Antwort auf: Post von Bertram Münker

#92537
AvatarBertram
Forenmitglied

    Ja, Martha, ich denke wie du, dass Hummeln (wie alle Wildtiere) ihre (oft Millionen Jahre und somit ohne menschliche Einflüsse erworbene) Eigenständigkeit und Entwicklung bewahren sollten. (Streng gesehen ist ja im Grunde auch das Aufstellen von Hummelkästen ein Eingriff in diese Eigenständigkeit – wenn auch freilich, wegen des stetigen Verlusts natürlicher Lebensräume, ein von uns allen gut gemeinter: Wir versuchen zu ersetzen, was in der Natur verloren gegangen ist).

    Als ich erst wenige Kästen hatte, habe ich noch übereifrig die Wachsmotten bekämpft, Wespen verscheucht und Mäuse vertrieben, die sich häuslich einrichten wollten. Was ich nun nicht mehr mache. Denn je mehr Kästen ich in meiner Begeisterung Winter für Winter bastelte und die dann im Frühjahr von immer mehr Hummeln besiedelt wurden, desto weniger bekümmerten mich einzelne Verluste, weil zum guten Schluß sich insgesamt doch genügend Jungköniginnen entwickeln konnten. So habe ich die (wie Bazillus Thuringiensis käufliche) Schlupfwespe Trichogramma bislang noch nicht eingesetzt (auch wenn sie beide die natürlichen Gegenspieler der Wachsmotte sind und daher aus meiner Sicht durchaus als Helfer bei der biologischen Bekämpfung Verwendung finden könnten. Was aber letzlich ja in der Entscheidung jedes einzelnen von uns Hummelfreunden liegt.)

    Ich hatte übrigens auch im letzten Winter wieder in drei Kästen Waldmäuse, die sich, einmal fünf Tiere, im (von Hummeln im Vorjahr nicht angenommenen) Nest zusammengekuschelt gegenseitig wärmten. Im Frühjahr waren sie dann verschwunden. Dafür siedelte sich in einem anderen Kasten gleichzeitig mit einer Baumhummelkönigen eine Deutsche Wespe an, baute oberhalb des Hummelnestes an der Decke fleißig ihr filigranes Nestchen weiter und lernte sogar zu meinem großen Erstaunen die Hummelklappe zu betätigen. Eigenartigerweise war nach ein paar Wochen Schluss, die Wespe verschwunden, ebenso die Baumhummelkönigin sowie die schon geschlüpften ersten Arbeiterinnen, eine Arbeiterin lag tot am Boden. Auf die Frage, was wohl passiert sein mochte, habe ich keine rechte Antwort gefunden, bin aber froh für die Zeit, in der ich Tag für Tag das Zusammenspiel der beiden Kastenbewohnerinnen hautnah beobachten konnte.

    Dass Verluste in der Natur kompensiert werden, sehe ich übrigens wie du. Ich würde sogar noch weiter gehen, weil ich der Meinung bin, dass es Verluste in der Natur eigentlich gar nicht gibt. “Verluste” mag es aus unserer, menschlicher Sicht verständlicherweise geben (wenn wir etwas verlieren, erleiden wir einen Verlust), aber in der Natur geht ja nichts verloren, sondern verwandelt sich nur.

    Liebe Grüße, jetzt wieder aus der Siegerländer Heimat, von Bertram