Antwort auf: Hummelsterben an meinem Hummelkasten

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AvatarBulli
Forenmitglied

    Hallo @Tibor-Gruetzke, Karmineffekt meint, dass man ein Rohr oben auf auf einen Raum aufpflanzt, in dem es wärmer ist als in der Umgebung. Beim unteren Loch macht man kein Rohr davor oder nur ein kurzes. Das Kaminrohr sollte also viel länger sein als das evtl. vorhandene Ansaugrohr. Wenn das Ansaugrohr 1 Meter lang sein muss, sollte das Kaminrohr höher als 1,5 Meter reichen. Damit der Kamin nicht auskühlt und damit die Saugwirkung verpufft, sollte das Kaminrohr aus Heizungsrohrisolation sein (diese grauen Schumstoff-Rohre).

    Aber zu den Fragen:

    Zu 1)

    Dein Füllstoff ist Polsterwolle. Auch wenn sie mit Klebstoff in eine Isolierplatte bzw. Anti-Dröhn-Platte umgearbeitet  wurde. Das ist Heutzutage kein gutes Material. Früher bestand sowas nur aus Baumwolle. Der Reißwolf konnte kurze Fasern erstellen. Heutzutage sind überall Synthetikgarne und Lycra usw. drin. Die Fasern reißen nicht, sondern dehnen sich. Somit können sich die Tarsen (Füße) der Hummeln in der Polsterwolle verheddern und die Hummel kommt nicht mehr weg. Auf dem Foto mit den zwei Hummeln fehlen der einen zwei Tarsen, wenn ich das richtig sehe. Tarsen sind Füße. Es kann sein, dass sie irgendwo in der Polsterwolle stecken. Ob daraus eine verkürzte Lebenszeit resultiert, weiß ich nicht.

    Die Tarsen könnten auch durch einen Kampf mit einer eine Kuckuckshummel abhanden gekommen sein.

    In Nächten, die über 11 Grad warm sind, schwärmen die Wachsmotten. Darum sollte die Wachsmottenklappe bis zu dem Zeitpunkt bereits geschlossen und der Umgang von den Hummeln gelernt worden sein. Wachsmotten larven fressen an schlafenden Hummeln von unten. Das heißt, dass die Tarsen im gefährdeten Bereich sind.

    Die Arbeiterinnen sterben je nach Arbeitsbereich etwa nach 10 bis 14 Tagen. Stockhummeln überleben auch deutlich länger. Es kann sein, dass sich verendende Hummeln in Ecken des Nestes zurück ziehen oder dorthin von anderen Hummeln “komplimentiert” werden. Wenn das Anflugbrett auch gleichzeitig der Toilettensitz ist, kann es sein, dass die toten Artgenossen aus Gründen des Seuchenschutzes von den Stockhummeln dahin entfernt werden.

    Probleme macht auch die Temperatur. Wenn 35 Grad im Nest überschritten werden, sterben die Hummeln, weil sie ähnlich wie die Menschen in Ihrer Körpertemperatur limitiert sind (Mensch: 43 Grad C., Hummel: ca. 45 Grad Celsius).

    Zu 2)

    Eine gute Frage. Die Hummeln lernen von den Artgenossinnen. Wenn genügend Artgenossen vorbei kommen, haben sie es irgendwann raus.

    Die damals ersten Klappen wurden so gestaltet, dass sie intuitiv von Hummeln bedient werden konnten. Dazu hatten sie außen einen schwarzen Punkt, um das Eingangsloch für die rückkehrenden Sammlerinnen zu simulieren. Ich möchte annehmen, dass sie “dachten” das Loch ist von einem Blatt teilweise versperrt und haben dieses vermeindliche Blatt angehoben. Für die ausfliegenden Hummeln wurde die Klappe hellbraun gemacht, damit sie das Licht des Ausgangs erahnen konnten. Bei Druck gegen das Hindernis nehmen sie die klare Sicht unten durch den sich öffnenden Schlitz schnell wahr, was sie dazu veranlasst das Hindernis wegzudrücken.

    Zu 3)

    Belüftung ist wichtig. Die ideale Nistraumtemperatur ist 28 Grad Celsius. Die 30 Grad sollte nicht überschritten werden. Die 32 Grad sollten nie erreicht werden (entspricht ca. 42 Grad Körpertemperatur und die Lebensdauer verkürzt sich) und bei über 35 Grad Celsius haben die Hummeln etwa 45 Grad Körpertemperatur und nippeln ab.

    > Es sitzen zwei Hummeln an der Innenseite als Ventilatoren im Dauerbetrieb.

    Dann ist’s über 28 Grad heiß im Nistraum.
    Man kann Dach und Außenwand mit Wasser kühlen oder Schatten spenden durch einen oder mehrere Sonnenschirme drüber bauen.

    > so ein Loch bohren ist doch eine erhebliche Beästigung für die Hummeln. Oder halten die das aus?

    Halten sie aus. Man muss sie nur dran gewöhnen. Man kann große Löcher vermeiden und stattdessen kleine Löcher bohren und einen Lüfter einsetzen. Du musst sowieso einen Sog erzeugen, sonst kommt die kühle Luft vom Boden nicht nach oben. Also mehrere (ca. 20?) kleine Löcher von ca. 3,5 mm nebeneinander bohren. Ein Bereich knapp über der Streu und ein Bereich möglichst weit oben im Nistkasten.

    Sie werden beim ersten Loch heraus stürmen und nachgucken was los ist. Das lässt du sie einfach machen. Irgendwann ziehen sie sich wieder zurück. Dann das zweite Loch bohren. Sie werden wieder nachsehen was los ist. Auch da wieder warten bis sich alles beruhigt hat und so weiter. Beim zehnten Loch wird vermutlich niemand mehr raus kommen.

    Den Bohrer bitte mit einem Anschlag ausstatten, damit der Bohrer nicht zu tief in den Raum eindringt. Dann von außen je einen Rahmen aus Holzleisten aufkleben. Der kann auch um etliches größer sein als die ca. 20 Löcher. und auf diesen dann ein großes Stück Pfannenspritzschutz. An die unteren Löcher einen Schlauch zum Boden und am Spritzschutz einen Lüfter, der Luft aus dem Nistkasten aussaugt. Ein einfacher dünner Lüfter für 5 oder 12 Volt aus dem Computerzubehör reicht. Wenn der Unterdruck zu stark ist, geht die Wachsmottenklappe nicht mehr auf.

    Wenn 28 Grad überschritten werden, sollte der Lüfter ausgeschaltet werden und stattdessen feuchte Tücher von Außen an den Nistkasten gedrückt werden. Vielleicht kann man auch diese Isolationsplatten feucht machen und von außen an den Kasten schrauben. Je näher die Nistraumtemperatur an 28 Grad ist, um so besser geht es dem Nest.

    Wenn die Hummeln das Dach des Nistraums um die Waben entfernt haben, waren die 28 Grad Celsius irgendwann schon mal überschritten.

    Ich drücke dir die Daumen.

    VG Bulli