

    Lieben Gruß aus Norwegen
    Markus