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Antwort auf: Baumhummel volk

#61704 ZITIEREN
AvatarBulli
Forenmitglied

    Fächeln ist ein Zeichen für:

    0) zu hohe Nistkugeltemperatur,
    1) fehlenden Nektarvorrat,
    2) weniger Polleneintrag,
    3) reduzierte Anzahl Sammelflüge bis zum Tod einer Sammlerin,
    4) evtl. baldigen Larvenauswurf.

    Zu 0) Fächeln ist ein Zeichen, dass das Nest auf Überlebensmodus umstellt. Es gilt die Brut vor dem Tod zu bewahren. Darum sind bei 32 Grad Celsius alle Hummeln im und um das Nest versammelt. Teilweise sitzen sie vor dem Eingang. Alle sind dabei die Brut gegen Hitze zu verteidigen, koste es, was es wolle.

    Zu 1) Arbeiterinnen brauchen pro Imago den Nektar aus 450-500 Blüten, um einen Tag zu überleben. Eine Sammlerin sammelt an 1500 bis 2000 Blüten pro Tag (nach meiner Erinnerung) und versorgt damit sich und weitere 2 bis 3 Hummeln bzw Larven.

    Nehmen wir an, dass Hummeln 18 Stunden aktiv sind und 6 Stunden in Starre (genaue Werte habe ich mal gelesen, aber weiß nicht mehr). Somit verbraucht eine Hummel durchschnittlich den Nektar von 25-27 Blüten pro Stunde.

    Wenn eine Sammlerin sich durch zu hohe Tempersturen zum Fächeln gezwungen fühlt, holt sie keinen Nektar aus 100 – 108 Blüten (für sich und weitere 3 Hummeln), sondern verbraucht den Nektar von – geschätzten 100 bis 150 Blüten für das Fächeln. Den Nektar zum Fächeln holen sie aus den Nektartöpfchen des Nestes. So fehlt pro fächelnder Sammlerin pro Stunde in den Nektartöpfchen ein Defizit von Nektar aus 200 bis 258 Blüten. Wenn 10 Hummeln fächeln, ist es pro Fächelstunde der Nektar von 2000 bis 2580 Blüten, der fehlt. Das ist etwa die Sammelmenge einer Arbeiterin pro Tag.

    Bei hohen Tagestemperaturen und trockenen Böden produzieren Blüten weniger Nektar. Die Hummeln müssten mehr Blüten besuchen für die gleiche Menge Zucker.

    Durch Zufüttern von Zuckerwasser wird das ausgeglichen.

    Zu 2) Zusätzlich wird durch fehlende Sammelflüge kein Pollen eingetragen.

    Das auszugleichen kann auch schwierig sein, weil die Blüten natürlich auch hohe Temperaturen auszuhalten haben. Im Trockenstress wird erst mal auf das eigene Überleben geachtet, anstatt auf die Reproduktion.

    Ich denke, dieser Aspekt kann außer acht gelassen werden, es sei denn es gibt Wachsmotten, die den pollen in Form von Larvenwiegen auffressen.

    Zu 3) Fächeln verkürzt außerdem das Leben der Sammlerin. Sammlerinnen werden je nach Untersuchung 12 bis 21 Tage alt. Stockhummeln aus der ersten oder zweiten Arbeiterinnengeneration werden durchaus auch mal über 100 Tage alt.
    Die Muskulatur muss 32 Grad Celsius haben (Temperatur zum Fliegen), darf aber nicht über 43 Grad Celsius werden (absoluter Zelltod; besser nicht über 40 Grad werden). Je höher die Temperatur, um so kürzer ist die Lebensdauer der Muskeln. Bei 32 Grad Muskeltemperatur kann eine Sammlerin somit in ihrem Leben die häufigsten Flügelschläge vollführen. Bei 29, 30, 31 oder 32 Grad Celsius Umgebungstemperatur reicht die Muskelkühlung nicht aus, um 32 °C Muskeltemperatur zu halten. Somit steigt die Muskeltemperatur und verkürzt die Lebensdauer der Muskulatur und damit der Sammlerin.

    Ich kann nicht mal schätzen, wieviele Sammelflüge weniger eine Hummel machen kann, wenn sie eine Stunde fächelt.

    Hummeln sammeln hauptsächlich morgens und vormittags. In der Mittagshitze sammeln sie sehr reduziert (ca. 30 bis 60 % weniger Ausflüge; nach meiner Erinnerung) und erst am kühlen Abend steigen die Sammelflüge wieder an, erreichen aber nicht das Niveau von morgens/vormittags. Man kann eine Korrelation zum Temeraturverlauf am Tag erkennen. Dieses temperaturangepasste Sammelverhalten ist muskelschonend. Allerdings kann ich nicht sagen, ob dieses Verhalten auch beibehalten wird, wenn Nahrungsnotstand herrscht.

    Die verkürzte Lebensdauer der Sammlerinnen fällt einem Hummelfreund nicht auf.

    Zu 4) Bei Temperaturen ab 29,0 Grad Celsius (Bombus terrestris) kommt es durch Überhitzung zu Schäden an den Larven, die den Tod bedeuten können. Die Larven werden am nächsten oder übernächsten Tag entdeckt und ausgeflogen.

    Diesen Schaden bemerkt man nicht sofort.

     

    Darum ist es besser, sich auf den Fall vorzubereiten. Alte Decken, Kühlakkus, Temperatursensoren, Thermometer usw.

    VG Bulli