Antwort auf: Wachsmotte

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MarylouMarylou
Forenmitglied
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    • 61 m

    @Gnutzi63

    Die Größe der aufgefundenen Wachsmotten spricht in dieser Jahreszeit für ca. zwei bis drei Wochen Entwicklungszeit, wie @osmia schon anmerkte, d.h. sie sind ausgewachsen und würden sich als Nächstes einen Verpuppungsplatz suchen.

    Der Einsatz von Bt. hilft in diesem Wachsmottenstadium leider nicht mehr. Das Hummelnest sollte von weiteren Wachsmottenlarven befreit und in einen neuen Nistkarton umgebettet werden. Infos hierzu stehen ebenfalls in dem schon geposteten Link.

    Die Idee als Vogelfutter ist gut, sofern man die Wachsmottenlarven vor der gezielten Verfütterung grundsätzlich mit Cutter oder Schere durchschneidet. Macht man das nicht, können sie den Vögeln entkommen und robben schnell an einen geschützten, dunklen Platz, wo sie in Sicherheit sind und sich anschließend verpuppen können.

    Wachsmottenlarven sind äußerst lichtscheu. Sie fressen bevorzugt von unten am Hummelnest, daher sind sie selten oben auf dem Nistmaterial zu sehen, außer sie sind (ausgewachsen) bereits auf der Suche nach einem Verpuppungsplatz.

    Bei 50 bisher gefundenen Wachsmottenlarven ist der Schaden am Hummelnest schon beträchtlich. Unter dem Hummelnest und im Nistmaterial dürften noch weitere, auch kleinere Wachsmottenlarven sein.

    Ich würde das Hummelnest jetzt komplett in einen neuen Nistkarton umbetten, alle sichtbaren Wachsmottenlarven an den Hummel-Tönnchen mit einer Pinzette entfernen, das Hummelnest mit Bt. besprühen (hierbei bitte die Nektartöpfchen abdecken), und das Nest im neuen Nistmaterial nach 10 Tagen nochmals mit Bt. behandeln.
    Ist nicht so schwierig, wie es sich anhört.

    Nach den Geschlechtstieren sammeln die Hummeln weiterhin, kümmern sich und versorgen das Nest, in welchem Brutzellen mit weiteren Hummellarven vorhanden sind, die auf Versorgung und das Schlüpfen warten. Für ein auch noch in der Folgezeit aktives Hummelvolk im Nistkasten ist es daher umso bedauerlicher, wenn dazu geraten wird, wenig oder nichts mehr zu unternehmen.

    Ein die Hummel-Geschlechtstiere begleitender oder nachfolgender Wachsmottenbefall und eine wissentlich durch Nichtbehandlung des Hummelvolkes geduldete Wachsmottenaufzucht auf Kosten eines lebendigen, aber durch die Wachsmottenlarven dann schnell und jämmerlich verendenden Hummelstaates entspricht aus meiner Sicht nicht dem Sinn des Hummelschutzes, zumal das Hummelvolk ohne Wachsmottenlarven noch weitere zwei bis drei Monate existieren könnte.

    Ergänzend hierzu noch die Aussage von Eberhard von Hagen: “Es erweist sich als sehr vorteilhaft, wenn man Hummelvölker, die ihren Höhepunkt überschritten haben und deren Brutproduktion und -pflege fast abgeschlossen ist, mit einer Zuckerlösung füttert. Die hierdurch gewonnene Kohlenhydratenergie und die damit erzeugte Wärme veranlassen die noch vorhandenen Arbeiterinnen, wieder auszufliegen, um ausschließlich Pollen zu sammeln. Dies stellt eine gute Voraussetzung dafür dar, dass die Altkönigin erneut Eier legt, denn Blütenstaub ist eine unentbehrliche Nahrung für die aus den Eiern schlüpfenden Larven. Es werden wieder Geschlechtstiere erzeugt und bei ausreichender Bewärmung durch die noch vorhandenen Arbeiterinnen ggf. auch Drohnen und Jungköniginnen ausschlüpfen. Damit ist dann ein größeres Potential an überwinterungsfähigen Jungköniginnen geschaffen.”

    Zudem haben Dave Goulson und sein Team durch Forschungsarbeiten festgestellt, dass Hummelvölker unter einer erschreckend hohen Mortalitätsrate durch Prädatoren und Parasiten leiden, sodass viele früh sterben. Zahllose Königinnen, die im Frühjahr versuchen, einen Hummelstaat zu gründen, kommen nicht durch. Es gelingt daher nur sehr wenigen, ein großes und gesundes Volk aufzuziehen. Diese wenigen Völker produzieren glücklicherweise viele Königinnen, wodurch die große Mehrzahl der Hummelvölker, die dies nicht schaffen, kompensiert wird.
    Dave Goulson führt weiter aus, dass dies auf eine fein austarierte Balance hinweist, so dass jeder Faktor, der die Mortalitätsrate auch nur ein klein wenig erhöht, eine Hummelspezies rasch zum Untergang verdammen kann (O-Ton Dave Goulson).