Antwort auf: Joe’s Gartensaison 2023

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JoBoJoBo
Forenmitglied
Beitragsersteller
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    Hallo in die Runde,

    nach langer Zeit wollte ich nochmal ein Update zur aktuellen Gartensaison machen. Es ist einiges passiert, aber uns fehlte leider die Zeit, alles aufzuarbeiten. Um ein bisschen Struktur in den Beitrag zu bekommen, nutze ich diesmal verschiedene Blöcke, angefangen natürlich mit unserer Hummelsaison.

    Die Hummel

    Insgesamt 4 von 7 Kästen konnte ich aktiv besetzen. Zwischen dem ersten und dem vierten Kasten lagen rund 4 Wochen. Leider hat es nur bei Erdhummeln funktioniert – eingesetzte Steinhummeln zeigten zwar ab und an einen kleinen Suchflug, zum Bleiben konnte ich sie aber nicht überreden. Ein Nest wurde relativ zügig, ohne erkennbaren Grund, verlassen. Der Vorratstopf, sowie die Brut wurde einfach zurückgelassen. Bei anschließenden Kontrollen konnte ich im Kasten auch eine Kuckuckshummel entdecken. Nicht verwunderlich, es gab Momente im Garten, wo zeitgleich 2-3 Kuckuckshummeln aktiv bei der Suche nach Nestern waren. So war es auch nur eine Frage der Zeit, bis eins unserer Erdhummelvölker okkupiert wurde. Ich hatte mich gewundert, warum der Flugverkehr deutlich zurück gegangen ist. Bei der Nestkontrolle konnten wir erstmal nichts außergewöhnliches feststellen, auch weil die Nester ziemlich gut mit Kapok bedeckt waren und wir nicht zu viel zerstören wollten. Wachsmotten konnten wir keine erkennen, deswegen hatten wir das Nest ruhen lassen. Umso größer war die Überraschung, als wir Anfang Juni bereits mehrere Jungköniginnen im Nest vorfinden konnten. Zirka 10-15, vermutliche Keuche Kukuckshummel-Königinnen, verließen dann auch Mitte Juni das Nest. Die anderen beiden Kästen, obwohl zeitgleich besetzt, haben große Entwicklungsunterschiede. Das eine Nest hatte auch bereits Mitte Juni schon Jungköniginnen am Ausgang. Aktivität im Nest ist zwar noch vorhanden, aber der Flugverkehr hat stark nachgelassen. Ganz im Gegensatz zum Nistkasten Nr. 3. Dort fliegen seit dieser Woche Jungköniginnen. Das Nest ist riesengroß, das Nistmaterial reicht nicht mehr aus, um die Brutkammer abzudecken. Hier kommt man bei der Nestkontrolle echt auf seine Kosten und hat super Einblicke in den Hummelstaat. Tatsächlich habe ich mir dabei auch schon den ersten Stich zugezogen, da eine kleine Hummel durch das Trenngitter gekommen ist und direkt angegriffen hat. Hätte nicht gedacht, dass das doch so gut zieht :D Alles in allem ist es viel besser als letztes Jahr gelaufen. Mit Hitze gab es bis jetzt gar keine Probleme, die Position an der Nordwand des Hauses scheint echt gut zu sein. Und auch, das die Kästen halb im Boden versenkt sind, wird sich positiv auswirken. Auch Wachsmotten sind bis jetzt nicht ins Innere gelangt. Außerhalb der Kästen konnte ich ab und zu welche sehen.

     

    Widbienen

    Die Nisthilfe für Hohlraumbewohner wurde von Anfang an gut angenommen. Angefangen von der gehörnten und rostroten Mauerbiene, wurden anschließend einige Bohrungen von Blattschneider-, Scheren- und Löcherbienen besiedelt. Allerdings hatten wir auch unfassbar viele Schmarotzer an der Nisthilfe. Sowohl Erz-, als auch Gold- und Faltenwespen waren ständige Besucher an der Nisthilfe. Auch Wollschweber und Taufliegen nutzen die große Wildbienen-Dichte für sich aus. Bin mal gespannt, wie sich das im nächsten Jahr auf die Wildbienen-Population auswirkt.

    Obwohl Anfang des Jahres einige meiner Locklöcher im Sandarium von Wildbienen bearbeitet wurden, konnte ich keine weitere Aktivität beobachten. Hier und da mal ein Loch, aber vieles stellte sich als Ameisenbau heraus. Die hatten heute großen Schwarmflug :D Außerdem konnte ich erstmals im Garten Bienenwölfe auf Blüten sichten. Eigentlich ja auch ein potentieller Nutzer des Sandariums.

    Auch die Wollbiene hat sich dieses Jahr endlich gezeigt – Wollziest und Muskateller-Salbei sei Dank. Nur auf die Holzbiene müssen wir anscheinend noch ein bisschen warten. Ich bin da aber sehr zuversichtlich, wenn man die Entwicklung des Gartens sieht und welche Tiere sich schon nach kurzer Zeit haben blicken lassen.

     

    Sonstige Insekten

    Auf unserem Fenchel durften wir dieses Jahr die Entwicklung von zwei Schwalbenschwanz-Raupen beobachten. Nachdem sie sich satt gefressen hatten, haben sie sich aber auch von der Futterpflanze entfernt. Glücklicherweise haben wir eine kurz vorm Verpuppen auf einer Lupine entdecken können. Denn nachdem sie sich fertig eingesponnen hatte, konnte man sie kaum von den Lupinen-Samenständen unterscheiden. Echt eine super Tarnung. Im Laufe der nächsten Woche rechnen wir mit dem Schlupf.

    Ganz besonders hat mich gerade aber eine andere Entdeckung in den Bann gezogen. Und zwar hat sich eine Hornissenkönigin im Eichhörnchenkobel niedergelassen. Diesen Holzkasten hatte ich letztes Jahr auf ca. 6 m Höhe in einer Robinie installiert – mit Kamera. Diese war aber bis vor kurzem aus, da sich kein Eichhörnchen hatten blicken lassen. Erst vor einer Woche hatten wir wieder Besuch vom Nussknacker. Jedenfalls löste dann relativ schnell der Bewegungsalarm aus und so konnten wir immer mal wieder ein Tier über die Linse huschen sehen. Da die Kamera aber vom Dach auf den Kobelboden gerichtet ist, konnte man das Nest, sowie die Insekten nicht wirklich bestimmen. Erst, als hier und da mal eine Hornisse auf den Boden des Nistkasten fiel, konnte man die Art bestimmen. Mittlerweile kann man auch mit ein bisschen Geduld, außerhalb des Nistkastens, Tiere beim Einflug beobachten. Nach Videoauswertung gehe ich von 3-5 Arbeiterinnen aus und hoffe, dass der kritische Teil der Gründung bereits abgeschlossen ist. Wir freuen uns jedenfalls riesig, hatte ich doch letztes Jahr im Garten häufiger beobachtet, wie Hornissen in Vogelkästen nach einem geeigneten Nistplatz suchten und ich schon drauf und dran war, einen Hornissenkasten zu bauen. Hier im Forum gab es ja auch einige Beiträge dazu.

     

    Vögel

    Die Schleiereule hat nur 2 mal in den Nistkasten am Dachboden reingeschaut. Dadurch, das die Schleiereule bei günstigen Mäusejahren über das Jahr verteilt über 15 Küken großziehen, kann man aber immer mit Tieren rechnen, die nach einem neuen Revier Ausschau halten.

    Der Zaunkönig hat tatsächlich 3 Jungtiere über unserer Terrasse aufgezogen und ist derweil an einem neuen Nest in einer zusammengebundenen Lupine beschäftigt – unmittelbar neben dem Schwalbenschwanz-Kokon :D bis jetzt scheint die Tarnung aber zu funktionieren.

    Besonders gefreut habe ich mich über die Sichtung eines Dompfaffs an unserer Ganzjahres-Futterstelle. Noch nie konnte ich einen Gimpel in freier Wildbahn sehen. Und auch die Sichtung von Kernbeisser und Stieglitz sind hier immer Highlights. Letzere werden aber immer häufiger, da wir viele Samenstände in unserem Staudenbeet stehen lassen. Die freuen sich bestimmt schon auf die wilden Karden, wenn die ausgeblüht sind :D

     

    Säugetiere

    Seit Anfang Juli haben wir wieder ein Eichhörnchen im Garten. Einen Monat später als letztes Jahr, wo zwischenzeitlich sogar zwei Tiere bei uns aktiv waren. Da unsere Walnussbäume und Haselnusssträucher noch nicht so viel tragen, habe ich soeben noch ein paar Nüsse in Futterqualität bestellt :D Ist auch gar kein Problem, das die Hornisse unseren Holzkasten geschnappt hat, wir haben bereits den selbstgebauten Kobel vom Eichhörnchen in einer hohen Eiche entdecken können. Seit 2 Tagen scheint es ihr aber zu warm zu sein, um zur Futterstelle zu kommen. Der Schweif schaut ab und an aus dem Kobel raus, aber die drückende Hitze wird ihr stark zusetzen. Vielleicht bleibt sie dieses Jahr – wir würden uns freuen.

    Mit der Überwachungskamera konnten wir auch wieder einen Marder ablichten. Dem Kot im Garten zu urteilen, streunt dieser ganz schön häufig hier herum.

    Seit mehreren Jahren haben wir Igel im Garten, so auch aktuell. Sehen tun wir meistens nur einen – den Lauten in der Nacht zu urteilen könnten es aber mehrere sein :D

    Das Mauswiesel haben wir schon länger nicht mehr gesehen, aber hier gäbe es genügend Mäuse zum Jagen. Auf einem Überwachungsvideo haben wir sogar abgefilmt, wie ein Turmfalke eine Maus im Sturzflug erbeutet hat. Eine hat es sich jetzt auch in einem unbewohnten Hummelkasten gemütlich gemacht.

     

    Flora

    Auch hier am Niederrhein kämpfen wir aktuell mit der Hitze und dem geringen Niederschlag. Gott sei Dank haben wir einen Garten-Wasserzähler, denn nur mit aufgestellten Regentonnen kommen wir nicht weit. Bei der Gießrunde für das Stauden-, und Gemüsebeet, sowie die Wildhecke und die Füllung der Bewässerungssäcke an der Streuobstwiese kommen schonmal schnell 2m³ Wasser zusammen.

    Ganz klares Highlight bei den Pflanzen waren dieses Jahr die Wilde Karde und die Natternköpfe. Unglaublich, wie viele Insekten sich an den Pflanzen tummeln. Aktuell sind die Edeldisteln auch sehr beliebt. Bald fängt auch die Honigesche an zu blühen, darauf bin ich auch sehr gespannt, ob sie ihrem Ruf als Bienenbaum gerecht wird.

    Ansonsten freuen wir uns dieses Jahr über ein paar Walnüsse, Edelkastanien und Zwetschgen. Kirschen sind keine hängen geblieben, aber dafür ein Haufen Mirabellen. Auch die Apfelernte wird dieses Jahr eher geringer ausfallen. Und die Kräuselkrankheit am Pfirsich haben wir mit dem Knoblauchsud auch nicht in den Griff bekommen. Im Herbst hatten wir noch 3 Tafeltrauben an der Südseite des Hauses gepflanzt – hier können wir uns über das Wachstum nicht beschweren…ich hab die Rankhilfe aus Edelstahl-Drahtseilen letzte Woche noch erweitern müssen und bin jetzt schon an der oberen Etage des Hauses angekommen.

    Teich

    Wir haben uns noch eine zweite Teichschale gekauft und einen Schattenteich, nebst Schattenbeet, angelegt. Um den unzähligen Mücken Herr zu werden, haben wir auch dort 3 Moderlieschen eingesetzt.

    Die Kaulquappen haben es nicht geschafft, ich denke sie sind gefressen worden. Dafür haben wir Nachwuchs bei den Moderlieschen und Libellenlarven. Wasserschnecken durften wir uns aus einem anderen Teich einsetzen.

    Im Nachhinein betrachtet ist das Anlegen eines Teiches, bzw. Bereitstellung von Wasser im Garten wirklich der „Gamechanger“ gewesen. Obwohl wir ja keine großen Teichschalen haben, aber es profitieren so viele Tiere davon. Und wenn wir Besuch mit kleinen Kindern bekommen, kann man ganz einfach mit einem Zaunelement den Teich überdecken.

     

    Das wars jetzt erstmal wieder von uns, wir hoffen ihr kommt alle unbeschadet durch diese Hitzeperiode 😉

    MfG

    Julia und Joe

     

    Als Anhang gibt’s diesmal …

    -Einblick in das Erdhummelnest und Gewimmel vorm Eingang – da wird sogar ab und an die Wachsmottenklappe ausgehebelt.

    -den Hornissenkobel, inkl. Video wo ich der Meinung bin, das die Königin auf den Kastenboden gefallen ist.

    -Schwalbenschwanz-Raupe und Kokon im Lupinen-Camouflage

    -Eichhörnchen