Andrena hattorfiana?
- Dieses Thema hat 4 Antworten und 2 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert vor 3 Jahren, 8 Monaten von Katrin.
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KatrinForenmitglied
- DE 18311
- 13 m
Gestern beobachtete ich eine Wildbiene auf Jasione montana (Sandknöpfchen). Handelt es sich um Andrena hattorfiana (Knautien-Sandbiene)? Laut Literatur dürfte sie aber nicht auf einem Glockenblumengewächs zu finden sein. Hat die Biene sich geirrt oder ich? Gibt es eine Verwechslungsmöglichkeit?
Viele Grüße aus MV von Katrin
MV, Kasnevitz/Rügen, Wegrand, 25m NHN, 01.08.2020
MartinForenmitgliedHm. Spannender Fall. Gibt es zumindest Knautia in der Nähe? Der von ihr gesammelte Pollen könnte farblich nämlich schon von Knautia stammen und die Jasione wird dann hier nur für Nektar besucht.
Ansonsten gibt es noch ein paar Arten die so ähnlich aussehen, darunter mit rufizona auch eine extrem seltene auf Glockenblumen spezialisierte Art, aber bleiben wir lieber realistisch.
Martin
KatrinForenmitgliedBeitragsersteller- DE 18311
- 13 m
Ja, Knautia wuchs direkt daneben. Es hat mich verwundert, dass “alle” Fluginsekten sich auf den Sandknöpfchen tummelten und nicht auf den Acker-Witwenblumen. Deine Interpretation ist sehr gut! DANKE! Du kennst dich echt super gut aus. Beneidenswert!!! Ich habe meine Beobachtung auch an Paul Westrich weitergeleitet, der zwischenzeitlich folgendes geantwortet hat:
“Ihre Fotos von dem Blütenbesuch von Andrena hattorfiana
an Jasione montana könnte man als eine der Ausnahmen deuten, wenn ein
Weibchen einer oligolektischen Art auf eine normalerweise nicht
genutzte Pollenquelle ausweicht, wenn tatsächlich Pollen gesammelt
würde, was ich aber nicht glaube. Ich sehe in den Blüten der Jasione,
die offensichtlich schon weitgehend abgeerntet sind, keinen
verwertbaren Pollen mehr. Der ist normalerweise ringsum am Ende der
lagen “Griffelstange” zu sehen, wenn die Staubbeutel schon
eingetrocknet sind, ganz ähnlich anderer Glockenblumengewächse.
Jasione hat auch rosaroten Pollen ähnlich dem von Knautia arvensis.
Letzte Klarheit liefert immer eine mikroskopische Pollenanalyse, die
ich als Beleg immer voraussetze. Wahrscheinlich hat das Weibchen das
Sandglöckchen nur als Nektarquelle genutzt und der rosarote Pollen in
der Transporteinrichtung von hattorfiana stammt von Knautien. Die
Größe der Pollenkörner spricht auch für diese Annahme, denn die von
Jasione sind viel kleiner, wie eigene Fotos dieser Art zeigen. Ein
Ausweichen auf andere Pollenquellen kommt vereinzelt vor, wenn das
Weibchen in seinem “Drang”, seine Brutzellen zu versorgen,
notgedrungen ausweicht. Ich habe dies bei Andrena hattorfiana auch
schon einmal bei Wiesen-Pippau (Crepis biennis) (Korbblütler) erlebt,
als eine Wiese mit viel Knautien frisch gemäht war und keine Knautien
mehr vorhanden waren. Wir wissen immer noch nicht genau, ob der
Fremdpollen von den Larven verwertet werden kann. Auf jeden Fall
kehren die Weibchen sofort wieder zu “ihren” Pollenquellen zurück,
sobald diese wieder verfügbar sind. Gelegentlich kann man dies auch
bei anderen oligolektischen Arten feststellen. Es gibt aber auch
oligolektische Arten, die nie ausweichen, sondern ihre Brutversorgung
einstellen (z.B. Osmia adunca und Natterkopf).”Viele Grüße in die Nacht, Katrin
MartinForenmitgliedSpannend, die Informationen von Westrich. So viel Ahnung habe ich auch nicht, da hast du mich in diesem Fall nur auf dem richtigen Fuß erwischt: Ich habe sowohl Knautia arvensis als auch Andrena hattorfiana jedes Jahr bei mir auf der Wiese – sind hier übrigens schon seit Wochen durch – und das macht die Sache etwas leichter.
Gruß,
MartinKatrinForenmitgliedBeitragsersteller- DE 18311
- 13 m
In MV geht die Welt ja bekanntlich 200 Jahre später unter … deshalb fliegen die Tiere hier wohl noch … ;-)
Katrin
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