Antwort auf: Tote Arbeiterinnen im Vorbau
Hallo,
zum Auftauchen einer Erdhummelkönigin am Einflugloch kann ich nichts sagen. Für eine Erdhummel wäre es ein ziemlich spätes Ende der Diapause. Aber Erdhummeln sind dafür bekannt, dass sie lange nach einer Nestgründungsphase eine Scheinsuche nach Nestern durchführen. Die ist aber eher harmlos.
Es könnte sich auch um ein „Reserveweibchen“ gehandelt haben, das selber keine Nester gründet, sondern übernimmt. Ob eine Erdhummelkönigin aber ein Baumhummelnest übernehmen will … kann ich mir nicht vorstellen.
Vielleicht weiß jemand aus dem Forum hier mehr zu Nestübernahmen durch „Reserveweibchen“ zu sagen.
Ein Kampf zwischen Arbeiterinnen aus dem gleichen Nest ist schwierig zu erklären.
Nach einiger Überlegung halte ich diese drei Erklärungen für wahrscheinlich:
1) Eine auf Bombus hypnorum spezialisierte Kuckuckshummel kann einer Erdhummel ähnlich sehen, z. B. Bombus barbutellus, Bombus norvegicus. Sie würde nach dem Eindringen ein Schlachtfest anrichten können. Die ‚kämpfenden‘ Arbeiterinnen wären dann verletzte Exemplare, die sich gegenseitig aufrichten wollen oder „gesunde“ Arbeiterinnen verfrachten sterbende Arbeiterinnen aus dem Nest (Nesthygiene usw.). Der Zeitpunkt zur Nestübernahme ist hier in der Region jedenfalls recht günstig und Kuckuckshummeln sind ausdauernd beim Versuch ins Nest zu gelangen.
Abgebissene Hinterleibe kenne ich von Hornissen und Wespen. Ich kann mich nicht erinnern, im Rahmen einer Nestübernahme etwas davon gehört oder gelesen zu haben. Andererseits wären die Mundwerkzeuge der Kuckuckshummeln bestimmt groß genug dafür. Weiß jemand mehr?
2) Es gäbe die Möglichkeit, dass in einem Nistkasten zwei Nester gegründet wurden. In dem Falle würde ab einer gewissen Größe ein Kampf Nest gegen Nest ausgelöst werden. Ich könnte mir vorstellen, dass dann nicht nur die Königinnen, sondern auch Arbeiterin gegen Arbeiterin kämpfen.
3) Von Erdhummeln weiß ich, dass es an Hummelständen durchaus zum „Nektarklau“ kommt, indem Arbeiterinnen in fremde Nester eindringen und dort die Nektartöpfe leeren anstatt selber Blüten anzufliegen. Das machen auch Honigbienen in Hummelnestern. Sowas kann für die eindringende Hummel oder Honigbiene ein Lebensrisiko darstellen.
Ob eine große Erdhummelarbeiterin sich bis zu den Nektartöpfen durchkämpft, hört sich für mich jedoch unglaubwürdig an. Sowas würde eher eine Kuckuckshummel tun.
4) Es kann auch sein, dass ein Naturnest in der Nähe zerstört wurde. Heimatlose Arbeiterinnen können sich dann in andere Nester „einbetteln“. Die Aufnahme beginnt mit einem Kampf. Frühere Forscher nannten es „abraufen“ oder so ähnlich. Die Anzahl der Hummeln, die bei dir das „abrauften“ nicht überstanden haben müssten, erscheint mir recht hoch.
Zum Kampf gegen Arbeiterinnen kann es generell kommen, wenn sie von anderen Arbeiterinnen als krank oder infiziert eingeschätzt werden. Manche entfernen sich von alleine aus dem Nest in irgendeine entfernte Ecke. Manche werden raus geworfen.
Ich würde mich freuen, wenn du mehr zu diesem Nest herausfinden könntest.
VG Bulli