Bulli: Tote Erdhummel im Vorbau – Zufütterung
> leider wird das Wetter hier in Oberschwaben nicht besser, heute Morgen schon
> wieder weiß und jetzt Dauerregen wie die letzten 2 Tage und davor 2 Tage
> Schneefall der auch ganze zwei Tage liegen blieb.
Hier möchte ich mal schreiben, wie ich mir die Sache mit den Hummeln zusammenreime aus den vielen Quellen, von denen ich sicherlich wieder einiges vergessen habe:
Bei oberirdischen Nistkästen folgt die Innentemperatur der Außentemperatur mit nur wenig Zeitverzug. Ich meine mich an 0,5 bis 2 Stunden zu erinnern. Ein Nest in einem natürlichen Mäusenest hat durchgängig die gleiche Temperatur. Weil Hummeln bei 5 bis 10 Grad Bodentemperatur aufwachen, wird die Bodentemperatur während der Brutphase der ersten Generation immer über 5 Grad liegen. Dringt kühle Luft durch den Eingangstunnel, werden die weiteren Eingänge des Nestes von den Königinnen zugeschoben und teilweise mit Baumaterial zugeklebt, um den Luftfluss zu bremsen.
Warum schreibe ich das …
Kommt es zu Temperaturen unter 5 Grad Celsius sind die Hummeln in den Nistkästen den Hummeln in der Natur unterlegen. Die Larven können durch zu geringe Temperaturen Schaden erleiden. Dann kommt es (vielleicht) zu Larvenauswürfen. Darum wärmt die Königin in Nistkästen, während die Königinnen in natürlichen Nestern einfach nur energiesparend erstarren brauchen, denn 5-10 Grad Dauertemperatur können die Eier, Larven und Puppen locker ab.
Lange Rede, kurzer Sinn.
Königinnen in Nistkästen würden zum Wärmen auf mindestens 5 Grad Celsius Nektarvorräte verbrauchen, bis nichts mehr da ist, während die in natürlichen Nestern sich schlafen legen können.
Genetisch vorgegeben wird das Verhalten sein, das sie in natürlichen Nestern mit nahezu gleichbleibenden Temperaturen zeigen.
Die schnellen Temperaturwechsel im Tag-Nacht-Rhythmus in Bereiche unter 5 Grad Celsius im Nistraum eines Hummelnistkastens sind nach meiner Meinung nicht sehr natürlich.
Ich glaube, dass der Nachteil sich im erhöhten Nektarverbrauch manifestiert.
Dieser Nachteil ist von Menschen gemacht, die Hummelförderung betreiben.
Darum glaube ich, dass an dieser Stelle ein Ausgleich zwischen menschlich angebotenen Nestern und von Mäusen angelegten Nestern durchaus legitim ist.
Weil bei tiefen Temperaturen der Nahrungsmangel fast schon impliziert ist, sehe ich zwei Möglichkeiten zum Ausgleich:
1. die Nistkästen elektrisch beheizen, wenn die Temperatur unter 5 Grad Celsius fällt.
2. Zufüttern mit Zuckerwasser, damit die Hummelkönigin genug Energie zur Verfügung hat, um selber zu heizen.
Einfach, aber täglich zu beobachten und zu säubern, wäre die Zufütterung.
Die Alten Hasen füttern schon zu, bevor überhaupt eine Hummel in den Nistkasten einzieht, indem sie durch einen Zuckerwasserspender im Innenkarton/Nistraum die Königin „bestechen“ im Nistkasten zu bleiben.
Eberhard von Hagen füttert bis kurz vor Erscheinen der zweiten Generation und schleicht sich dann langsam aus der Zufütterung heraus. Michel schrieb am 20.04. auch davon und hatte noch einige Tipps, wie man Königinnen an Zufütterung heran führen kann.
Die Hummel läuft idealerweise über das Zuckerwasser. Dazu eignet sich z. B. eine 1/3 hohe Legoplatte, die im Vorbau quer vor dem Einflugloch liegt. Darauf dünn Zuckerwasser verteilen. Mehr in die Löcher. Daneben stellt man einen normal hohen Legostein voll mit Zuckerwasser. Die Geräte dann täglich austauschen und reinigen, damit das Zuckerwasser nicht verdirbt. Nicht zu hoher Zuckeranteil. Zum Kennenlernen lieber 15-25 % Zuckeranteil. Steinhummeln sind wählerischer als andere Hummeln. Wird das dann nicht angenommen, kann man noch irgendwas getränktes auf die 1/3 hohe Platte drauf legen, an das die Hummel mit den Fühlern stoßen kann. Über den Kontakt mit den Fühlern nimmt sie das Zuckerwasser wahr und sucht danach, nachdem sie ihre Fühler geputzt hat.
Übrigens. Der Vorbau wurde in den 70er Jahren von den Brüdern von Hagen entwickelt, um zufüttern zu können ohne immer den Nistraum zu öffnen. Sie hatten damals bei ihren Nistkästen unter den Einfluglöchern eine längere quadratische Leiste ( ca. 15 x 15 mm) angebracht. Darauf klebten sie eine Pappschachtel mit Loch an der hinteren Seite, einer halbkreisförmige Klappe an der Vorderseite und direkt an der Nistkastenfront seitlich ein kleines Ein- und Ausflugloch, das genau so breit war, wie die Leiste, die wie oben schon erwähnt die Anflugleiste war.
Als später das Anflugbrett breiter wurde, blieb lustigerweise das kleine seitliche quadratische Loch in der Ecke an der Nistkastenfront bis zur Einführung der Wachsmottenklappe erhalten.
So weit von mir.
Viele Grüße.
Bulli
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